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Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Titel: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Grüter
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würde unter anderem 300 der 900 Senatoren ihre Amtswürde kosten und die Landverteilung an Caesars Veteranen rückgängig machen. Letzteres musste die ohnehin prekäre Situation in Rom bis zum Bürgerkrieg eskalieren lassen. Cicero, der wohl nicht seinen besten Tag hatte, schlug einen Kompromiss vor, der den drohenden Bürgerkrieg abwendete, aber den späteren Konflikt bereits vorzeichnete: Caesar sollte nicht zum Tyrannen erklärt, aber seine Attentäter sollten begnadigt werden. Der Senat, hin- und hergerissen zwischen Moral und Entsetzen, stimmte schließlich zu. Damit gingen die Verschwörer straffrei aus, wie Cicero es vorgesehen hatte, aber Caesars Herrschaft war im nachhinein legitimiert. Rechtlich gesehen waren die Verschwörer also nicht die Helden der wiedererstandenen Republik, sondern amnestierte Verbrecher. Marcus Antonius inszenierte ein pompöses Staatsbegräbnis für Caesar und brachte damit das Volk endgültig auf seine Seite. Die Häuser einiger Verschwörer gingen in Flammen auf. Die Anführer Brutus und Cassius zogen es vor, Rom zu verlassen, und vermieden damit den offenen Machtkampf. Ihre Ziele waren unerreichbar geworden.
     
    Die wohl berühmteste Verschwörung der Weltgeschichte scheiterte nicht etwa an den Mängeln in der Durchführung, sondern am weitgehenden Fehlen einer realistischen Planung für die Machtübernahme. Die Beteiligten hatten ihr Vorhaben stattdessen als Theaterstück aufgezogen, mit dem Tod des Tyrannen als dramatischem Höhepunkt im Schlussakt.
    Hatten die Verschwörer wirklich das moralische Recht, Caesar als Tyrannen zu brandmarken und zu ermorden? Im antiken Verständnis war ein Tyrann ein
unrechtmäßiger
Alleinherrscher. Traf das auf Caesar zu? Rein formal hatte Caesar alle seine Ehren vom Senat und dem Volk von Rom verliehen bekommen. Und zwar nicht unter Zwang, sondern freiwillig. Mehrere von Caesars Titeln, Befugnissen und Ehrungen hatte der Senat durchaus nicht einstimmig
verabschiedet, ohne dass aber den abtrünnigen Senatoren irgendein Leid geschehen wäre. Caesar setzte die Senatoren also nicht ungebührlich unter Druck. Cicero, seinen rhetorisch geschicktesten Gegner, behandelte er sogar mit gewissem Respekt. Rein formal war Caesar deshalb nach antikem Verständnis kein Tyrann, sondern ein rechtmäßiger, weil korrekt ernannter Alleinherrscher.
    De facto hatte Caesar allerdings den Senat vollkommen lahmgelegt. Er erließ Edikte im Namen des Senats, die niemals dort beschlossen worden waren. Wenn man nicht die Form, sondern die Wirklichkeit der Macht als Maßstab nimmt, war Caesar ohne Zweifel ein Alleinherrscher von eigenen Gnaden. Allerdings hatten bereits andere vor ihm den Senat entmachtet, Caesar setzte die Tradition lediglich fort.
Formal
hatte Caesar also die Regeln der Republik nicht so weit gebrochen, dass er als Tyrann gelten konnte, und er hatte auch keine Gewaltherrschaft errichtet.
Faktisch
hatte er die Herrschaft des Senats nicht beendet, weil der Senat bereits seit Jahrzehnten nur noch von der Gnade der Feldherren lebte und keine echte Herrschaft mehr ausübte. Damit steht fest: Weder formalrechtlich noch faktisch hatte Caesar eine Tyrannei errichtet, die einen Tyrannenmord rechtfertigen würde.

Die Theorie der Verschwörung
    Haben Verschwörungen überhaupt eine nennenswerte Aussicht, die Verhältnisse in ihrem Sinne zu verändern, oder sind die Verhältnisse stets mächtiger als die Menschen? Niccolò Machiavelli, der wohl berühmteste Theoretiker der Machtausübung, hat diesem Thema in seinem Buch
Discorsi
(Erörterungen) ein ganzes Kapitel gewidmet.
»Viele Verschwörungen werden unternommen, aber nur wenige gelingen«,
schreibt er darin. Aber er schreibt auch:
»Durch sie
[die Verschwörungen]
haben mehr Fürsten Leben und Herrschaft verloren als durch offenen Krieg; denn offenen Krieg können nur
wenige mit einem Fürsten führen, sich gegen ihn verschwören jedoch jeder.«
    Machiavelli wusste, wovon er schrieb. Mit 23  Jahren trat er 1492 in die Staatskanzlei seiner Heimatstadt Florenz ein. Italien war zu dieser Zeit von einem Flickenteppich aus Stadtstaaten bedeckt, die miteinander und gegeneinander Krieg führten, Bündnisse mit Frankreich und dem Deutschen Reich eingingen und lösten, Intrigen und Verschwörungen gegeneinander anzettelten und vereitelten. Es war die große Zeit der Condottieri, der Söldnerführer, meist abenteuerliche Gestalten, deren Loyalität dem Meistbietenden gehörte und die sich oft genug gegen ihre

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