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Freiheit für Cyador

Titel: Freiheit für Cyador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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eine blanke, helle Oberfläche verwandelt. Endlich wabert ein kleines, verschwommenes Bild im Glas – zwei Truppenführer an einem Tisch.
    Lorn schluckt, vor Überraschung verliert er die Konzentration. Das blanke Glas spiegelt sein eigenes schweißüberströmtes Antlitz wieder. Ein Schweißtropfen fällt auf das Glas.
    Er kann es!
    Lorn lehnt sich zurück und holt tief Luft. Wie kann er diese Fähigkeit weiterentwickeln und anwenden … ohne zu zeigen, dass er sie besitzt, natürlich. Denn würde er es zeigen, würde dies die hohen Magi’i und Offiziere der Spiegellanzenkämpfer noch mehr anspornen, sich einen schnellen Tod für ihn auszudenken. Die Berichte der Zweiten Kompanie veranschaulichen deutlich, dass Kompanieoffiziere hier offenbar eine höhere Sterblichkeit haben als anderswo – eine höhere als gewöhnliche Lanzenkämpfer und eine viel höhere, als man gemeinhin erwarten würde.

 
IX
     
    I m spätwinterlichen Grau der Morgendämmerung führt Lorn den weißen Wallach aus dem Stall des ersten Zwischenpostens, der an der nordöstlichen Seite des Verwunschenen Waldes und genau dreiunddreißig Meilen südöstlich der Kaserne in Jakaafra liegt.
    Olisenn wartet neben dem übergroßen Pferd, das ihn tragen muss.
    »Sieht nach einem weiteren ruhigen Morgen aus, Olisenn«, meint Lorn.
    »Ja, Ser. Aber es wird nicht mehr lange dauern, bis sich im Wald etwas regt.«
    »Würde mich nicht wundern.« Lorn wartet darauf, dass der Haupttruppenführer ausspricht, was ihn beschäftigt.
    »Beabsichtigt Ihr weiterhin mit der Zweiten Einheit und Kusyl zu reiten, Ser?«, fragt Olisenn.
    »Das scheint mir nicht das Dümmste zu sein«, antwortet Lorn. »Du hast die nötige Erfahrung, um die Erste Einheit führen zu können – ja sogar die ganze Zweite Kompanie, sollte mir etwas zustoßen. Kusyl wäre dazu nicht in der Lage.«
    »Aber so kann ich Euch nichts erklären.«
    »Das stimmt, aber vielleicht wirst du uns ja weiterhin abends im Zwischenposten unterweisen. So profitieren wir alle davon.« Lorn lächelt.
    »Das werde ich, so gut ich kann, Hauptmann.«
    »Da bin ich sicher, Olisenn. Wir alle sind froh, dass du über so viel Wissen und Erfahrung verfügst.« Mit lächelndem Gesicht steigt Lorn auf und lenkt den Wallach nach rechts, wo Kusyl die Zweite Einheit bereits Aufstellung nehmen lässt.
    »Ser?«
    »Ich werde heute wieder mit der Zweiten Einheit reiten, vielleicht sogar während der ganzen Patrouille.« Lorn zuckt die Schultern. »Wir werden sehen, wie es geht.«
    Kusyl nickt.
    Beide Einheiten warten formiert im Hof des Zwischenpostens unter den dicken, aber formlosen grauen Wolken, als Lorn Kusyl und Olisenn noch einmal zu sich winkt. Er wartet, bis die Pferde zum Stehen gekommen sind, erst dann spricht er. »Heute Morgen wird die Zweite Einheit an der Mauer entlang reiten; die Erste Einheit nimmt die Perimeterstraße.«
    »Ja, Ser.«
    »Ja, Ser.«
    »Lasst uns aufbrechen.«
    Das Klappern der Hufe hallt über den Hof und die Zweite Kompanie reitet durch die Tore und auf die Sperrenmauer zu. Die Männer formieren sich nebeneinander zu einer langen Reihe, um die Grenzen des Verwunschenen Waldes besser überwachen zu können.
    Lorn reitet etwa zwanzig Ellen rechts von Kusyl, etwas näher als im sonst üblichen Abstand von fünfzig Ellen. Trotz der allgegenwärtigen Feuchtigkeit ist die Sperrenmauer trocken und funkelt im indirekten Licht, das durch die niedrigen Wolken gelangt.
    Die Sonne bemüht sich weiter, den Nebel aufzulösen, der vom nächtlichen Regen übrig geblieben ist, doch mit nur mäßigem Erfolg. Die Zweite Einheit muss unter einem Himmel reiten, dessen Farbpalette von dunkel – bis hellgrau reicht und von fast weiß wieder zu fast schwarz wechselt.
    Jeder Mauerabschnitt gleicht dem anderen: grauweiße gleichmäßige Blöcke, gekrönt mit Kristallsperren, die Chaos ausstrahlen. Die Mauer erstreckt sich nach Südosten und wirkt wie eine scheinbar endlose Linie, die bis zum Horizont reicht.
    SSssssssssss! Lorn runzelt die Stirn und schaut zur Mauer, wo er das Geräusch vermutet. Beim zweiten lauten Summen wirft er Kusyl einen fragenden Blick zu. »Kusyl?«
    Kusyl bemerkt Lorns Gesichtsausdruck und ruft zurück: »Eine der großen Blumenfliegen, Ser, die Blut saugende Art. Aus irgendwelchen Gründen können sie die Mauer nicht überfliegen. Habe gehört, wie ein Ingenieur einmal erklärt hat, dass diese Blutsauger wahrscheinlich mit den Erstgeborenen gekommen sind, und von denen gibt es keine mehr im

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