Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
passenden Geheimgesellschaft an. Ich möchte sie Obskuraten nennen, die Dunkelmänner (vom Lateinischen
viri obscuri
). Damit bilden sie einen hübschen Gegensatz zu den Illuminaten, den Erleuchteten.
Es ist eine alte Regel der Spannungsliteratur, dass ein Buch eine Prämisse haben sollte, die es beweist. Diese Prämisse steht im Hintergrund, wir schreiben sie nicht in das Buch. Sie ist der Leitfaden, an dem wir uns beim Schreiben orientieren. In unserem Falle lautet die Prämisse: Dunkelmänner als Nachfahren der Neandertaler beherrschen die Welt, jedenfalls beinahe.
Sie halten sich, wie ihr Name schon sagt, vorwiegend im Dunkeln auf und sind deshalb schwer zu finden. So weit der Verschwörungsglauben. Jetzt müssen wir noch einige Ereignisse umdeuten, damit sie zu diesem Glauben passen, also Verschwörungslegenden basteln.
Und schließlich entwickeln wir daraus unsere Theorie.
Wenn wir dabei einige einfache Regeln berücksichtigen, kommt am Ende eine sehr lesbare Geschichte heraus. Dabei müssen wir uns nicht an die Wahrheit halten, wir wollen schließlich etwas beweisen, nicht etwas untersuchen. Also sammeln wir alles auf, was unsere
These stützt, und lassen alles unter den Tisch fallen, was ihr widerspricht. Schließlich sind nicht wenige Theorien mit wissenschaftlichem Anspruch genauso entstanden.
1 . Regel: Prämisse der Verschwörungstheorie ist ein einfach formulierter Verschwörungsglauben.
Jetzt wollen wir erst einmal Interesse wecken. Dazu werfen wir Fragen auf und versprechen, sie im Zuge des weiteren Ausbaus der Theorie zu beantworten. Wenn Sie zunächst die Theorie auf sich wirken lassen wollen, lesen Sie nur die Zeilen zwischen den Linien.
Warum sind die Neandertaler ausgestorben? Oder sind sie überhaupt nicht ausgestorben? Schließlich hat niemand nachgewiesen, dass es sie nicht mehr gibt. Wo kommen die Sagen von den ungeheuer starken, klugen und zauberkräftigen Zwergen her? Und woher das Wort Zwerge? Es existiert in allen germanischen Sprachen, aber sein Ursprung ist dunkel.
Das hört sich nicht schlecht an.
Definieren wir also die zweite Regel:
2 . Regel: Tragen Sie Unerklärtes zusammen, werfen Sie Fragen auf, bezweifeln Sie bisherige Erklärungen.
Als Nächstes müssen wir unsere Neandertaler etwas aufbauen. Schließlich glaubt uns noch niemand, dass unsere Politiker ihre Anweisungen von grunzenden, flachköpfigen Urmenschen entgegennehmen.
Neandertaler haben mindestens 150 000 Jahre lang überlebt, die ältesten Fossilien sind 180 000 Jahre alt, die jüngsten gefundenen 28 000 Jahre. Sie waren vital und lebenskräftig, verbreiteten sich über ganz Europa, Westasien und den vorderen Orient. Sie sind in
dieser langen Zeit nicht etwa degeneriert, im Gegenteil, die Skelettfunde zeigen eindeutig, dass sie sich immer weiter entwickelt haben. Ihre Gehirne wurden immer größer, und sie verfügten über ungeheure Körperkräfte.
Als die Wissenschaftler daran gingen, die Hirnschädel der Neandertaler mit denen moderner Menschen zu vergleichen, erlebten sie eine Überraschung: Schon vor 100 000 Jahren waren die Gehirne der Neandertaler größer als die der heutigen Menschen! Mehr noch: Es sind im Verhältnis zur Körpergröße die größten Gehirne, die man jemals bei irgendwelchen Lebewesen unseres Planeten gefunden hat!
Wie groß wären ihre Gehirne heute? Die Gehirne der modernen Menschen sind seit dieser Zeit um fast 20 Prozent gewachsen, heutige Neandertaler müssten demnach deutlich intelligenter sein als jeder moderne Mensch.
Der Großteil der Informationen ist nachprüfbar richtig, wenn auch für unsere Zwecke etwas zurechtgeschnitzt. Nur die Schlussfolgerung ist falsch: Die Größe des Gehirns ist kein Beweis für Intelligenz. Aber die meisten Menschen würden das anstandslos akzeptieren. Daraus können wir die dritte Regel ableiten:
3 . Regel: Bei der Wahrheit bleiben und nachprüfbare Zahlen verwenden, wo immer es geht. Gewagte Schlussfolgerungen möglichst unauffällig einflechten.
Jetzt müssen wir etwas improvisieren. Wir wollen schließlich nachweisen, dass die Neandertaler nicht ausgestorben sind, sondern heimlich die Welt beherrschen. Also säen wir zunächst Zweifel an den Erkenntnissen der Wissenschaftler:
Die Geschichte der Neandertalerbeschreibungen ist eine Geschichte der Irrtümer. Das begann bereits bei den Knochen aus dem Neandertal. Der Bonner Anatom und Medizinprofessor August
Mayer hielt in grotesker Verkennung
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