Freizeichen
kla r sei n müsse , das s nich t der dreißigste , sonder n de r einunddreißigst e Geburtsta g da s heikle Datum schlechthin im Leben einer Frau sei. Der Dreißigste wird gro ß gefeiert . All e Freundinne n sin d d a un d spreche n eine m Mut z u un d sagen , das s alle s nich t s o schlim m wird , un d e s gib t viele Geschen k e und Caipirinha bis in den frühen Morgen, und alle sin d tota l net t z u einem . Un d ei n Jah r später ? D a denke n bereits alle , ma n hätt e sic h a n de n Zustan d gewöhnt , un d ma n is t allein mi t seine m Schmerz , un d keine r bedauer t einen , das s ma n bald vierzi g ist . I st doch wahr.
«Liebes , d u wirs t einunddreißig , nich t vierzig . Un d e s tu t mir wahnsinnig Leid, dass wir nicht zusammen essen gehen können. Ru f doc h Steff i an . Vielleich t ha t di e Zeit.»
«Vielleicht hat die Zeit? Danke, ich brauche keinen Babysitter . D u hörs t dic h an , al s se i ic h ei n schwe r erziehbares Kind , da s d u fü r eine n Aben d ma l loswerde n möchtest!»
«Belle , ic h mus s jetz t wirklic h los . Feie r schön . Wi r hole n das alle s a m Sonnta g nach . Ic h könnt e di r Arrabiat a machen , und vielleich t gibt' s auc h eine n ‹Tat ort›?»
«D u kanns t mic h ma l mi t deine n Arrabiata!»
«Dan n ebe n nicht.»
E r wa r beleidigt . E r hatt e e s nich t besse r verdient.
Ic h wusste , das s ic h ih n dami t seh r getroffe n hatte . Ic h liebe Spaghett i Arrabiat a - abe r nur , wen n Be n si e macht . Und besonder s lieb e ic h sie , wen n ic h si e mi t Tütenparmesa n von Mirácol i bestreue n kann . De r schmeck t zwa r wi e Semmelbrösel und sieht aus wie Fischmehl, aber er erinnert mich an meine Kindheit , w o wi r un s jede n Dienstagabend , wen n mein e Mutter bei m Turne n war , ein e Packun g M irácol i gemach t haben . Und da s Positiv e a n meine r Leidenschaf t fü r diese n Käs e is t ja , dass e r ungleic h billige r is t al s de r achtundvierzi g Monat e lang gereifte aus dem Feinkostladen, von dem fünfhundert Gramm in etw a s o vie l koste n wi e ein e Woch e i m Apar t menthote l auf Fuerteventur a inklusiv e Flug . Manchmal , vielleich t s o viermal i m Jahr , geh t Be n samstag s z u Karstad t un d klau t fü r mic h zwei Tütche n Parmesa n au s de n Mirácol i - Schachteln . Da s macht mic h glücklich . Un d wen n e s dan n noc h a m Sonntagaben d zu de n Spaghett i Arrabiat a eine n «Tatort » gibt , bi n ic h woh l der glücklichst e Mensc h de r Welt.
Abe r heut e wollt e ic h mic h nich t durc h s o ein durchschaubares Manöver von meinem eigentlichen Diskussionspunk t abbringe n lassen:
«D u wills t mi t de n Nudel n nu r vo n vie l grundsätzlicheren Problemen ablenken. Das ist so typisch. Kaum ist eine Krise in Sicht, hat Benedikt Cramer praktischerweise einen Großkunden i n Not.»
«Das hier ist dein einunddreißigster Geburtstag und keine Krise , un d ic h mus s jetz t wirklic h los . Vielle i ch t bis t d u j a noch wach , wen n ic h nac h Haus e komme.»
«Vielleich t bi n ic h abe r auc h weg , wen n d u nac h Hause kommst!»
Da s hatt e ic h noc h melodramatisc h i n de n Höre r geschnaubt. Wa r mi r allerding s nich t siche r gewesen , o b e r e s noc h gehört hatte . Trotzde m h a tt e ic h mic h diese r nu n einmal ausgesprochenen Drohung gegenüber irgendwie verpflichtet gefühlt . Da s passier t mi r manchmal , das s ic h i m Überschwang de r Auseinandersetzun g Ankündigunge n äußere , a n di e zu halte n ic h mic h dan n genötig t sehe . Deswege n bi n ic h im Laufe de r letzte n Jahr e zumindes t ei n weni g vorsichtige r geworde n mit Bemerkunge n wi e «Mic h siehs t d u di e nächste n Tag e nicht wieder!» oder «Dann fahr ich eben alleine übers Wochenende an di e See! » ode r «Nei n danke , jetz t is t mi r de r Appetit vergangen!» .
Solchen Äußerungen habe ich nicht wenige Nächte im Gästebett meiner Freundin Steffi zu verdanken. Was nicht das Schlimmste wäre. Weniger lustig war das Wochenende alleine an der Ostsee in der Reetdac h - Kate bei Windstärke acht. Aber ni e hab e ic h s o seh r u nte r meine m überschäumenden Temperament gelitten wie an dem Abend, als wir Bens ersten feste n Großkunde n feier n wollten . Be n hatt e sic h gerad e mit «CCN » selbständi g gemacht , «Cramer s Computer - Notdienst». Ein e gut e Geschäftsidee . E s is t nämlic h so , das s ei n normaler Mensc h ni e s o verzweifel t is t un d ni e s o bereit , vie l Gel d für Hilf e z u
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