Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
allerdings nicht offen. Im Klappentext des Buches
Die CIA und der 11 .September
von Andreas von Bülow wirbt der Verlag mit den Worten:
»Ohne Geheimdienste,
so Bülow,
war eine derartige Operation nicht möglich – und die Spuren führen letztlich zu deren Netzwerk und zum CIA .«
Dafür trägt von Bülow in seinem Buch fleißig Indizien zusammen – um am Schluss zu sagen:
»Welche Tätergruppe für welche Tat in Frage kommt, bleibt offen.«
Er zeigt mit dem langen Arm, nicht aber mit dem Finger.
Gerhard Wisnewski arbeitet ähnlich. Mathias Bröckers stellt lediglich fremde Verschwörungstheorien vor, um sie dann mit eigenen Ideen auszubauen. Auch die meisten Verschwörungsartikel im Internet häufen Indizien für eine Beteiligung der US -Regierung auf, halten aber unmittelbar vor der Schlussfolgerung an. Warum legen sie alle ein Mosaik von Indizien zusammen und setzen den letzten Stein nicht mehr ein? Der wahrscheinlichste Grund ist: Sie sehen sich nicht als Verschwörungstheoretiker. Im allgemeinen Verständnis sind Verschwörungstheoretiker Menschen mit ungewisser geistiger Gesundheit, oder kurz ausgedrückt: Spinner. Wer die letzte Schlussfolgerung nicht mehr niederschreibt, sondern nur zwischen den Zeilen durchscheinen lässt, ist in seinem Selbstverständnis kein Verschwörungstheoretiker. Er trägt schließlich nur Indizien zusammen und kann nichts dafür, wenn seine Leser eine Verschwörungstheorie daraus konstruieren.
Die gängigsten Verschwörungstheorien, also die pseudorationalen Untermauerungen der Attentatslegende, sind:
Die US -Regierungen hätten bereits mehrfach Angriffe auf die eigene Bevölkerung zugelassen, provoziert oder selbst durchgeführt, um gegenüber der eigenen Bevölkerung einen Krieg durchzusetzen. So habe Präsident Roosevelt von dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor gewusst, ihn aber zugelassen, um Amerikas Kriegseintritt zu provozieren.
Die US -Regierung plane, unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung die Demokratie in Amerika zu beseitigen und jeden zukünftigen Machtwechsel unmöglich zu machen.
Die US -Regierung strebe entsprechend der neokonservativen
Ideologie nach der Weltherrschaft. Der Kampf gegen den Terror sei nur ein Vorwand für weltweite militärische Operationen zur Stärkung der amerikanischen Dominanz. Das dient wiederum den Wirtschaftsinteressen der großen US -Konzerne.
Die Argumente entstammen zwei verschiedenen Domänen: Die ersten beiden Punkte unterstellen der US -Regierung den Verrat am eigenen Volk. Die Konservativen, so lautet der Vorwurf, benutzen das Volk zynisch als Schlachtvieh für eigene Interessen. Sie wollen die Demokratie aufheben, um das Volk unterdrücken zu können. Diese Argumente richten sich an Amerikaner. Der letzte Punkt spricht dagegen vorwiegend die übrige Menschheit an, denn er würde US -Bürger nicht unbedingt erschrecken. Viele Amerikaner sind überzeugt, dass eine Vorherrschaft ihres Landes der Welt durchaus gut tun würde. Die im Jahre 2000 veröffentlichte Studie
Rebuilding America’s Defenses
des regierungsnahen
Project for the New American Century
befürwortete ganz offen eine Politik zur Herstellung einer »wohlwollenden« Vorherrschaft der USA über die Welt.
Die übrigen Länder der Welt sollen also nicht nur zähneknirschend die einzigartige wirtschaftliche und militärische Macht der USA anerkennen, sondern auch noch deren moralische Überlegenheit zugeben. Die US -Regierung unter Präsident Bush führte ihre Außenpolitik in den ersten Jahren tatsächlich nach dieser Prämisse. Damit verlangt sie allerdings Unmögliches: Jede Gruppe hält sich selbst für besser als andere Gruppen. Wenn die USA also von anderen Völkern erwarten, ihre wirtschaftliche, moralische, militärische und gesellschaftliche Überlegenheit anzuerkennen, muss sie auf vehementen Widerstand stoßen. Dieser Effekt erklärt sehr gut, warum Verschwörungstheorien gegen die US -Regierung in der übrigen Welt so populär sind.
Bei Lichte betrachtet gibt es bisher nicht den geringsten Hinweis, dass die US -Regierung irgendwie an den Attentaten des 11 .September beteiligt war. Deshalb beschränkt sich die Argumentation
der Verschwörungstheoretiker darauf, den Ablauf der Ereignisse zu bestreiten und die Regierung der USA und ihre Geheimdienste als Verbrecher darzustellen. Ihren Erfolg verdanken sie vorwiegend der schlichten Tatsache, dass viele Menschen ihnen glauben wollen, ganz gleich, wie löchrig ihre Thesen sind.
Der moderne
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