Franklin Gothic Medium (German Edition)
sie sofort hellwach. Hereingekrochen kam ihre einstmals so schöne und komplette Frau und mit einem entsetzten Aufschrei bemerkte sie das große Opfer, welches die Andere für ihren heutigen Ausflug in die obere Welt erbringen musste. Die Brüste, zwischen denen sie sich nachts so gerne ein wenig Geborgenheit gesucht hatte, waren der Preis, den der Dämon diesmal für ihr Weiterleben verlangt hatte.
Der Schock über diese entsetzliche Verstümmelung ließ ihr nicht, wie man nun vermuten könnte, die Sinne schwinden. Dafür setzte sich die im Gehirn einsetzende Schockwelle durch ihren gesamten Körper, jeden einzelnen Muskel hindurch fort. Die gewaltige Anspannung, unter der ihr Leib mit einem Mal zu stehen schien, übte einen Überdruck auf die Behausung des noch ungeborenen Lebens in ihr aus und, als wäre sie ein Hydrant dem man den Kopf abgeschlagen hatte, ließ die Fruchtblase platzen. Eine gewaltige Fruchtwasserwelle, ein regelrechter Tsunami des Lebens, schoss aus ihrer Leibesmitte hervor.
Kapitel 31 - Frohe Hoffnung
Die Hoffnung auf Genuss ist fast so sü ß, als schon erfüllte Hoffnung. (William Shakespeare)
Aufgeregt wie ein Kind vor dem Weihnachtsfest, völlig hingerissen und begeistert, überwachte Franklin von seinem Aussichtsposen aus die spannenden Ereignisse. Der Zeitpunkt der Amputation war genau richtig gewesen. Die Freude darüber hatte das Weibchen in solche Aufregung versetzt, dass die Wehen vorzeitig einsetzten und ihr gebärender Leib schwallartig das Fruchtwasser erbrach. Die in noch unregelmäßigen Abständen auftretenden Kontraktionen würden nun langsam den Muttermund dehnen, damit das Ungeborene in den nächsten Stunden bequem den Uterus der Mutter verlassen konnte. In der Außenwelt angekommen würde man ihm dann einen festen, deutlichen Klaps auf den Po geben, der ihm klarmachen würde, dass es nun ein Ende hatte mit dem Luxus im “Hotel Mama”, dass die kostenlose Grundversorgung über die Nabelschnur nun der Vergangenheit angehörte und es von nun an selber atmen musste. Mit einem protestierenden Aufschrei fügten sich die Frischlinge dann auch meist in ihr Schicksal, nur jene, die dies nicht taten verfielen etwas später in die den Toten so eigene Leichenstarre. In den letzten Wochen hatte er viel über Schwangerschaften gelesen und dabei den Hauptschwerpunkt und sein Augenmerk auf die Durchführung traditioneller Hausgeburten gesetzt und gelegt. Darum wusste er nun auch sofort was zu tu n war und eilte in seine Küche.
Dort bestrich er flugs die in der Röhre schmorenden Brüste und stellte dann einen großen Topf mit Wasser auf den Herd. Darin kochte er Bindfäden ab und schaffte sie zusammen mit frischen Handtüchern in den Keller. Sterilität war wichtig. Darum war er nun auch besonders froh, dass er erst letzte Woche frisches Stroh im Keller ausgelegt hatte. Er schob das später Benötigte schon einmal durch die Futterluke in den Stall, warf noch einen prüfenden Blick auf das Geschehen, stellte fest, dass die wirklich spannenden Ereignisse sich nur langsam ihren Weg bahnten und ging wieder na ch oben.
Dort war inzwischen der Zeitpunkt herangerückt, an dem er den Braten aus der Röhre nehmen und die eigene Speiseröhre hinuntergleiten lassen konnte und so legte er sich eine ordentliche Portion davon auf den Teller, eine feine Damast- Serviette über seinen Schoss und gönnte sich eine Stärkung. Die würde er in dieser Nacht auch brauchen, lag doch der ermüdende Kampf einer schweren Geburt vor ihm! Doch leider konnte er das exquisite Mal gar nicht so richtig genießen, denn die Aufregung schlug ihm auf den verwöhnten Magen.
Er hoffte inständig, bei der Geburt würde nichts schiefgehen und Mutter und Kind würden die Strapazen, die mit ihr einhergingen, schadlos überstehen. Besonders bei Frühgeburten war das Risiko, dass der Nachwuchs nicht überlebte hoch. Franklin hatte gelesen, dass die ersten Schlucke aus der Brust der Mutter, das sogenannte Kolostrum, besonders gesund und angereichert mit immunisierenden Stoffen gegen alle erdenklichen Krankheiten waren. Darum war ihm auch sehr daran gelegen, dass die Mutter mit dem Stillen beginnen und seine Kost auf diese Art noch verfeinern konnte. Solch heilkräftiges und unbelastetes Fleisch aus artgerechter Haltung konnte man bei keinem Metzger kaufen! Dieses Fleisch aus eigener
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