Freizeichen
bezahlen , wi e i n de m Moment , wen n sic h be i seinem Compute r nicht s meh r rührt.
Be n ha t fas t all e sein e Freundinne n au f diese m We g kennen gelernt. Sabines Atari war abgestürzt un d hatt e ihre Examensarbei t mi t sic h i n di e Tief e gerissen . Be i Kersti n hatte ein e Kabelbuchs e angefange n z u qualmen , al s si e ihre n Roman sichern wollte, der dann sowieso nie erschienen ist. Und auch ich wählte Bens Nummer zum ersten Mal, als auf dem Bild schir m meine s Mac s plötzlic h ein e Bomb e blinkte . «A fatal erro r ha s occured» , stan d d a i n fette n Lettern . Be n rettet e meine erst e Übersetzun g fü r Jakob s & Kursedim, und schon wenige Tage später waren wir ein Paar - eigentlich sofort nachdem ich mic h vo n L u t z getrenn t hatte , de n ic h sowies o verlasse n wollte. E s hatt e mi r blo ß noc h de r recht e Anlas s gefehlt.
Be n hatt e mic h zu r Feie r de s Tage s i n ei n feine s Restaurant eingeladen . S o wa s leiste n wi r un s normalerweis e nicht , un d ich hatt e de n Eindruck , das s di e Kellne r i m «L e Canard » sic h viel Müh e gaben , da s nich t z u bemerken.
Ic h wei ß heut e ga r nich t mehr , worübe r wi r un s gestritten haben. Es muss mir aber wahnsinnig ernst gewesen sein, weil ic h mi t vorgetäuschte r Appetitlosigkei t reagier t habe . Un d zu eine r s o lc h drastische n Maßnahm e greif e ic h wirklic h nu r im Notfall . Ic h erinner e mic h noch , das s Ben , de r Mann , de n außer Turbulenzen in Flugzeugen nichts aus der Ruhe bringen kann, ein bisschen nervös wurde, als ich den Hauptgang unangetastet zurückgehe n ließ.
Besame , besam e mucho . Ei n singende r Gitarris t näher t sich meine m Tisch , un d ic h erwisch e mic h dabei , das s ich mitsumme. Wie peinlich. Als sei ich irgend so eine Touristin, di e au f Spanisc h nu r «Vamo s a l a playa » un d «Eviv a España» sagen kann. Was zutreffe n d ist.
Ob ich Ben eine SMS schicken soll? Nein, unmöglich. Er ist dran . Ic h wei ß doc h genau , wa s de r sic h jetz t denkt : «Die komm t scho n wieder. » Un d bishe r ha t e r dami t j a auc h immer Recht gehabt. Aber eigentlich muss er wissen, dass es jetzt um alle s ode r nicht s geht . Da s hab e ic h ih m au f de m Zettel unverblüm t kla r gemacht , de n ic h au f de m Esstisc h fü r ihn hinterlassen habe:
«Ic h brauch e Abstan d un d Zei t zu m Nachdenken . Bi n bis Sonnta g au f Mall e be i Tant e Gesa . Meld e mic h vo n dort . Bis dahin . Annabel»
Ic h hatt e etw a fünfzeh n verschieden e Versione n dieser Nachricht entworfen, bis ich endlich eine hatte, die wie in aller Eil e hingeschriebe n klang . Nu n gib t e s folgend e Möglichkeiten: Entweder , e r ha t de n Zette l noc h nich t gefunden , wei l e r vo n der Arbei t glei c h zu seiner Verabredung mit Nikos gegangen ist. Ode r e r ha t di e Nachrich t ungelese n weggeschmissen , wei l er mit seinen Gedanken mal wieder ganz woanders war. Oder er ha t da s neu e «PC - Journal » draufgelegt . Ode r e r wollt e mal ordentlich durchlüften, und dab e i sind alle Gegenstände, die wenige r al s fünfhunder t Gram m wiegen , i n fernst e Ecke n der Wohnun g gewirbel t worden . Wen n Be n vo n de r Arbei t kommt, is t e r mi t seine m Kop f noc h be i de r Arbeit , wa s zu r Folg e hat, das s e r sic h ei n weni g trotteli g verhält , u m e s freundlic h zu sagen. Oder wie soll man es nennen, wenn einer das Altpapier in den Schmutzwäschekorb wirft?
E s könnt e allerding s auc h sei n - be i Be n wei ß ma n ni e - , dass e r sic h a n gena u da s hält , wa s ic h geschriebe n habe . Das s e r mir Zei t lasse n wil l zu m N achdenken und in Ruhe darauf wartet, bis ic h mic h melde . E s kling t absurd , abe r ic h halt e dies e For m von Missverständni s zwische n Be n un d mi r fü r möglich . Wi r kennen un s sei t bal d fün f Jahren , abe r e r glaub t imme r noch , das s ich meine , wa s ic h sage . Unser e Beziehung , da s wir d mi r immer klarer , is t wirklic h a n eine m kritische n Punk t angelangt.
So , un d dami t hab e ic h auc h de n letzte n Res t de r «Paell a para do s personas » aufgegessen . Zumindes t dafü r brauch e ic h keinen Mann . Un d jetz t is t mi r langweilig . Ic h w i l l endlic h jemandem erzählen, was mir heute alles passiert ist. Ich bestelle noch einen Viertellite r Wei n un d ruf e mein e Freundi n Mon a an . Is t nich t da. Mist. Handy? Auch nicht. Dann hat sie wahrscheinlich Dienst im Krankenhaus. Aber mit
Weitere Kostenlose Bücher