Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
während eines Konzertes zu ermorden. Den einzigen anderen Alarm in Bezug auf Queens unmittelbare persönliche Sicherheit gab es in London, wo die Bandmitglieder bei einem Videodreh eine Polizeieskorte bekamen und sogar zwei Beamte abkommandiert wurden, um Freddies Apartment in Stafford Terrace zu bewachen. Die zuständige Polizeidienststelle bestand darauf, dass die Beamten dort warten sollten, bis Freddie wieder zu Hause wäre. Freddie war sehr überrascht, als er hereinkam und die beiden dort vorfand, was ihn jedoch nicht davon abhielt, seine Scherze mit ihnen zu treiben, ja, sich gnadenlos über sie lustig zu machen.
„Schauen Sie“, meinte er, „hier in der Schublade sind meine ganzen Drogen!“
Die beiden lachten und nahmen es mit Humor. Später wurde uns klar, dass man in der Polizeiwache von Kensington die meiste Zeit über ziemlich genau wusste, was Freddie so tat und wo er es tat. Aber da er nie zu den Leuten gehörte, die unnötig auf sich und ihre Aktivitäten aufmerksam machen, ließ man ihn glücklicherweise gewähren. So wussten sie zum Beispiel exakt, wie oft in der Woche er im Copacabana Club in der Earls Court Road gewesen war. Mag sein, dass sie dort über sämtliche berühmten Bewohner der Royal Borough Buch führten.
Ich weiß nicht genau, warum er sich in New York am Ende genau für dieses spezielle Apartment entschied … der Blick von seinem Schlafzimmer aus war auf jeden Fall umwerfend. An klaren Tagen konnte man bis zur Hängebrücke über die Verrazzano Narrows blicken und auch auf Freddies liebste Bauwerke: das Chrysler und das Empire State sowie die Zwillingstürme des World Trade Centers. Wir waren überrascht angesichts der wechselnden Lichteffekte für das Empire State Building, die verschiedenen Feiertagen entsprachen, so zum Beispiel grün für den St. Patrick’s Day und blau für den 4. Juli.
Nachdem man ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, war Freddie sehr stolz darauf, dass man von seinem Apartment aus sieben Brücken sehen konnte. Wirklich aufregend war für ihn die Feier zum hundertsten Geburtstag der Brooklyn Bridge, die wir gleichzeitig aus dem Eckfenster in seinem Schlafzimmer beobachteten und — nachdem man von dort aus nichts mehr erkennen konnte — im Fernsehen.
Das Apartment hatte vorher einem Senator oder Abgeordneten namens Gray gehört und Freddie kaufte es direkt von dessen Witwe. Der Name Gray klang nach „grau“ und tatsächlich war grau die vorherrschende Farbe bei der Inneneinrichtung des Apartments: Vier Schlafzimmer, fünf Badezimmer und ein Arbeitszimmer — und vor allem das Arbeitszimmer passte in Farbe und Material zu den typisch männlichen grauen Nadelstreifen. In der Mitte gab es ein Schlafzimmer mit Spiegeln und Schränken sowie ein Esszimmer, dessen Wände mit silbergrauem Satin verkleidet waren. Freddie wollte es sich hier allerdings auch nie so richtig gemütlich machen. Von dem Tag an, als er das Apartment kaufte, bis zu dem Tag, an dem er wieder auszog, blieb die Innenausstattung praktisch unverändert. Als er dem Ort dann den Rücken kehrte, tat er das unwiderruflich und ohne einen Blick zurück.
Aber auf der anderen Seite hat er es auch nie weiterverkauft …
Doch nun genug der Abschweifungen und zurück zur Welttournee, bei der wir vorhin stehen geblieben waren: Wir verließen die USA und reisten für sechs Auftritte nach Japan. Zu diesem Zeitpunkt war sich keiner darüber im Klaren, dass ihr letzter Auftritt in New York gleichzeitig Queens letztes Live-Konzert in Amerika sein sollte. Dennoch war es keine große Überraschung, wenn man bedenkt, welches Entsetzen das Video zu
I Want To Break Free
in der Öffentlichkeit auslöste und wie überdrüssig Freddie der Bühne geworden war. Die Band hatte innerhalb von zwei Jahren zwei gewaltige Tourneen absolviert, und ich schätze, Freddie wollte Amerika erst einmal eine Weile lang den Rücken kehren.
Alles, was er dort zurückließ, war ein ungeheiztes Apartment und eine letzte unangenehme Erinnerung. Entgegen seiner Gewohnheiten hatte er nicht versprochen, dass er zurückkommen würde — schließlich wusste er, dass er mit den wenigen echten Freunden, die er dort gefunden hatte, auch so in Kontakt bleiben würde und dass er sie jederzeit einfliegen lassen konnte, wo auch immer er sich gerade aufhielt, oder dorthin fliegen, wo sie gerade waren.
Ich weiß noch, wie er einmal Bill Reid und meinen Freund Patrick Morrisey über Weihnachten mit der
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