Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum? (German Edition)
verstehen möchten. Er soll die Kunst der Beobachtung und die Lust der Feinfühligkeit hervorheben und zeigen, dass Achtsamkeit, Konzentration, Erhabenheit und Respekt uns zu einem Gefühl der Vollkommenheit in uns selbst verhelfen können. In diesem Sinne möchte ich meine persönlichen Erfahrung an die Menschen zurückzugeben – in der Hoffnung auf ein besseres Mit- und Füreinander.
Lieber Balian Buschbaum …
Können Frauen schlechter einparken
und Männer wirklich nicht zuhören?
Typisch Frau – Typisch Mann?
Klischees auf dem Prüfstand
Ist das Leben als Mann einfacher?
Ein klares: Ja! Ich glaube, dass das Leben als Mann mit einem entsprechenden Testosteronwert einfacher ist, weil dieses Hormon denk- und zweifelfaul ist. Faszinierend für mich ist, dass ich heute weniger nachdenke als früher und mich dadurch – besser fühle.
Zum Beispiel habe ich damals im Stabhochsprung bei vielen Sprüngen darüber nachgedacht, was alles schiefgehen könnte. Wenn ich heute einen Stab in die Hand nehme und aus Freude springe, dann denke ich nicht, sondern genieße einfach den Flug. Es fällt mir heute viel leichter, ein höheres Risiko einzugehen, ohne dabei leichtsinnig, aber vor allem, ohne dabei unsicher zu sein.
Das Einzigartige an meiner persönlichen Situation ist die Tatsache, dass ich mich noch daran erinnern kann, welche Auswirkungen Östrogen auf meine Gedanken und Gefühle hatte. Diese Zeit lehrte mich, hinter die verborgenen Türen der Frauen zu blicken. Die östrogenbehafteten Erinnerungen habe ich abgespeichert und kann jederzeit auf sie zurückgreifen. Meistens aber vermeide ich es, denn diese östrogenbeladenen Gedanken sind mir einfach zu komplex geworden. Ich glaube aber auch, dass Testosteron ein paar emotionale Türen im Gehirn schließt, was eine weniger große emotionale Spannweite zulässt und somit das empathische Verhaltensrepertoire verringert. Wenn Männer den Mount Everest besteigen, dann können Frauen sie nur belächeln. Sie sind schließlich in der Lage, mit ihren Emotionen gleichzeitig auf dem höchsten Berg der Welt zu stehen und ebenso auf den tiefsten Grund der Meere abzutauchen.
Meine Worte sollen Frauen oder Männern gegenüber – je nachdem wie man es nimmt – nicht abwertend klingen, sondern nur veranschaulichen, dass Östrogen und Testosteron eben unterschiedliche Auswirkungen auf unser Verhalten und Erleben haben.
Ist der kleine Unterschied wirklich so groß?
Die genetische Information von Männern und Frauen ist zu über 99 Prozent identisch. Diese Erkenntnis erörtert die Neurobiologin Louann Brizendine, die in verschiedenen Untersuchungen und Studien fünfundzwanzig Jahre lang Hormonen und ihren Auswirkungen im Gehirn von Frauen und Männern auf den Grund gegangen ist. Sie stellt fest, dass die 30 000 Gene, die ein Mensch in sich trägt, nur geringfügig unter den Geschlechtern variieren. Dieser kleine Unterschied, den wir Geschlecht nennen, wirke sich aber entscheidend auf jede einzelne Zelle unseres Körpers aus und manifestiert sich in unserem Lustempfinden, der Schmerzgrenze, den Neuronen, der Wahrnehmung, den Gedanken und den Gefühlen.
Nachweisbare Unterschiede zwischen dem weiblichen und dem männlichen Gehirn finden sich in der Menge der Hormone. Diese beeinflussen uns in unserem Erleben und Verhalten wesentlich mehr, als wir ahnen. Testosteron ist der Hauptvertreter unter den Sexualhormonen beim Mann, und Östrogen ist das wichtigste weibliche Sexualhormon, wobei die beiden Hormone in unterschiedlichen Mengen in unseren Körpern auftreten. Bei Männern liegt beispielsweise der Testosteronwert im Blutserum zwischen dreihundert und tausend Nanogramm je Deziliter, bei Frauen zwischen zwanzig und siebzig. Auch Männer produzieren in den Hoden kleine Mengen von Östrogenen. Welche Auswirkungen die unterschiedlichen Wirkspiegel haben, bekommen wir täglich beim Zusammentreffen und in der Kommunikation mit dem anderen Geschlecht zu spüren.
Sind Männer schlauer, weil sie
ein größeres Gehirn haben?
Das männliche Gehirn ist – auch unter Berücksichtigung der Körpergröße – rund neun Prozent größer als das weibliche Gehirn. Noch im neunzehnten Jahrhundert folgerten Wissenschaftler aus der unterschiedlichen Gehirngröße, dass Frauen geringere geistige Fähigkeiten haben müssten als Männer, was diese fälschlicherweise in ihrer Annahme bestätigte, das stärkere, weil schlauere Geschlecht zu sein.
Als die Hirnforschung voranschritt und
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