Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
eifrig geklatscht, als Freddie ihre Medaille überreicht bekam. Wie gänzlich unbefangen sie doch ist, dachte Angela, und wie sehr sie ihre eigene Schönheit genießt. Äußerlich kommt sie ja immer noch schrecklich auf Mutter heraus, aber charakterlich gleicht sie ihr nicht im mindesten. Sie hat es bewiesen. Trotzdem bin ich froh, daß es von jetzt an Jonathans Sorge ist. Angela unterdrückte ein Lächeln, als ihr ein paar der Krisen dieser letzten drei Jahre einfielen, vor allem jene Zeit, als sie von der Farm herbeigeeilt war, um Freddie davon zu überzeugen, daß es ein Riesenfehler wäre, wenn sie sich selbst und Jonathan für einen jungen Franzosen aufopfern würde, der, verzweifelt über die wiederholte Abfuhr auf seine Heiratsanträge, einen Selbstmordversuch in der denkbar ungefährlichsten und auffälligsten Weise unternommen hatte. »Selbstverständlich werde ich Jonathan immer lieben, aber der arme Jean Baptiste hat gesagt, er wird es noch mal machen, wenn ich ihn nicht heirate«, hatte Freddie gejammert. Aber Angela hatte bald schon Jean Baptiste anderweitig unter die Haube gebracht.
Danach fiel es Freddie auf, daß sie so selten zur Pflege in der chirurgischen Männerabteilung eingeteilt wurde, aber sie bekam nie heraus, daß die Oberin eine enge Freundin von Anna Lorimer war und daß Angela durch die Vermittlung ihrer angeheirateten Tante die Oberin besucht und ganz ihrer Meinung gefunden hatte. Damals war das Leben für sie einfacher geworden, obgleich es auch dann immer noch galt, sich gegen die »Jungs von Otago « zu behaupten.
Stephan murmelte: »Sieht sie nicht fabelhaft aus? Und so glücklich. Ich wette, der gute Jonathan platzt noch vor Stolz.«
Dr. Blake indessen ließ in keiner Weise erkennen, daß er etwas derart Würdeloses zu tun beabsichtigte. Er war groß und dunkelhaarig und zehn Jahre älter als Freddie; sein Gesicht war ernst, aber seine Augen blickten voller Humor. Den würde er auch brauchen, überlegte Stephen, wenn er Freddie heiratete. Nicht, daß er etwa kein Glückspilz gewesen wäre. Seit langem schon war sich Stephan darüber klar, daß Freddie nach Angela das netteste und reizvollste Mädchen war, das er kannte. Einmal hatte er das auch in Worte zu fassen versucht, da hatte seine Frau gelacht: »Ich? Vergiß nicht, daß du Mutters häßliches Entlein geheiratet hast.« Und darüber war Stephen richtig böse geworden.
Sobald die Versammlung aufbrach, stürzte Freddie zu ihnen. Ihre Augen glänzten, als sie sagte: »Alle drei... Einfach toll! Ich hab’ nie gedacht, daß es noch soweit kommt. Ich meine, die Medaille, und ihr drei...«
Eine charmante Stimme dicht an ihrem Ohr sagte: »Darf ich sagen: vier? Oder sind Väter nicht erwünscht?« und Freddie fuhr herum und sah sich einem stattlichen, gutaussehenden älteren Herrn gegenüber, der den Stolz in seinen Augen hinter freundlichem Spott zu verbergen suchte.
»Vater!« rief sie aus, und es kostete sie ziemliche Mühe, sich zu erinnern, daß sie zweiundzwanzig und eine ausgebildete Krankenschwester war und daß Maxwell Standish es nicht ausstehen konnte, in aller Öffentlichkeit umarmt zu werden.
»Max... Max, du Lieber«, sagte Angela sehr sanft, und die dunklen Augen, die das einzig wirklich Schöne an ihr waren, strahlten vor Freude. »Das macht unser Glück erst vollkommen!«
Wie üblich gab sich Maxwell Standish leutselig und kehrte den Individualisten heraus. Seit es ihm geglückt war, sich von seiner schönen und geistlosen und selbstsüchtigen Frau zu trennen, blieb er dabei, seine Familie als angenehmen Zeitvertreib zu betrachten, dessen er sich erfreuen konnte, wann immer er Lust dazu hatte, für den er aber keinerlei Verantwortung trug. Gelegentlich gab es diese dramatischen Auftritte, aber immer waren sie unangekündigt und kurz.
Er lächelte jetzt und sagte: »War doch eine gute Idee, zu beweisen, daß Freddie letzten Endes auch einen authentischen Vater besitzt. Meine Glückwünsche, Liebes. Du hast den Kursus durchgehalten und bist dafür belohnt worden. Und was noch wichtiger ist: Dein Aussehen hat nicht darunter gelitten. Dein Glück.«
Auch er mußte unweigerlich denken: Wie ähnlich sie ihrer Mutter sieht — aber wie wenig sie ihr, Gott sei Dank, gleicht.
Angela, die sein Gesicht beobachtete, erkannte dies wohl und war dankbar, daß sie ihrerseits wenigstens ohne Bitterkeit an die Mutter denken konnte, die niemals eine wirkliche Mutter gewesen war. Vor drei Jahren hatte sie plötzlich das
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