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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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1. KAPITEL

    In einem luxuriös ausgestatteten Schnellzug war Liz bereits durch zwei Staaten gefahren, aber seihst seiner großen Geschwindigkeit gelang es nicht, sie von ihren traurigen Gedanken abzubringen. Mit aufgestütztem Kinn lehnte sie in einer Ecke und hielt achtlos eine unberührte Konfektstange im Schoß, während draußen die flache Landschaft von New Jersey vorüberglitt. Die späte Nachmittagssonne hatte die herbstlichen Felder in flüssiges Gold getaucht. Liz spürte, wie ihre Augen fast unmerklich dieses Bild in sich aufnahmen, und sie verglich die Farben mit den Tuben in ihrem Malkasten. Das tat sie oft, aber heute erschien ihr die alte Gewohnheit wie bitterer Hohn. Sie war nämlich auf dem Weg zur Kunstschule, und das ganz wider ihren Willen.
    Der Zug fuhr nun langsamer, und Liz sah, wie sich der Schaffner auf der andern Seite des Wagens durch die Klapptür zwängte. „ Trenton !“ rief er, „ Tren-ton ! Hier aussteigen nach Trenton !“
    Als der Zug in den Bahnhof einfuhr, fiel ein Schatten auf das Fenster neben ihr, und es spiegelte verschwommen ihr Gesicht wider. Sie wußte, daß sie ein hübsches Gesicht hatte, aber das war ihr von nun ab nicht mehr wichtig. Seit zwei Monaten war ihr nichts mehr wichtig, aber trotzdem hatte die Erde sich weiter gedreht, die Sonne schien wie zuvor, und der Sommer verblühte; die Menschen lachten, aßen, schliefen und gingen ihren täglichen Pflichten nach, und ihren Eltern war es gelungen, sie zum Besuch der Kunstschule zu überreden.
    Ein junger Mann blieb vor ihr stehen und fragte freundlich: „Ist hier noch ein Platz frei?“
    „Ja“, antwortete sie und drehte ihr Gesicht zum Fenster. Der Zug begann zu rattern und zu stampfen und rollte langsam aus dem Bahnhof von Trenton hinaus. Die nächste Station würde North-Philadelphia sein, aber dort solle sie noch nicht aussteigen, hatte ihr Vater gesagt. Sie mußte bis zum Bahnhof an der Dreißigsten Straße warten. Vater wußte genau Bescheid, denn erst vor zwei Wochen war er nach Philadelphia gefahren, um für sie alles Notwendige zu erledigen. Das war sehr nett von ihm gewesen, aber Liz konnte sich des Gefühls nicht erwehren, daß er es nur aus Mitleid für sie getan hatte und außerdem mit einem Stoßseufzer der Erleichterung.
    „Ich hoffe, mein Koffer stört Sie nicht“, sagte der junge Mann plötzlich neben ihr.
    Sie fuhr ein bißchen zusammen, wandte sich ihm zu und beeilte sich „Oh, ganz und gar nicht“ zu murmeln.
    „Ich weiß, daß mein Gepäck eigentlich ins Netz hinauf gehört, aber ich glaube, man könnte dort nicht einmal eine Haarklemme mehr unterbringen. Gehört das alles Ihnen?“
    „Nur die beiden blauen“, gab sie zu und wurde dabei rot.
    „Gut“, sagte er und schlug seine langen Beine übereinander. „Geht’s nach Philadelphia?“ fragte er gut gelaunt.
    Sie hatte bereits wieder in die andere Richtung gestarrt, aber auf die Frage hin wandte sie sich ihm halb zu und betrachtete ihn von der Seite. „Ja“, antwortete sie leise, ohne das geringste Interesse.
    Er lächelte. „Ich wette, Sie wollen dort eine Schule besuchen!“
    „Ach, wie kommen Sie darauf?“
    „Nun, nagelneue Koffer, neue Schuhe, ein neues Kostüm, neue Handschuhe! Das sehe ich jedes Jahr im September. Genau gesagt, ist dies der dritte September, seitdem ich selbst das Studium begann.“
    Sie verzog unwillig den Mund. „Ja, ich bin auf dem Weg zur Schule, zur Kunstschule.“ Wenn ich ihn zeichnen müßte, würde ich mich auf seine Augen konzentrieren, überlegte sie. Sie waren hellgrau, fast wie Quecksilber, und standen in einem tiefgebräunten Gesicht. Der junge Mann sah sehr gut aus und war offenbar selbst davon überzeugt. Aber dafür war er auch älter als sie, viel älter. Jemand, der bereits im dritten Studienjahr steht, ist über die Probleme hinausgewachsen, die einen quälen, wenn man gerade eben erst achtzehn geworden ist. Er war ihr sympathisch, aber weiter fühlte sie nichts für ihn, und sie fragte sich, ob sie nach dem Bruch mit Peter je wieder etwas für einen Mann würde empfinden können. Immerhin wußte sie, daß sie zumindest höflich sein mußte. Sie gab sich einen Ruck. „Ich werde das Hawley-Institut für Kunsterziehung besuchen“, erklärte sie, „um Modezeichnerin zu werden.“
    „Ich habe von der Schule gehört. Sie sind sicher schon sehr aufgeregt und voller Vorfreude.“
    Wenn ich’s doch bloß wäre! dachte sie und seufzte. „Möglich…“
    „Das klingt aber nicht

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