Freiheit fuer Mama
aufreibt, ist eine gute Mutter. Wer das nicht tut, ist eine Rabenmutter.
In keinem Land ist die Ansicht, man müsste 24 Stunden lang ums Kind herumspringen, so verbreitet wie in Deutschland. Tatsächlich meint die Mehrheit der deutschen Mamas immer noch, dass Kinder in den ersten drei Jahren am besten zu Hause betreut werden. Nur knapp 40 Prozent wollen ihr Kind gerne schon vor dem dritten Lebensjahr in die Kita oder zur Tagesmutter bringen. Das hat gerade das Familienministerium ermittelt.
Die französische Philosophin Elisabeth Badinter, selbst Mutter von drei Kindern, hat dem Thema ein ganzes Buch gewidmet: Der Konflikt. Die Frau und die Mutter. Sie hält es für riskant, wenn Mütter sich allein dem Nachwuchs widmen. Denn Vollzeit-Mamas haben oft nur noch das Kind im Blick. Die Partnerschaft leidet, wenn die Aufmerksamkeit allein beim Kind liegt. Und die eigene Zufriedenheit sinkt, weil es für den Mutterjob keine Anerkennung gibt.
Google erschwert Entscheidungen
Was man nicht ohne weiteres delegieren kann, sind Entscheidungen. Welche Kita ist die Richtige? Impfen oder nicht? Babybrei selber kochen oder Gläschen nehmen? Die Musikschule besuchen oder lieber die Kinder im Garten buddeln lassen? Als Mama kann man bei all diesen Fragen, die geklärt werden müssen, ganz schön ins Schwitzen kommen. Doch wir können uns Rat holen – ohne uns verrückt zu machen. Wir können eine Freundin fragen, wie sie sich entschieden hat, und ersparen uns damit bergeweise Ratgeberliteratur.
Die Möglichkeit, alles und jeden zu googeln, erleichtert die Entscheidungsfindung hingegen nicht. Erstens behauptet dort jeder etwas anderes. Zweitens hat man immer die Unsicherheit, nicht zu wissen, wer das Ganze verzapft hat, ob die Quelle seriös ist und ob nicht Firmen wie Milupa, Alete oder die Pharmaindustrie hinter den Empfehlungen steckt. Selbst die verschiedenen Mama-Blogs können nerven, wenn jeder seinen Senf zu einem Thema gibt und sich die Aussagen widersprechen.
Meine Mutter hatte eine Nachbarin, die sie in vielen Dingen um Rat fragen konnte. Wenn die nicht weiterwusste (was selten vorkam), nahm sie ein Elternbuch und las dort nach. Das war’s. Wenn ich daran denke, was heute manche so lesen! Anja, eine Kollegin von mir, hat sich bereits in der Schwangerschaft einen ganzen Koffer voller Bücher gekauft. Jawohl, es war wirklich ein ganzer Koffer voll. Der stand im Wohnzimmer, und sie las Buch für Buch. Sie war allerdings schon bald total verunsichert, weil sich die Ratgeber widersprachen. Darum fing sie an zu googeln, doch das verwirrte nur noch mehr.
Eine gute Hilfe ist eine wie Janina. Sie ist Sozialpsychologin und gibt PEKiP -Kurse. Woche für Woche bekommt sie mit, welche Fragen Mütter umtreiben. Sie fragen sich, welche Impfungen man machen sollte, ob Zwieback mit etwas Zucker schädlich ist und ob der »Tigerbalsam« auch schon für Babys geeignet ist. Sie sagt: »Such dir eine Freundin, die schon ein älteres Kind hat und mit der du gut kannst, und frag sie um Rat. Für den Fall, dass sie nicht weiterweiß, kauf dir ein (!) Buch, das dir zusagt. Dem vertraust du dann. Punkt.«
Freiflug für Mama
Wir sollten es uns so einfach machen wie möglich und uns so viele Freiflüge gönnen wie nötig. Voraussetzung dafür ist: Wir müssen uns, schon bevor das Kind auf der Welt ist, eine gute Kinderbetreuung suchen, die von Anfang an das Kind mit betreut. Wir sollten auch die Papas mit ins Boot holen, statt sie auszubooten. Denn sie können alles, was auch eine Mama kann, bis aufs Stillen halt. Dann können wir unser Ding machen, versauern und vergrätzen nicht, sondern leben das Leben, tanken neue Energie und schaffen uns Freiräume zum Denken, Arbeiten und für unseren Mädelsabend.
Ja, und wir sollten uns einen feuchten Kehricht darum scheren, was andere sagen. Merle ist ein gutes Vorbild. Sie trotzt nicht nur jeder Mode und somit jeder Rock- und Hosenlänge. Sie kümmert sich auch einen Dreck darum, was andere über sie sagen. Sie ist mit Mann und Baby per Bahn nach Korsika gefahren, obwohl ihr alle abrieten: die lange Fahrt, die Wärme und das fremde Essen könnten dem Kind schaden. Nichts davon ist eingetreten. Sie sind putzmunter, zufrieden und voller Anregungen zurückgekommen.
Sie liest auch lieber die Zeitung oder geht joggen, als picobello aufzuräumen. Wenn wir zu ihr nach Hause kommen, dann ist es meist etwas unordentlich. Im Bad quillt der Wäschekorb über, und ihre Tochter trägt immer noch dieselbe Hose
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