FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet
machen.«
Alphata unterbrach kurz ihre Rede und beobachtete die Reaktion ihrer Schüler. Unglaubwürdige Blicke waren die Antwort auf Alphatas Versprechen.
Die Magierin setzte erneut an und sagte: »Auf Mikosma gibt es keine Zensuren. Keiner ist besser oder schlechter als der andere. Der Unterricht hier findet ohne Zwang statt, denn ihr sollt euch frei fühlen. Soziales Lernen hat für uns oberste Priorität.«
Leandra drehte sich geschwind Luca und Henry zu. Beide sahen sie fragend an und das Mädchen wusste, dass sie schnellstens den Grund ihrer Verspätung erfahren wollten.
Die Magierin lächelte spitzbübisch über ihren Brillenrand hinweg und sprach: »Eure Aufgabe für heute besteht darin, sich einer bestimmten Schülergruppe zuzuordnen! Auf euren Tischen liegen Kärtchen mit Tiersymbolen. Sucht nach den Kameraden, die das gleiche Symbol haben! Wenn ihr diese gefunden habt, wird eine Fee zu euch kommen und nähere Anweisungen erteilen.«
Sie grinste noch einmal übers ganze Gesicht und verließ wortlos das Podest. Ein ungläubiges Raunen der Kinder war die Antwort.
»Die hat vielleicht Nerven! Wie sollen wir das bei dieser Menge an Menschen schaffen?«, schimpfte Luca, der hilflos seine Augen über die Köpfe seiner Mitschüler schweifen ließ.
Leandra hatte andere Sorgen. Ihre Hände wurden schweißnass und sie rieb sie nervös an ihrer Jeans trocken.
»Was hast du?«, fragte Henry besorgt.
Leandra fühlte sich so, als ob eine Horde wild gewordener Elefanten ihre Magengegend durchquerte.
Sie räusperte sich und murmelte: »Ich habe keine guten Erfahrungen bei Gruppenarbeiten gemacht. Ich blieb immer als letzte übrig! Keiner wollte mit mir zusammenarbeiten! Kannst du dir vorstellen, wie erniedrigend das für jemanden ist, wenn die Klasse von der Lehrerin angefleht wird, eine Außenseiterin wie mich in ihrer Gruppe aufzunehmen?«
Leandra stiegen Tränen in die Augen, doch sie versuchte trotzdem stark zu bleiben.
»Die Folge war, dass ich lieber alleine blieb, als mich als fünftes Rad am Wagen zu fühlen.«
Henry nickte ihr verständnisvoll zu, wollte ihr aber keinen Raum für Mitleid gewähren.
»Hier auf Mikosma ist alles anders, Leandra. Gehe mit Mut an die Aufgabe heran! Du wirst sie mit Bravour meistern! Da bin ich mir sicher!«
Leandra holte noch einmal tief Luft. Sie hatte ja keine andere Wahl. Nachdem Leandra Henry ein kurzes Lächeln geschenkt hatte, griff das Mädchen nach der Karte. Vorsichtig drehte Leandra sie um.
»Hoffentlich komme ich mit Luca oder Henry in eine Gruppe«, dachte Leandra erwartungsvoll.
Auf ihrer Karte war ein goldfarbener Pikal abgebildet, der sie stolz anblickte. Er breitete seine Flügel, bereit zum Abheben, aus, zuckte jedoch plötzlich vor Schreck zusammen. Unmittelbar danach sah Leandra in fahle, traurige Vogelaugen, das Gefieder des einst so stolzen Tieres wurde aschgrau. Erschrocken ließ Leandra ihre Karte fallen, hob sie jedoch gleich wieder auf. Mit verstörtem Blick schaute sie zu ihren beiden Freunden, die ebenfalls ihre Zeichnungen begutachteten. Ohne ein Wort zu sagen, hatte Luca seine aufgedeckt und Leandra unter die Nase gehalten. Die Karte zeigte einen weißen Pudel mit lilafarbenen Ohren. Er wedelte fröhlich mit dem Schwanz und machte dann Männchen. Als Luca jedoch sah, dass mit Leandra sichtlich etwas nicht stimmte, hob er besorgt die Augenbrauen.
»Was ist los?«, fragte er leise.
»Das erzähle ich euch später. Welche Karte hast du gezogen, Henry?«, lenkte Leandra ab.
Als sie seine begutachtete, auf der ein goldfarbener Delfin glücklich im Opalmeer seine Bahnen zog und ab und zu in hohen Bögen in die Luft sprang, zog Leandra enttäuscht die Mundwinkel nach unten. Sie hatte so sehr gehofft, wenigstens einen ihrer Freunde an ihrer Seite zu wissen.
»Vielleicht ist es für uns gut, so auch mit anderen Kindern in Kontakt zu kommen«, versuchte Henry seine beiden Begleiter zu trösten.
Da Diskussionen sowieso keinen Sinn hatten, erhoben sich die drei langsam und begannen, nach ihren Gruppenmitgliedern zu suchen.
10. Kapitel
Hilfe zur Selbsthilfe
»Warum bist du zu spät gekommen? Du wolltest dich doch nur kurz umziehen?«
Henry war Leandra durch die langen Bankreihen gefolgt, während die anderen Kinder eifrig nach ihren Gruppen suchten.
»Ich kann jetzt nicht darüber reden, Henry«, flüsterte Leandra leise. »Hier gibt es zu viele Ohren. Habe ich etwas Wichtiges versäumt?«
Henry blickte vorsichtig hinter sich, beugte sich
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