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Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Titel: Frauen rächen besser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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meine Sinne durch die angespannte Situation extrem geschärft waren. Ich wagte gar nicht zu atmen, als sie keine zwei Meter von mir entfernt vorbeigingen, und zu meinem Glück waren sie so sehr in ein Gespräch vertieft, dass sie ihrer Umgebung nicht allzu viel Beachtung schenkten.
    Ich wusste, was zu tun war: Ich musste sie ihres Fluchtfahrzeuges berauben, damit sie keine Möglichkeit mehr hatten, ihre Beute abzutransportieren. Mir blieb nur diese einzige, winzige Chance, und ich musste sie nutzen. Als sie zehn oder fünfzehn Meter weiter waren, schlich ich unter meinem Baum hervor und zu ihrem Lieferwagen. Die Türen zum Laderaum hatten sie wieder geschlossen, aber die Fahrertür stand offen, und als ich mich hineinbeugte, sah ich, dass ich unwahrscheinliches Glück hatte: Sie hatten den Schlüssel stecken lassen, das war ein Wink des Schicksals. Ich kletterte so leise wie möglich auf den Fahrersitz, trat die Kupplung durch und vergewisserte mich, dass der erste Gang eingelegt und die Handbremse gelöst war. Dann startete ich den Motor, trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch und raste mit durchdrehenden Rädern davon.
    Mein Herz schlug mir bis zum Hals, und ich wurde beinahe ohnmächtig vor Angst, aber es gab kein Wenn und Aber, hier ging es um die Gesundheit von unschuldigen Menschen. Auf den ersten Metern konnte ich kaum etwas sehen, weil nur das Standlicht eingeschaltet war, aber nicht weit entfernt erkannte ich Straßenlaternen, und dann fand ich auch den Lichtschalter. Als ich in die Hauptstraße einbog, atmete ich befreit auf.
    Dann zwang ich mich zum Nachdenken.
    Wohin nun mit diesem Lieferwagen? Und die Frage war auch, ob nicht irgendwo an der Hauptstraße Komplizen warteten. Was würden die unternehmen, wenn sie mich mit diesem Lieferwagen vorbeirasen sahen? Und wohin sollte ich überhaupt fahren?
    Ich wusste nicht, wo die nächste Polizeistation war, und selbst wenn ich sie fand: Konnte man den Polizisten trauen? Möglicherweise waren die ebenfalls Mitwisser, möglicherweise hielten auch sie eifrig ihre Händchen auf bei diesem orientalischen Körperteilebazar.
    Es war klar: Ich war ganz auf mich allein gestellt.
    Und dann endlich die rettende Idee: Auf der Herfahrt waren wir an einem Steinbruch vorbeigekommen, und soweit ich mich erinnern konnte, war das nur ein paar Kilometer von unserem Club entfernt. Und welcher Ort wäre besser geeignet, um diesen Wagen unauffällig loszuwerden?
    Also begann ich nach der Einfahrt Ausschau zu halten, und als ich sie endlich entdeckte, war ich viel zu schnell dran. Ich schaffte es nur mit Mühe, den Wagen herunterzubremsen und in die staubige Einfahrt zu zwingen. Dann fuhr ich langsamer, ich kam an einem heruntergekommenen Wirtschaftsgebäude und an ein paar abgestellten Baufahrzeugen vorbei, dann endlich fand ich, wonach ich gesucht hatte: einen ausgesprengten Krater, von dem die Felswände an drei Seiten steil in die Höhe ragten, von der Straße nicht einsehbar.
    Ich stoppte den Wagen, sprang hinaus und wollte schon Richtung Hauptstraße losrennen, als mir einfiel, dass unser Club möglicherweise gar nicht die einzige Station auf der Sammeltour dieser Verbrecher gewesen war. Und wenn es so war, dann konnten sich doch bereits andere Opfer im Laderaum des Lieferwagens befinden. Wer weiß, vielleicht kugelte da hinten schon das eine oder andere menschliche Ersatzteillager herum, geknebelt und handlich verschnürt wie ein Rollschinken.
    Also riss ich kurzerhand die Hecktüren auf, und im ersten Moment sah ich – gar nichts.
    Die Innenbeleuchtung war nämlich ausgefallen, und so mussten sich meine Augen erst an die Dunkelheit gewöhnen. Dann konnte ich langsam etwas erkennen: Behälter und Kanister.
    Ich zuckte zurück. Diese Kisten waren Kühlbehälter, ganz klar, und in den Kanistern musste sich Flüssigkeit befinden, um darin die geraubten Körperteile für den Transport zu konservieren. Und womöglich schwamm da drinnen auch schon das eine oder andere Teil herum.
    Allein der Gedanke ließ mich erschaudern.
    Doch selbst wenn dem so war, den Leuten, denen diese Innereien jetzt fehlten, konnte ich ohnehin nicht mehr helfen, also sollte ich besser zusehen, wie ich wieder zurück zum Club kam. Als ich die Hauptstraße erreichte, war ich schweißüberströmt, aber auch glücklich darüber, den dreisten Coup dieser Verbrecher vereitelt zu haben. Wenngleich ich viel riskiert hatte.
    Ich brauchte ein paar Minuten, um wieder zu Atem zu kommen, und schließlich gelang es

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