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Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Titel: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Grüter
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in seinem Buch
Der CIA und der 11 .September
über die Mitwisserschaft des Mossad, ohne eine jüdische Weltverschwörung direkt anzusprechen. Wie Tobias Jaecker in seiner Untersuchung
Antisemitische Verschwörungstheorien nach dem 11 .September
nachweist, verwendet aber auch von Bülow antisemitische Stereotypen.
    Der verstohlene europäische Antisemitismus mischt sich in der Gegenwart, also nach der Ära von Bill Clinton, mit einem vehementen Antiamerikanismus. Der amerikanische Historiker Andrei Markowits vertritt sogar den Standpunkt, dass beide Phänomene im Laufe der Zeit unauflöslich miteinander verschmolzen sind. In einem Beitrag für den Band
Neuer Antisemitismus?
schreibt er:
»Heute jedoch sind Antisemitismus und Antiamerikanismus sowohl begrifflich als auch empirisch nicht mehr zu trennen.«
Viele in Europa und Amerika verbreitete Verschwörungstheorien sehen in der Tat Israel und die Regierung der USA als gemeinsame Täter oder doch wenigstens als Täter in Absprache.

Internationale Organisationen als Feindbild
am Beispiel der WTO
    Die Welthandelsorganisation ( WTO ) gehört zu den kleineren internationalen Organisationen. Sie beschäftigt in ihrer Genfer Zentrale 608 Menschen, die meisten davon sind Übersetzer. Der General-direktor ist nur dem Personal gegenüber weisungsbefugt, alles Übrige entscheiden die Mitglieder. Jeder Mitgliedsstaat hat eine Stimme, Luxemburg ebenso wie die USA . Entscheidungen fallen im Konsens: Entweder sind sich alle einig, oder die Entscheidung kommt nicht zustande. Natürlich heißt das nicht, dass etwa Mauretanien oder der Senegal ebenso viel zu bestimmen hätten wie England, Deutschland oder China. Vor den Abstimmungen im Plenum scharen die wirklich Mächtigen ihre Klienten um sich. Da geht es um Macht, Ansehen, Prestige, Ehrgeiz und natürlich um Geld.
    Wenn alle zwei Jahre das Plenum der Minister tagt, das höchste Entscheidungsgremium der WTO , sind die Grabenkämpfe meist entschieden, Pakete sind geschnürt, die Entscheidungen stehen jedenfalls fast. Die ständige Mannschaft der WTO umfasst nur das internationale Sekretariat für die Mitglieder eines internationalen Vertragswerks, des World Trade Agreement. Das Sekretariat in Genf ist ein Forum, ein Treffpunkt, oder, wie
Der Spiegel
schreibt, »ein Basar, auf dem die erste Welt mit allen anderen Welten Geschäfte macht«. Die WTO treibt selbst keine Politik, ihr Chef, seit dem 1 .September 2005 der Franzose Pascal Lamy, ist im Grunde genommen wenig mehr als ein Verwaltungsleiter.
    Trotzdem ist die WTO der Lieblingsfeind der Globalisierungsgegner. Sie weisen ihr eine geradezu dämonische Macht zu. »Lasst Hongkong platzen!«, lautete der Aufruf auf der Website von Attac, dem Netzwerk der Globalisierungsgegner, zur Ministertagung in Hongkong im Dezember 2005 . Weil die chinesischen Behörden aber von großen Demonstrationen nicht viel halten, fand der Protest vorwiegend im Internet statt.
»Die WTO treibt die Ausbeutung von Menschen und Natur voran, um transnationalen Konzernen und Eliten Profite zu sichern«,
schrieb Attac in seinem Aufruf. Die Globalisierungsgegner sehen die WTO als eine gigantische Verschwörung der internationalen Konzerne.
    Das Ziel der WTO , genauer gesagt, des zugrunde liegenden Vertragswerks, ist der Abbau von Zöllen und Handelshemmnissen. Ohne die WTO könnte jeder Staat seine Handelsrichtlinien so festlegen, wie es seinen wirtschaftlichen Interessen entspricht. Natürlich provoziert jeder Schutzzoll Gegenmaßnahmen anderer Staaten. Je stärker die Wirtschaftskraft eines Staates, um so besser wird seine Verhandlungsposition im Ringen um Zölle und Gegenzölle. Nur reiche Industriestaaten verfügen über ausreichende Druckmittel, ihre Handelsrichtlinien gegen alle anderen zu verteidigen. Oder um das Bild vom Basar anzuwenden: Wenn auf einem Basar die großen Händler die kleinen übervorteilen, nutzt es nichts, den Basar zu schließen und die Marktordnung aufzuheben. Außerhalb des Basars und jenseits aller Marktregeln werden die Großen den Kleinen eher noch schlimmer zusetzen.
    Die Forderung nach der Abschaffung der WTO ist ein klassisches Beispiel für eine reduktive Hypothese. Die angenommene Ungerechtigkeit des Welthandels wird hier auf die Existenz einer einzigen Organisation zurückgeführt. Deren Beseitigung, so glauben die WTO -Gegner, bringt die Welt der Gerechtigkeit einen großen Schritt näher. Um diese Hypothese plausibel zu machen, müssen die Globalisierungsgegner der WTO eine

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