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Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Titel: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Grüter
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sahen sich im Recht, denn ein Tyrannenmord war nach der Moral der Antike nicht strafbar, ja er war sogar ein sittliches Gebot. Darum verzichteten die Verschwörer ausdrücklich auf einen Schwur der Geheimhaltung oder des Zusammenhaltes. Nach ihrer Vorstellung
unternahmen sie lediglich einen notwendigen Akt zur Rettung der Republik, begingen also kein Verbrechen.
    Am 18 .März 44 v. Chr. wollte Caesar zu einem Feldzug gegen die Parther aufbrechen, Roms ständige Gegner weit im Osten des Reiches. Das war nicht zwingend notwendig, aber man darf annehmen, dass der unwürdige Schacher um Ämter und Pfründe, die ständigen Anfeindungen des Senats und die Unfähigkeit seiner Untergebenen Caesars Nerven ernsthaft angegriffen hatten. Das karge Leben im Feld, umgeben von treuen Soldaten, entsprach sicherlich eher seiner Natur. Die Senatssitzung vom 15 .März war also die letzte Gelegenheit für die Verschwörer, ihre Tat durchzuführen. Sie waren entschlossen, Caesar im Sitzungssaal des Senats öffentlich hinzurichten. Die Verschwörer glaubten, Caesars Tod wie ein Theaterstück inszenieren zu können, mit dem Tod des Tyrannen auf offener Bühne als Höhepunkt und einer großen Rede nach der Tat als krönendem Abschluss. Aber es sollte anders kommen.
    Als Caesar am Morgen des 15 .März unerwartet der Senatssitzung fernblieb, ging Decimus Brutus, Mitverschwörer und langjähriger Vertrauter Caesars, zu seinem Haus und überredete ihn, trotz einer Unpässlichkeit doch noch an der Senatssitzung teilzunehmen. Caesar ahnte nichts, denn er war einsam geworden: Obwohl Hunderte von Menschen, darunter auch viele seiner Günstlinge, über die Attentatspläne Bescheid wussten, warnte ihn niemand. Erst auf dem Weg zu der verhängnisvollen Senatssitzung steckte man ihm eine konkrete Anzeige zu. Er hatte jedoch keine Gelegenheit mehr, sie zu lesen.
    Unmittelbar zu Beginn der Senatssitzung umstellten ihn rund dreißig Verschwörer und stachen sofort mit Messern und Dolchen auf ihn ein. Caesar wehrte sich entschlossen. Die Verschwörer, ungeübt im Umgang mit dem Dolch, stachen planlos auf ihn ein, wobei sie sich auch gegenseitig verletzten. Als Caesar schließlich sah, dass er gegen die Übermacht keine Chance hatte, verhüllte er sein Gesicht und zog seine Toga zurecht, um würdig zu sterben. Keiner
der etwa 300 anwesenden Senatoren kam ihm zu Hilfe. Den amtierenden Konsul und Caesarvertrauten Marcus Antonius hatten die Verschwörer von der Senatssitzung ferngehalten, weil sie fürchteten, dass er Caesar verteidigen würde. Nach der blutigen Tat brach im Senat Panik aus. Niemand wusste, auf wen von ihnen es die Mörder abgesehen hatten, und so drängten alle zu den Ausgängen.
     
    Die Verschwörer hatten ursprünglich vorgehabt, Caesars Leiche feierlich durch die Stadt zu schleifen und in den Tiber zu werfen, wie es einem Tyrannen zukam. Alle seine Handlungen, Dekrete und Erlasse sollten für nichtig erklärt werden und die Republik sozusagen in den Zustand vor Caesar zurückversetzt werden. Aber die Verschwörer ließen sich von der Panik der Senatoren anstecken und flohen mit ihnen aus dem Saal. Die große Rede zur Rechtfertigung des Tyrannenmordes fiel aus, ebenso die öffentliche Leichenschändung.
    Der Ermordete blieb für einige Zeit allein in der Curia zurück, dann bargen drei Sklaven die Leiche und brachten sie in einer Sänfte in sein Haus, wo sie für ein feierliches Staatsbegräbnis vorbereitet wurde. Von gekauften Gladiatoren bewacht, verbrachten die Verschwörer eine ungemütliche Nacht auf dem Capitol. Das Volk war ihnen nicht dankbar, sondern es war entsetzt, der Senat war geflohen und Caesars Soldaten sannen auf Rache. Jetzt machte sich bemerkbar, dass die Verschwörer nicht darüber nachgedacht hatten, wie sie nach Caesars Tod ihre Macht sichern wollten. Sie hatten seine Diktatur als Ausnahmezustand betrachtet und erwartet, dass die Republik nach seiner Ermordung quasi von selbst in ihren Normalzustand zurückkehren werde. Sie hatten es nicht einmal für nötig gehalten, sich über die Stimmung im Volk zu informieren oder Szenarien für ihr weiteres Vorgehen durchzuspielen. Das wäre aber geboten gewesen, denn amtierender Konsul, und damit höchster Vertreter der erneuerten Republik, war niemand anders als Marcus Antonius, Caesars engster Verbündeter.
    Er machte den Senatoren am nächsten Tag klar, dass man Caesar
nicht einfach zum Tyrannen erklären konnte. Denn die damit verbundene Rücknahme aller seiner Erlasse

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