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Freiheit für Cyador

Titel: Freiheit für Cyador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Wald.«
    »Wie soll das einen Sinn ergeben?«, fragt Lorn langsam, die Augen weiterhin auf die Mauer gerichtet. »Die Chaos-Sperre ist doch dazu da, den Wald einzusperren. Warum also sollte sie ein Insekt aufhalten, das nicht zum Wald gehört?« Wie aber könnte eine Chaos-Sperre das entscheiden? Lorn runzelt die Stirn. Kann denn der Wald entscheiden, welche fremden Insekten er tötet? Warum? Oder würde er alle Eindringlinge töten, die die Sperrenmauer überwinden?
    Kusyl hebt unwissend die Hände. »Das weiß ich nicht, Ser.«
    Die zwei patrouillieren weiter, schweigend, denn die Entfernung lässt eine Unterhaltung nur bedingt zu.
    Die Zweite Einheit reitet eine Meile nach der anderen ab, nichts als Mauer und Ödland weit und breit.
    »Ser! … Ser … Ser!« Der Ruf kommt von ganz hinten in der Reihe, gut sechshundert Ellen entfernt, und wird von den Lanzenkämpfern weitergegeben.
    »Anhalten!«, befiehlt Kusyl.
    Als die Kolonne zum Stehen gekommen ist, lenkt Lorn sein Pferd fort von der Mauer und hin zu dem Lanzenkämpfer mit der erhobenen Feuerlanze. »Ja, Lanzenkämpfer?«
    Der Lanzenkämpfer zeigt zum Boden. Auf der verödeten Erde liegt ein Knochen neben den Spuren einer riesigen Katze. Der Knochen – er könnte von einem Schaf oder einer Ziege stammen – muss schon eine Weile dort liegen. Weitere Hinweise auf das Opfer der riesigen Katze sind nicht zu erkennen, und die Spuren sind sehr undeutlich, verwischt vom Regen der letzten Nacht.
    »Haltet die Augen offen. Vermutlich ist es gestern geschehen.«
    »Ja, Ser.«
    Lorn lenkt sein Pferd wieder zur Sperrenmauer und bedeutet Kusyl, den Befehl für die Wiederaufnahme der Patrouille zu geben.
    Der Morgen erwärmt sich langsam, bis die Luft fast unangenehm feucht ist. Schweiß sammelt sich unter Lorns weißer Garnisonskappe.
    Das gleichmäßige Klappern der Hufe wirkt beinahe beruhigend, als sich die Zweite Einheit formiert. Die Männer reiten nun nebeneinander in einem Abstand von gut fünfzig Ellen.
    Lorn unterdrückt ein Gähnen. Jetzt kann er verstehen, warum so viele Offiziere auf den Waldpatrouillen getötet werden. Sie langweilen sich auf den schier endlosen, ereignislosen Ritten und sehen sich dann unvermittelt der Gefahr einer großen Katze oder einer riesigen Wasserechse gegenüber.
    Lorn verfügt inzwischen über ausreichend Wissen, das es ihm erlauben sollte, sich ein besseres Bild über seine Lage zu machen; er muss die Dinge nur von verschiedenen Seiten aus betrachten. Aber es ist schwierig, sich nach einer gewissenhaft ausgeführten, stumpfsinnigen Patrouille, während der man angestrengt Ausschau nach einem Ausbruch des Waldes hielt, noch mit dergleichen zu beschäftigen.
    Plötzlich durchfährt es ihn wie ein Blitz und er sitzt aufrecht im Sattel. Auch das ist ein weiteres Stück Wissen. Er versucht sich in Erinnerung zu rufen, was Ingenieur Gebynet sagte; er sprach von groß angelegten Ausbrüchen, die auf Schösslinge folgen, welche so schnell wachsen wie der, den Lorns Einheit an der südwestlichen Seite des Verwunschenen Waldes zerstörte.
    Sollte dies alles nach einem bestimmten Muster ablaufen? Lorn schüttelt den Kopf. Dann stellt sich eine zweite Frage: Wer könnte wissen, was das für Muster sind? Wer hat all die Patrouillenberichte?
    Lorn nickt grimmig.

 
X
     
    G ut ein Dutzend Meilen nordöstlich von Lorn jagen weiße, dicke Wolken über den Himmel, sie haben es eilig, zu den Westhörnern zu kommen. Zwischen den Wolken fallen immer wieder einzelne Lichtstrahlen zur Erde. Direkt über ihm ist der grünblaue Nachmittagshimmel beinahe klar. Von Zeit zu Zeit weht ein leichter Wind, aber meist ist es windstill.
    Jenseits des Ödlands und der äußeren Straße fangen das Gras und die weiter entfernten Felder und Wälder langsam zu grünen an, das Winterlaub nimmt wieder die Frühlingsfarbe an und die neuen Blätter und Triebe strahlen in hellem Grün.
    Lorn blickt nach links auf die lange Reihe der Lanzenkämpfer der Zweiten Einheit, die über das Ödland reitet. Dahinter sieht er die Männer der Ersten Einheit. Lorn kann sogar die runde Gestalt von Olisenn in der Nähe der Mauer erkennen.
    Nach fast sieben Tagen auf Patrouille mit einem Tag Pause in Ostend – praktisch eine Nachbildung von Westend – ist Lorn froh, dass sie bald die Kaserne in Nordend erreichen. Diesen Ort nennen die Soldaten jedoch nur Kaserne oder Jakaafra, genauso wie die Kaserne in Geliendra meistens mit dem Namen der nahe gelegenen Stadt bezeichnet wird statt

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