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Frau Bengtsson geht zum Teufel

Frau Bengtsson geht zum Teufel

Titel: Frau Bengtsson geht zum Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline L. Jensen
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ohne nachzudenken, griff sie Beggo ins Lenkrad und zog.

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    D ass allein der Gedanke zählt, ist ein äußerst seltsamer menschlicher Einfall, das weißt du ebenso gut wie ich. Was wirklich zählt, ist die Tat. In die Gedanken eines Menschen mische ich mich nicht ein. Kannst du dir vorstellen, wie nervig das wäre?«
    Satan wollte gerade antworten, als Gott heftig nach Luft schnappte.
    Unten auf der Straße sahen sie, wie das gelbe Auto plötzlich scharf nach rechts ausscherte und direkt gegen eine alte Kiefer prallte. Sie mussten mit mindestens neunzig Stundenkilometern unterwegs gewesen sein. Frau Bengtsson wurde durch die Windschutzscheibe geschleudert und flog circa zwanzig Meter durch die Luft. Von oben sah sie aus wie eine Stoffpuppe. Sie prallte mehrmals auf dem Boden auf und hinterließ blutige Abdrücke, bis ihr Körper schließlich an einem Baumstamm liegen blieb. Es bestand keinerlei Zweifel, dass unsere Hausfrau tot war, und seltsamerweise stimmte dies Satan traurig. Er hatte sie offenbar lieber gewonnen, als er dachte.
    Auf Beggos Seite war der Airbag aufgegangen, und Satan nahm eine Bewegung wahr.
    War es wirklich möglich? Plötzlich begann die Hupe der Gelben Gefahr aus vollem Hals zu tuten. Als hätte das Auto den ersten Schock überwunden und wollte nun so laut wie möglich sein Unglück klagen, heulte es auf, und ebenso überraschend hörte es wieder auf.
    Hinter der Gelben Gefahr blieb ein dunkelgrüner Jeep stehen. Eine Frau sprang heraus, lief zu dem Postauto und rief: »Herrgott, Herrgott, Herrgott!« Sie legte die Hand auf den Türgriff der Fahrerseite. Die Tür fiel aus den Angeln, und sie sprang zurück. Und dann hörte Satan, was er befürchtet hatte.
    »Bleiben Sie still sitzen, ich rufe einen Krankenwagen!«
    Der Teufel stieß ein abgrundtiefes Gebrüll aus, so dass die Frau aus dem Jeep verwundert in den Himmel guckte. Wie konnte es donnern, wenn keine Wolke am Himmel war?
    Dieser elende, aufsässige Wurm von einem Briefträger hatte überlebt.
    Frau Bengtsson hatte nicht getötet.
    Rasend vor Wut fuhr er zur Hölle.
    Er hatte verloren. Wieder.

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    F rau Bengtsson spürte, wie ihr Körper im Gras herumrollte. Sie konnte nichts dagegen tun; zu groß war die Wucht, die sie aus dem Auto katapultiert hatte. Sie überschlug sich mehrmals, bis sie endlich liegen blieb und ihren Körper nicht mehr spürte.

    Wenn ich einfach still liegen bleibe, ist das alles vielleicht gar nicht geschehen, dachte sie und kniff die Augen so fest wie möglich zu.
    Moment … Liege? Hier?
    Wie war das passiert? Sie hatte gespürt, wie ihr Schädel die Scheibe durchbrach, und sie hatte ihre Knochen beim Aufprall brechen hören.
    Und hier liege ich und denke? Sie horchte in sich hinein. Und es tut nicht einmal weh … Liegt das vielleicht am Schock? Am Adrenalin?
    Lebe ich?
    Sie öffnete sehr vorsichtig die Augen.
    Als Erstes fiel ihr auf, dass alles weiß war. Weiß und silbrig. Das Gras, auf dem sie lag, war wie silbrig gesponnener Zucker, bloß nicht klebrig. Der Baumstamm, an dem sie lehnte, schien aus purem Silber zu sein. Er strahlte sie an, und über ihr, in der Baumkrone aus kristallweißen, zarten Blättern, die musikalisch im Wind klimperten, saß ein weißes Kaninchen, hielt den Kopf schräg und lächelte sie an.
    Okay, ich bin tot.
    Sie strich mit der Hand über den Kopf, fühlte aber weder Wunden noch Blut noch Schmerz. Sie schaute in den Baum. Das weiße Kaninchen lächelte noch breiter und entfaltete ein paar enorme, engelsgleiche Flügel. Mit einer Bewegung, die alle Schönheit der Schöpfung bündelte, flog es von seinem Ast und landete vor Frau Bengtsson auf dem weichen Boden.
    Gott schüttelte seinen kleinen Körper und sah sie mit strahlenden Augen an.
    »Endlich sehen wir uns, mein armes, geliebtes Geschöpf! Willkommen im Paradies! Wir haben viel zu reden.«
    »Oh, zum Teufel!«, sagte Frau Bengtsson und fiel in Ohnmacht.

[home]
    Epilog
    A ls der Krankenwagen kam, stellten die Sanitäter schnell fest, dass man Beggo aus dem Wrack herausschneiden musste, und riefen die Feuerwehr. Beggo hatte sein Bewusstsein wiedergewonnen, und die Frau aus dem Jeep weinte mit ihm, als er leise wimmerte: »Bengtsson. Bengtsson …«
    Sie verstand, dass er die tote Frau unter dem Baum meinte und dass er sie geliebt hatte. Sie tröstete ihn so gut sie konnte: »Sie ist jetzt an einem besseren Ort.« Aber Beggo war untröstlich. Deshalb war er dankbar, als dem Feuerwehrmann, der ihn aus seinem geliebten Auto

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