Frau Bengtsson geht zum Teufel
Fall.«
»Natürlich.«
»Andererseits ist das der Endspurt, sozusagen.« Sie streckte sich. »Wenn ich das hinter mir habe, kann ich zu meinem alten Leben zurückkehren und auf Gott und den Teufel und seine Großmutter scheißen. Dann habe ich wirklich alles getan, um nicht bei Ihm zu landen.« Sie zeigte auf die Decke. »Oder etwa nicht?«
Satan grinste. »Ja. Mehr, als ich dir zugetraut hätte.« Und während er dies sagte, hatte er einen Geistesblitz. »Du!«
»Ja?«
Er musste sich beherrschen, nicht zu lachen und nicht allzu fröhlich zu klingen. »Als guter Christ kann ich nicht einfach zusehen, wie du einen unschuldigen Menschen umbringst.«
Frau Bengtsson wurde hochrot. »Was? Was willst du damit sagen, Rakel? Willst du mich etwa daran hindern? Komm bloß nicht auf die Idee, sonst … Sonst!«
»Nein, beruhig dich«, antwortete Satan. »Wie gesagt, ich bin ein guter Christ. Und wenn es eine Sache gibt, die wir guten Christen beherrschen, dann ist es die Selbstaufopferung. Das ist fast wie eine Schnellspur in den Himmel, weißt du.«
»Und?«
»Tja. Mein ganzes geistiges Leben, meine Suche, alles ist letztendlich darauf ausgerichtet, die Ewigkeit bei Gott verbringen zu dürfen. In seiner Herrlichkeit, im Paradies.«
Langsam dämmerte Frau Bengtsson, was Rakel sagen wollte. »Äh, du meinst …«
»Ja.« Rakelsatan sah sie ernst an. »Ich meine, dass du mich an Beggos Stelle töten sollst.« Im Stillen setzte er den Satz fort: Dann wird die Welt um ein Theologenaas erleichtert! Er legte den Kopf schräg, um so fromm wie möglich auszusehen.
»Nein, Rakel.«
»Nein?«
»Nein.«
»Aber es wäre doch perfekt! Du würdest das letzte Gebot brechen, und Beggo müsste nicht sterben. Er ist doch trotz allem nur ein verliebter Trottel. Und ich bekäme einen Einzelfahrschein ins Himmelreich. Wie kannst du dazu nein sagen, wenn die einzige Alternative ist, einen Unschuldigen zu töten? Das passt doch nicht zu dir?« Der Teufel sah Frau Bengtsson tief in die Augen. »Du bist doch keine Mörderin?«
Ein kaltes Lachen entfuhr Frau Bengtsson. Sie ließ die Gardine los und sah dem Teufel in die Augen. »Weißt du, das hätte ich bis jetzt selbst nicht gedacht.«
Satan sah sie ein paar Sekunden erstaunt an, und Frau Bengtsson wich seinem Blick nicht aus. Schließlich stimmte er in ihr Lachen ein. »Okay, zum Teufel, hier kommst du.«
»Ja, hier komme ich.«
31
M it der Freitagspost kamen eine weitere Rose und Karte.
»Ich hol dir vom Himmel die Sterne, und du, was gibst du mir dafür? Dein Herz, nur das möcht ich so gerne, damit ich dich nie mehr verlier. Bleib bei mir. Bleib bei mir.«
»Glaubst du eigentlich wirklich, das funktioniert?«, fragte Frau Bengtsson wütend den Zettel. Glaubte Beggo tatsächlich, dass sie seinen Wisch lesen und plötzlich zur Einsicht kommen würde, dass sie schon immer für ihn bestimmt war? Sie schnaubte und trank einen großen Schluck Wein. Da entdeckte sie das gefaltete Blatt, das zwischen einer Reklamebroschüre für Gartenpools und der Speisekarte einer Pizzeria lag. »An Herrn Bengtsson« stand in Beggos krakeliger Handschrift darauf.
»Blöder Idiot«, sagte Frau Bengtsson, entfaltete das Blatt und schüttete sich aus vor Lachen. Er hatte geschrieben: »Frau Bengtsson und ich. Nichts kann uns trennen, egal was geschieht.«
»Oh, du armer, kleiner, verwirrter, afrikanischer Dummkopf«, sagte Frau Bengtsson. »Du willst sterben, nicht wahr?« Sie trank mehr Wein. War es vielleicht eine Alternative, Herrn Bengtsson die Sache erledigen zu lassen? Sie würde ihm schon weismachen, dass Beggo der Schuldige war. Dass er sie einfach nicht in Frieden gelassen hatte. Sie bräuchte ihm nur Beggos Zettel zu zeigen und ein paar Tränen verdrücken. Das Stalking-Opfer spielen. Herr Bengtsson würde wahnsinnig werden.
Aber trotz allem würde er Beggo kaum töten. Vielleicht würde er ihn krankenhausreif schlagen, aber ein Mörder war ihr Mann nicht. Es war allein ihr Problem, ihr Projekt. Und ihr Mord. Sie las den Zettel noch einmal und lachte bitter.
Am Freitagabend, als Herr Bengtsson laut schnarchte, schlich sie sich nach draußen und klebte eine Nachricht unter den Briefkastendeckel. »Hol mich am Sonntag um neun Uhr ab. Morgens. Keiner hält uns auf.«
32
A m Samstagmorgen war ihre Nachricht verschwunden. Sie schüttelte sich vor Grauen. Er war in der Nacht da gewesen. Als sie entdeckte, dass der Weinvorrat aufgebraucht und der Monopolladen schon geschlossen war, ging sie
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