Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
Krug da drüben ist das Geld, und Jonathan, bitte suche sie nur ja, es wäre schrecklich, wenn sie uns sperren würden. Es macht dir doch nichts aus, oder?«
»Nicht im geringsten. Es bedeutet lediglich, daß ich die ganze Wohnung auf den Kopf stellen muß, um sie dann schließlich im Schuhputzkasten zu finden. Sonst noch was?«
»Sei nicht so langmütig, Liebster... Ach ja, ganz unbedingt muß ein Zettel für Brot und Milch draußen hinterlegt werden. Und alles andere, was dir so einfällt, denn du bist immer so gescheit und denkst an alles.«
Beide bemühten sich, sehr lustig zu sein, aber plötzlich, als Freddie kopflos den Wohnungsschlüssel zu suchen begann, der ganz bestimmt in ihrem Portemonnaie gewesen war, entfuhr ihr ein erstickter Schluchzer.
»Was ist denn nun schon wieder los?« fragte er, während er den Kofferdeckel zuklappte und einen wie gestochen beschrifteten Anhänger zum Vorschein brachte. »Was stehst du da herum mit den Papieren in der Hand und im Begriff, dich jeden Augenblick in Tränen aufzulösen?«
»Die — die Liste«, würgte Freddie hervor. »Die schöne Liste!«
»Welche schöne Liste? Mein liebes Kind, wir müssen hier in fünf Minuten weg. Du hast jetzt zum Weinen einfach keine Zeit mehr.«
»Die Liste von all den Kleidern, die ich mir kaufen wollte. Ich hab’ sie doch mit Angela zusammen aufgestellt und Vaters Scheck darangeklammert , damit ich ihn nicht verliere... Jonathan, ich hab’ mir diesen himmlischen Einkaufsbummel mit jeder Faser meines Herzens gewünscht. Ich hab’ doch noch nie einen gemacht.«
Er suchte gerade im Kohleneimer nach dem Schlüssel, hielt aber inne, um ihr aufmunternd auf die Schulter zu klopfen und in nüchternem Ton zu sagen: »Tröste dich, du wirst im Handumdrehen wieder da sein und deinen Einkaufsbummel machen können... Aha, da ist der Schlüssel ja, hinter der Uhr, zusammen mit einem Haufen unbeantworteter Briefe... Ich sagte eben, daß du den Scheck unbedingt an dich nehmen mußt. Es ist nicht sehr schlau, ihn in der Wohnung herumliegen zu lassen.«
»O nein. Ich könnte ihn ausgeben, und auf jeden Fall würde ich ihn totsicher verlieren. Behalte du ihn, Jonathan, und die Liste auch. Dann sind sie wenigstens gut aufgehoben.«
Er lächelte, als er beides sorgsam in seiner Brieftasche verstaute. Für einen Bräutigam in spe war es gewiß nicht das Übliche, das Geld für die Aussteuer seiner zukünftigen Frau aufzubewahren. Laut sagte er jedoch nur: »Wenn du in ein bis zwei Wochen wieder da bist, wirst du sie hier drinnen vorfinden.«
Im Flur aber blieb sie auf einmal stehen und sagte kläglich: »Ach, Jonathan, ich habe so ein Gefühl, als könnte es viel länger dauern. Ich kann es mir noch gar nicht vorstellen, wie ich in ein oder zwei Wochen da wieder wegkommen soll, solange es Vater nicht erheblich viel besser geht, und der Arzt hat von etwa einem Monat gesprochen, entsinnst du dich?«
»Der Arzt hat gesagt, es würde sich schon jemand finden, der für dich einspringen kann und auch, daß du in kürzester Zeit wieder hier sein wirst und wahrscheinlich dann längst vergessen hast, daß du mir den Scheck gabst, und dich wie verrückt aufführst, weil du ihn nirgends finden kannst... Nein, Liebling, ich bin keineswegs darauf eingestellt, einen ganzen Monat lang oder auch sechs Wochen auf dich zu verzichten. Ich werde mich gleich morgen auf die Suche nach einer guten zuverlässigen Frau machen.«
Als sie in den Wagen stiegen, sagte Freddie: »Vater ist so stolz auf seine Bärengesundheit. Ich kann ihn mir einfach nicht so am Boden zerstört vorstellen.«
»Jeder muß sich in Krankheiten schicken. Mit einem Herzinfarkt bleibt einem schon gar nichts anderes übrig.«
»Nein, aber sich in eine nette verständige Frau schicken zu müssen... Ach, wenn doch bloß Anna da wäre.«
Jonathan stimmte dem aus vollem Herzen zu. Wäre Miss Lorimer in ihrem Häuschen in Tainui gewesen, wäre das die Lösung gewesen, denn sie hätte sich unverzüglich auf den Weg zu dieser verdammten Farm im Hinterland gemacht und Maxwell mit großer Entschlossenheit anzupacken gewußt. Und was mehr war, sie hätte ihn bei guter Laune gehalten. Warum nur, dachte Jonathan wiederum vollkommen unlogisch, mußte diese Frau ausgerechnet jetzt auch nach England abdampfen?
Sie erreichten den Bahnhof, und es blieben ihnen noch fünf Minuten Zeit, so daß Jonathan sein Herzblatt auf dem reservierten Platz gemütlich einrichten konnte. Der Zug war an diesem Tag nicht
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