Frauenheld: Frauenheld
noch, den Fernseher anzuschalten. Danach schlafe ich ein.
***
Geweckt werde ich von Zeus’ Zunge und einer eindringlichen Stimme aus dem Fernseher: »Haben Sie auch keine Lust mehr, alleine zu sein? Senden sie jetzt eine SMS an 929 XXX , und sofort meldet sich bei Ihnen ein Partner, der wirklich zu Ihnen passt.«
Wenn das wahr wäre, würde ich sofort eine SMS verschicken. Doch woher wollen die wissen, wer zu mir passt? Die kennen mich doch gar nicht. Und eine SMS mit dem Stichwort »Mann« wird wohl kaum meine Interessen und Vorlieben verraten. Und dafür wollen die auch noch 1,99 Euro pro SMS . Nein, so verzweifelt bin ich nicht.
Ich ziehe mir schnell meine blaue Jacke an und Zeus sein braunes Halsband, und gehe mit ihm Gassi. Auf meinem Handy hat sich nichts getan. Eigentlich ist es doch schon Donnerstag. Aber halt noch nicht abends. Basti, gedulde dich!
Dabei fällt mir ein, dass die Geduld an meiner Sporttasche böse Folgen hat. Ich darf nicht vergessen, sie auszuräumen, sonst stinken die nassen Handtücher und verschwitzten Sachen bestialisch.
***
Um neun Uhr klingelt mein Wecker und befreit mich aus meinem lethargischen Halbschlaf. Endlich Donnerstag! Heute werde ich wieder Biancas Stimme hören. Mein Gott, Basti, du bist echt krank. Du kennst die Frau kaum, und trotzdem denkst du morgens als Erstes und abends als Letztes an sie. Und du machst dich lustig über Leute, die eine SMS für 1,99 Euro versenden. Stimmt, das sollte ich wirklich noch einmal überdenken.
Irgendwie bekomme ich den Tag gut rum. Wenn man viel Stress hat, merkt man gar nicht, wie die Zeit vergeht. Und auch Nils hat heute keinen blöden Spruch parat, den er mir aufdrücken will. Es ist sozusagen ein »Bianca-freier« Tag.
Das ändert sich schlagartig, als ich gegen 19 Uhr meine Wohnung betrete. Mein AB blinkt. Bitte lass es irgendwen sein, nur nicht Bianca. Meine Bank, die mit meiner Kontoführung nicht klarkommt. Mein Vermieter, der mit mir über meine letzte Beschwerde diskutieren möchte. Julia, die doch wieder mit mir reden will. Von mir aus kann sie auch nur Beleidigungen draufsprechen, aber lass es nicht mein Date sein.
Ganz langsam bewege ich mich zum Knopf des Anrufbeantworters. Es hat keinen Sinn, ich muss ihn drücken:
»Sie haben eine neue Nachricht. Heute 18:46 Uhr: Hallo, Großer, ich bin’s, Bianca. Du, meine Freundin hat mich spontan ins Kino eingeladen. Wird heute nix mit Telefonieren. Nicht böse sein, ja? Aber ich freu mich ganz doll auf Samstag. Ich würde sagen, wir treffen uns um zwölf Uhr am Starbucks. Schick dir einen großen Drücker.« Dazu kommt noch ein Geräusch wie ein Schmatzer.
Mann, die Frau macht mich wahnsinnig! Also, wenn sie wirklich auf mich stehen würde, wäre sie nicht ins Kino gegangen. Ganz klar! Moment, Basti, komm mal wieder runter! Ihr trefft euch am Samstag. Es hätte auch sein können, dass du heute eine plötzliche Konferenz bekommst und erst um 23 oder 24 Uhr daheim gewesen wärst. Das ist das Leben. Du bist doch kein Rentner. Mach dir einfach nicht so einen Kopf. Es ist doch bald Samstag.
Trotzdem öffne ich mir frustriert ein Weizenbier und fläze mich auf meine Couch. Zeus muss warten. Mal wieder. Ich zünde mir eine Zigarette an und versuche mich selber wieder aufzubauen.
Als ich den Punkt erreiche, festzustellen, dass ich mich echt lächerlich benehme, da ich schon 32 Jahre ohne Bianca ausgehalten habe, bekomme ich langsam wieder Lebensfreude. Vielleicht liegt es auch am Weizen.
Ich spring von der Couch auf, ziehe mir meine Trainingssachen an und beschließe, mit Zeus joggen zu gehen. Er freut sich über die Bewegung. Und ich bin danach platt genug, um schnell einschlafen zu können.
***
Ein ereignisarmer Freitag bringt mich meinem Date ein Stück näher.
Nils stichelt wieder: »Na, big lover. Wie geht’s den Hormonen?«
Aber es lässt mich heute total kalt, und ich antworte nur mit einem Grinsen. Ich beschließe, wieder ins Fitnessstudio zu gehen, weil ich schnell müde werden und einschlafen will, damit ich endlich sehe, wer diese Frau ist, die mich die ganze Woche über beschäftigt.
So liege ich um 23 Uhr ganz entspannt im Bett und freue mich auf morgen. Ob sie mir wohl auch in natura gefällt? Werden wir Sex haben? Oder zumindest knutschen? Während ich über diese Dinge nachdenke, schlafe ich ein.
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Endlich Samstag. Ich stehe mit einem totalen Glücksgefühl auf. Selbst Zeus wundert sich, warum ich so gut gelaunt bin. Zum Frühstück gebe ich ihm nahezu
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