Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
Schmerzen hatte. Also rannten wir beide zu ihm, hoben ihn hoch und trugen ihn in unserer Mitte zurück zum Puppenhaus.
Wie man sich vorstellen kann, waren alle völlig verwirrt, denn die Band hatte erst die Hälfte der Show hinter sich. Freddie beschloss sofort, dass er unmöglich einfach gehen und die Fans enttäuschen konnte. Nach einem kurzen Gespräch mit den übrigen Bandmitgliedern, der Crew und Gerry Stickells hieß es, er könne ungefähr drei weitere Songs über am Klavier sitzen. Da es hinter der Bühne keine speziellen Ärzte oder Krankenpfleger für die Band gab, konnte Freddie nur mutmaßen, dass es eine Nachwirkung seiner alten Knieverletzung aus München war. Ihm Schmerzmittel zu geben, wäre sinnlos gewesen. Also trugen der Bodyguard und ich ihn wieder auf die Bühne und setzten ihn auf den Klavierhocker. Ich kann nur raten, wie Freddie sich in diesem Augenblick gefühlt haben muss, aber ich konnte die Welle von Mitgefühl spüren, die vom Publikum ausging, als wir ihn dorthin trugen. Dann erklärte er, was geschehen war und wie es jetzt weitergehen sollte. Seine Tapferkeit fand lautstarken Zuspruch. Die Show muss eben weitergehen!
Nach den drei Songs wurde Freddie direkt in ein Auto verfrachtet und ins Krankenhaus gebracht, wo die Röntgenbilder zeigten, dass die Sache nicht so schlimm war, wie Freddie befürchtet hatte. Vorausgesetzt, dass er das Gelenk nicht allzu sehr belastete, würde er die Tour fortsetzen können, wenn auch in schweren Bandagen.
An diesem Punkt stieß ein weiterer Begleiter zu Freddies Gefolge dazu: Dieter Briet, ein erfahrener Physiotherapeut, der mit den besten Empfehlungen aus München kam. Dieter war groß, dünn und schlaksig. Er lebte mit seiner Familie in einem Vorort von München und versuchte verzweifelt, Freddie davon zu überzeugen, wie wohltuend sportliche Betätigung doch sei. Es dauerte eine Weile, bis ihm klar wurde, dass Freddies Lieblingssport sich hauptsächlich in Bars abspielte oder zu Hause und in einem sehr privaten Rahmen.
Im folgenden Abschnitt der Tour konnte Dieter seiner Liebe zum Sport nach Herzenslust frönen, denn dieser führte uns nach Sun City in Bophutha Tswana, einem der südafrikanischen Homelands, das heute zum nördlichen Transvaal gehört. Dieters Aufgabe bestand im Wesentlichen darin, Freddies Bein vor der Show anderthalb Stunden lang zu bearbeiten und natürlich während des Auftritts vor Ort zu sein. Seine Freizeit verbrachte er hingegen hauptsächlich beim Windsurfen auf dem riesigen künstlichen See, der zum Hotelkomplex gehörte — ein Zeitvertreib, der ihm sehr viel Freude machte. Er versuchte sogar, Freddie dazu zu bewegen, sich aufs Bord zu stellen, allerdings ohne Erfolg.
Die Band kam nach Sun City, weil sie dort für eine rekordverdächtige Reihe von Auftritten gebucht worden war, ein weiterer Erfolg in der Geschichte ihrer Errungenschaften. Es war außerdem einer der wenigen Orte in Reichweite der unter Boykott stehenden Republik Südafrika, wo die Band wusste, dass sie vor einem gemischtrassigen Publikum spielen konnte. Für viele Südafrikaner – egal, ob Mischlinge, Inder, Chinesen, Weiße oder schwarze Eingeborene — war das die einzige Gelegenheit, in absehbarer Zeit Queen oder irgendeine andere der westlichen Mega-Bands live sehen zu können. Vorausgesetzt natürlich, dass sie es sich leisten konnten!
Selbst wenn die Band vorher gewusst hätte, welchen Wirbel ihr dortiger Besuch rund um die Welt auslösen würde, hätte sie das Engagement wohl trotzdem angenommen. Aus ihrer Sicht war es eine Gelegenheit, einer Gruppe von Zuschauern Freude und Unterhaltung zu spenden, die wegen des Boykotts der Musikergewerkschaft völlig leer ausgegangen waren. Wer gab der Musikergewerkschaft überhaupt das Recht zu entscheiden, wen oder was die Menschen in Südafrika sehen durften, so fragten wir uns. Selbst wenn er selbst nie daran gedacht hätte, geschweige denn darüber gesprochen, entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, wenn man bedenkt, das Freddie selbst in Sansibar geboren und aufgewachsen war und seine Schulzeit zum Teil in Afrika verbracht hatte, ebenso wie Gandhi. Man hätte Freddie im Gegenteil zugute halten müssen, dass er ein Statement abgab und zu seinen Fans in Südafrika stand.
Was die Politik anging, so verabscheute Freddie Bands wie beispielsweise U2, die ihren Ruhm und ihren Einfluss als Prominente dazu missbrauchten, ihre politischen Ansichten zu verkaufen. Freddie war sich
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