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Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Titel: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Grüter
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Bevölkerung und der jetzt staatstragenden Parteien die Soldaten an der Front im Stich gelassen, oder sogar ihre Niederlage betrieben hatten.
    Ihre Kronzeugen waren Ludendorff und Hindenburg. Bereits
wenige Monate nach dem von ihm erzwungenen Waffenstillstand wies Ludendorff jede Verantwortung für die Niederlage weit von sich. Zusammen mit Hindenburg bestand er darauf, dass Flotte und Heer planmäßig sabotiert worden seien. Hindenburg erklärte unter Berufung auf einen britischen General, das deutsche Heer sei »von hinten erdolcht worden«. Damit gab er den Deutschnationalen ihr Stichwort. Die deutsche Armee, so lautete ihre von nun an ständig wiederholte Parole, sei »im Felde unbesiegt« gewesen. Teile der Zivilbevölkerung aber hätten sie »von hinten erdolcht«. Der Vorwurf richtete sich gegen die SPD , die Fortschrittliche Volkspartei, teilweise auch die katholische Zentrumspartei und auf breiter Front gegen die Juden. Ihnen wurde gleichzeitig unterstellt, sie hätten sich als »Kriegsgewinnler« am Leiden des Volkes bereichert und vor dem Militärdienst gedrückt. Der Vorwurf gegen die Juden entbehrte jeder Grundlage, sie hatten ebenso gekämpft und gelitten wie alle anderen Deutschen auch. Teile der radikalen Linken brüsteten sich zudem damit, ihre revolutionären Aktionen hätten das Kriegsende erzwungen, und stützten damit gewollt oder ungewollt die Behauptungen der Deutschnationalen.
    Die Demokraten wehrten sich gegen die Dolchstoßlegende so gut sie konnten. Es gelang ihnen, die These vom »Dolchstoß in den Rücken« schlüssig zu widerlegen, aber sie erreichten mit ihren Argumenten nur einen Teil der Bevölkerung. Im Laufe der zwanziger Jahre verfestigte sich bei den Deutschnationalen der Glaube an die Dolchstoßlegende, während sie bei den demokratischen Parteien der Weimarer Republik als widerlegt galt. Anfang der dreißiger Jahre waren die Argumente ausgetauscht und die Emotionen abgekühlt. Als unmittelbarer Anlass für den Siegeszug der NSDAP und die Machtergreifung Hitlers im Jahre 1933 taugt die Dolchstoßlegende deshalb nicht.
     
    Unter zwei Aspekten trug sie dennoch entscheidend zum Ende der Weimarer Republik und zum Zweiten Weltkrieg bei:
    Sie schädigte das Ansehen der demokratischen Politiker von Anfang an. Auf allen Regierungen der Weimarer Republik lastete das Stigma, als Handlanger ausländischer Mächte die Niederlage im Ersten Weltkrieg absichtlich herbeigeführt zu haben.
Hitler glaubte fest daran, dass der deutschen Armee der Sieg »gestohlen« worden war. Er strebte einen neuen Krieg an und wollte diesmal sicherstellen, dass die Heimat den Soldaten nicht in den Rücken fiel.
     
    Die Spitze des Naziregimes war davon überzeugt, dass Deutschland einen neuen Krieg gewinnen würde, wenn das Volk die Soldaten einmütig unterstützte. Deshalb begann Hitler unmittelbar nach der Machtergreifung mit der Aufrüstung für einen Revisionskrieg und der Vorbereitung der zivilen Kriegsstrukturen. Der ehemalige General Ludendorff verlangte in seinem 1935 erschienenen Buch
Der totale Krieg
zur Aufrechterhaltung der Moral unter anderem: … Sperrung des Grenzverkehrs gegen neutrale Staaten, Versammlungsverbote, Festnahmen wenigstens der Häupter der ›Unzufriedenen‹, Überwachung des Eisenbahnverkehrs und des Rundfunkwesens und natürlich eine scharfe Pressezensur.
    Damit nahm er vorweg, was die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg tatsächlich umsetzten.
     
    Die Dolchstoßlegende hat Hitlers Machtergreifung gefördert und damit zum Zweiten Weltkrieg und zum Massenmord an den Juden beigetragen; als alleinige oder auch nur maßgebliche Ursache taugt sie aber nicht. Sie hat das Grauen nicht allein verschuldet, aber sie hat ihm den Weg gebahnt. Der Vorwurf trifft damit auch diejenigen, die die Legende unbedacht oder wider besseres Wissen verbreitet haben.

8 : Wir bauen eine Verschwörungstheorie
    Eine praktische Anleitung zum Schreiben von Verschwörungstheorien
    In diesem Kapitel möchte ich Ihnen zeigen, wie einfach es ist, eine Verschwörungstheorie zusammenzubauen. Sie hat vermutlich keine Aussicht auf Verbreitung, weil sie nicht auf gängigen Vorurteilen oder einem bestehenden Verschwörungsglauben fußt, dafür ist sie aber durchaus nicht abstruser als andere Theorien (nun ja, sie ist eigentlich völlig abstrus).
    Zunächst brauchen wir einen passenden Verschwörungsglauben. Das geht schnell, denn ein Verschwörungsglauben ist eine recht vage Angelegenheit. Fangen wir mit einer

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