Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
war. Der Plan musste ohne Abstriche gelingen, denn schon ein teilweiser Misserfolg führte zwangsläufig in den Untergang. Wenn es dem Deutschen Reich nicht gelang, Frankreich
vollständig
zu besiegen, bevor Russland angriff, konnte Deutschland weder an der einen noch an der anderen Front genügend Truppen aufbieten, um den Gegner niederzuwerfen.
Der Überfall auf das neutrale Belgien zog England in den Krieg. Die Regierung in London wollte unter keinen Umständen zulassen, dass die Scheldemündung in die Hand einer Großmacht fiel.
Die deutsche Offensive im Westen blieb bereits an der Marne stecken, weit vor Paris. England verschiffte Truppen und Material nach Belgien und Frankreich und blockierte den deutschen Seehandel durch den Ärmelkanal. Russische Truppen griffen Ostpreussen an. Damit war das Deutsche Reich in einen Zweifrontenkrieg verwickelt. Die Militärführung konnte an keiner Front eine ausreichende Übermacht für einen durchschlagenden Angriff aufbauen, ohne andere Fronten gefährlich zu entblößen.
Als Lenin am 3 .März 1918 mit dem Reich einen Separatfrieden schloss, um seine innenpolitischen Gegner besser bekämpfen zu können, waren die USA bereits in den Krieg eingetreten. Die Entlastung der deutschen Truppen durch die Aufhebung der Ostfront kam zu spät. Eine letzte große Offensive der deutschen Truppen im März 1918 durchbrach zwar die gegnerischen Linien, lief sich aber unter ungeheuren Verlusten nach 60 Kilometern fest. Ab dem Frühjahr landeten die USA jeden Monat 250 000 Mann frische Truppen in Frankreich, um die erschöpften Soldaten Frankreichs und Englands zu unterstützen. Die englische Seeblockade strangulierte die Wirtschaft des Deutschen Reiches und machte sowohl die Versorgung der Bevölkerung als auch die Kriegsproduktion immer schwieriger. Ab Mitte 1918 begann Österreich-Ungarn auseinanderzubrechen. Die militärische Lage des Deutschen Reichs war aussichtslos geworden.
Während des gesamten Krieges erwarteten große Teile der deutschen Bevölkerung einen militärischen Sieg oder wenigstens einen ehrenvollen Frieden mit beträchtlichen Annektionen. Die Oberste Heeresleitung unter Ludendorff und Hindenburg leistete tatsächlich Erstaunliches. Die Stärke der deutschen Truppen reichte aber niemals aus, um Niederlagen eines Gegners auszunutzen und entscheidende Schläge zu führen. Ludendorff war ein exzellenter Handwerker des Krieges, aber er führte den Krieg um des Krieges willen. Er sah seine Aufgabe darin, auf dem Schlachtfeld zu siegen. Die Regierung und die Wirtschaft hatten ihm dazu die Mittel bereitzustellen.
Von den Politikern ließ er sich nicht in sein Handwerk hineinreden. Nach der Reichsverfassung war das Militär dem Kaiser als oberstem Kriegsherrn direkt unterstellt. Es wäre ausschließlich Sache des Kaisers gewesen, den Krieg zu stoppen, denn der Kaiser war auch Oberhaupt der Regierung und ernannte höchstpersönlich ohne Mitwirkung des Reichstages den Reichskanzler, der zugleich der einzige Minister der Regierung war. Kaiser Wilhelm II . aber war dieser Verantwortung nicht gewachsen. Ab 1916 schlug er sich immer mehr auf die Seite von Ludendorff und ließ es zu, dass die Oberste Heeresleitung die Politik des Deutschen Reiches bestimmte und die zaghaften Versuche eines Verständigungsfriedens sabotierte.
Für die Militärführung gab es nur Sieg oder Niederlage, auch zu einem Zeitpunkt, als ein Sieg kaum noch erreichbar war.
In der Heimat hatte die schlechte Versorgungslage bis Anfang 1918 zu einer galoppierenden Inflation mit einer zunehmenden Verarmung besonders der Arbeiter, kleinen Selbstständigen und Staatsbediensteten geführt. Die Menschen hungerten, in den Städten mehr als auf dem Land. Ein umfangreicher Schwarzhandel war entstanden. Einige wenige »Kriegsgewinnler« hatten sich ungeheuer bereichert, während alle anderen verarmten. Die Russische Revolution drohte auf das Deutsche Reich überzugreifen. Trotzdem schürte die nationalistische Presse immer noch die Hoffnung auf einen »ehrenvollen« Frieden. Viele Menschen im Deutschen Reich klammerten sich daran, dass die fürchterlichen Opfer der letzten vier Jahre nicht vollständig umsonst gewesen waren.
Mit der Unterzeichnung des Waffenstillstands brach für sie eine Welt zusammen. Was lag näher, als den ANDEREN die Verantwortung aufzudrücken? Die ANDEREN , das war die frühere Opposition und jetzige demokratische Regierung. Die Deutschnationalen Parteien verwiesen darauf, dass Teile der
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