Frau Bengtsson geht zum Teufel
befreien sollte, die Kreissäge ausrutschte. Ja, als das Sägeblatt wie ein glänzendes Pferd auf ihn zukam, seufzte er vor Erleichterung, und im nächsten Moment wurde er geköpft.
Herr Bengtsson, der einer aufgelösten, ja völlig hysterischen Rakel die Tür geöffnet hatte, sprach nach dem Unglück ein ganzes Jahr lang kein Wort.
Seine Frau hatte eine Verhältnis gehabt. Mit dem Briefträger.
Er versank in eine so tiefe Depression, dass er ins Krankenhaus musste. Rakel, die eine gute Christin war, brachte es nicht über sich, ihm zu sagen, was seine liebe Ehefrau in den letzten Tagen ihres Lebens vorgehabt hatte. Sie erkannte, wie sehr er sie geliebt hatte und wie groß seine Trauer war. Kurze Zeit später brach sie ihr Theologiestudium ab, denn nach allem, was sie erlebt hatte (leider erinnerte sie sich an jedes Detail), konnte ihr kein Mensch mehr etwas über Religion und Christentum erzählen. Stattdessen widmete sie sich der Aufgabe, den armen Herrn Bengtsson zu pflegen. Zuerst im Krankenhaus, wo sie ihn jeden Tag besuchte, und dann zu Hause. Sie kochte und putzte für ihn, machte den Abwasch und kümmerte sich um das Haus, während er apathisch im Bett lag und sie betrachtete.
Jeden Tag.
Nach einem Jahr sagte er seine ersten Worte.
»Rakel, ich glaube, ich liebe dich.«
Ein Jahr später war Rakels Haus verkauft, und die Fröjdgata hatte wieder einen Herrn und eine Frau Bengtsson. Gott hatte ihre Ehe gesegnet, und sie warteten ungeduldig auf einen Mini-Bengtsson.
Ja, sie waren ein glückliches Paar.
Frau Bengtsson schaute vom Himmel auf sie herab und gönnte ihnen von ganzem Herzen ihr Glück.
»Du bist vielleicht ein Strolch«, sagte sie und kitzelte Gott im Nacken. »Wenn die da unten nur die geringste Ahnung hätten, wie Gott wirklich ist!«
Der Herr neigte sich zu ihr, damit sie ihn besser kraulen konnte.
»Aber du hast recht, so ist es besser. Sie werden es noch früh genug erfahren.«
Gott nickte, lachte und drehte sich um, so dass Frau Bengtsson leichter an seinen wuscheligen Bauch kam.
***
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Über Caroline L. Jensen
Caroline L. Jensen, geboren 1978, hat Psychologie studiert und als Balletttänzerin, Sängerin und Stripperin gearbeitet. Letzteres hat sie 2008 in ihrem Aufsehen erregenden Debüt
Champagneflickan
(Das Champagnermädchen) literarisch verarbeitet.
Frau Bengtsson geht zum Teufel
ist ihr zweiter von der Kritik hoch gelobter Roman.
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Über dieses Buch
Eigentlich ist Frau Bengtsson gestorben. Bloß war ihr Tod so banal, dass Gott sich in letzter Sekunde ihrer erbarmte. Dank des göttlichen Eingreifens könnte sie ihr Vorstadtdasein als kinderlose, perfekte Ehefrau fortführen - wäre da nicht der Teufel, der sich als fürsorgliche Nachbarin der spirituell erwachten Hausfrau annimmt. Und so seinem ewigen Erzfeind ein Schnippchen schlagen will …
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Impressum
Die schwedische Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel »Fru Bengtssons andliga uppvaknande« bei Ord Text Mening, Höllviken.
eBook-Ausgabe 2013
Knaur eBook
© 2010 Caroline L Jensen
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2013 Droemer Paperback
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Maria Hochsieder
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverabbildung: FinePic ® , München/Getty Images
ISBN 978-3-426-41760-7
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