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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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klingelt, obwohl er ihren Wohnungsschlüssel für Notfälle hat oder wenn sie verreist ist und die Blumen gegossen werden müssen oder wenn er so spät kommt, dass er sie nicht aus dem Bett holen will.
    Sie sieht umwerfend aus.
    Doch umwerfend sieht sie immer aus, nicht nur für eine Frau über vierzig, sondern für eine Frau jedes Alters. Sie trägt ein einfaches schwarzes Kleid, gerade kurz genug, um ihre Beine nicht zu verstecken, und gerade so weit ausgeschnitten, dass es ein bisschen Busen zeigt.
    In den alten Zeiten, denkt Frank, als er ihr die Wagentür aufhält, hätten wir so was als »Klassebraut« bezeichnet. Klar, heute redet man nicht mehr so, aber Donna ist trotzdem eine. Immer gewesen. Ein Showgirl aus Vegas, das sich nie prostituiert hat, einfach ihren Job machte, Alkohol und Drogen mied, ihr Geld sparte und wusste, wann es Zeit war aufzuhören. Sie hat ihre Ersparnisse genommen, ist nach Solana Beach gezogen, hat ihre Boutique aufgemacht.
    Und lässt es sich gutgehen.
    Sie fahren die Küstenstraße entlang zu Freddie’s by the Sea.
    Das ist ein altes Lokal direkt am Cardiff Beach, und manchmal, wie auch heute Abend, kommt der Ozean ganz nahe heran. Die Hostess kennt Frank, deshalb bekommen sie einen Tisch am Fenster. Bei diesem Sturm schlagen die Wellen schon fast gegen die Scheiben.
    Donna sieht dem Treiben eine Weile zu. »Bei diesem Wetter«, sagt sie, »komme ich wenigstens mit meiner Inventur weiter.«
    »Ein paar Tage Urlaub könntest du gebrauchen.«
    »Erst mal du.«
    Das ist ihr ständiges Streitthema – zwei in ihren Beruf eingespannte Menschen, die es nicht schaffen, auch nur ein paar Tage Urlaub zu nehmen. Ihr behagt der Gedanke nicht, die Boutique an eine Vertretung zu übergeben, und Frank ist nun mal Frank. Vor drei Jahren waren sie für fünf Tage auf Kauai, aber seitdem hat es nur zu einer Übernachtung in Laguna und einem Wochenende in Big Sur gereicht.
    »Wir müssen mal wieder Pause machen, was Schönes unternehmen«, sagt er jetzt.
    »Du könntest ja auf drei von deinen fünf Jobs verzichten«, schlägt sie vor – obwohl ihr klar ist, dass sie sich auch deshalb so gut vertragen, weil sie nicht allzu viel Zeit füreinander haben.
    Sie bestellen eine Flasche Roten und auch gleich, um Zeit zu sparen, ihre Appetizers und Entrees. Er entscheidet sich für Meeresfrüchtesuppe und Scampi, sie nimmt einen grünen Salat ohne Dressing und den gebackenen Heilbutt mit Tomaten.
    »Die Scampi würden mich reizen«, sagt sie, »aber die Butter macht sich bei mir am nächsten Tag auf der Haut bemerkbar.«
    Sie entschuldigt sich für einen Gang zur Toilette, und Frank nutzt die Gelegenheit, kurz mal in die Küche zu gucken und dem Koch hallo zu sagen, seine übliche Frage loszuwerden: Wie war der Fisch in letzter Zeit? Irgendwelche Beschwerden? War die Stachelmakrele letzte Woche nicht ausgezeichnet? Hey, nur zur Information, ich hab nächste Woche reichlich Vorrat an Shrimps, egal, wie stürmisch es wird.
    Als er in die Küche kommt, ist John Heaney nicht da.
    Frank kennt ihn seit Jahren. Damals, als John noch sein eigenes Restaurant in Ocean Beach hatte, haben sie viel zusammen gesurft. Aber John hat sein Lokal wegen einer Football-Montagswette verloren.
    Frank war an dem Dienstagvormittag draußen gewesen, zur Herrenrunde, als John angepaddelt kam, verkatert und bleich wie der Tod.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte ihn Frank.
    »Ich muss zwanzig Riesen für die Vikes berappen«, erwiderte er. »Sie haben einen Extrapunkt gemacht. Einen gottverdammten Extrapunkt!«
    »Hast du das Geld?«
    »Nein.«
    Daher: Bye-bye, Restaurant.
    John ging dann im Casino von Viejas jobben, und das war, als würde ein Alkoholiker in der Schnapsbrennerei arbeiten. Alle zwei Wochen kriegte er einen Lohnscheck, derim Minus war, schließlich setzte ihn das Casino vor die Tür. John irrte von einem Job zum nächsten, bis ihm Frank die Stelle bei Freddie’s verschaffte.
    Was soll man machen, denkt Frank. Buddy bleibt Buddy.
    John verdient gutes Geld bei Freddie’s, aber für einen Spieler ist gutes Geld nie gut genug. Das letzte Mal, als Frank von ihm gehört hat, hat er Nachtschichten im Hunnybear geschoben.
    »Wo ist Johnny?«, fragt er den Hilfskoch, der in Richtung Hinterausgang nickt.
    Frank versteht: Der Koch steht draußen am Müllcontainer, um sich eine Zigarette oder einen Schluck zu genehmigen. Egal welches Lokal: Gehst du raus zum Container, findest du garantiert einen Haufen Kippen und ein paar

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