Freizeichen
konnt e j a ga r nich t klappen . Sich vorzunehmen, diesen jungen Gott auf der Yacht anzusprechen, wa r i n etw a s o blöde , wi e wen n sic h ei n völli g untrainierter Fettsac k mi t zwe i Holzbeine n zu m N e w York - Marathon anmeldet. Klassischer Fall von Selbstüberschätzung. Kann passieren . Sol l nich t wiede r vorkommen . Noc h währen d ich über den schwankenden Steg balanciere, habe ich mir mein Versage n verziehen . Ic h bi n nich t de r Typ , de r sic h di e eigenen Fehle r lang e nachträgt . Ic h trag e liebe r andere n ihr e Fehle r nach. Besonder s ger n meine m jeweilige n Lebensgefährten . Ic h bin als o völli g mi t mi r versöhnt , noc h bevo r ic h wiede r festen Bode n unte r de n Füße n habe.
«Hey , has t d u Lust , 'n e Rund e mitzufahren ? Ic h w o llte sowies o gerad e raus , u m de n Waverunne r z u testen.»
Ic h hab e kein e Ahnung , wa s ei n Waverunne r ist . Un d ich hab e kein e Ahnung , womi t ic h diese s Schweineglüc k verdient habe, dass mein Leben sich mal wieder ohne mein Zutun in genau die richtige Richtung v erändert . Ic h wei ß genau , das s ich in Strickpullover und Jeans auf dieser Yacht aussehen werde wie ei n vol l bekleidete r Eskim o i n de r Sauna . Abe r al s ic h mich umdrehe , find e ic h mic h schö n genu g fü r di e «Vogue».
Un d ic h sage : «Danke . Seh r gern.»
Waru m gib t es Paella eigentlich immer nur für mindestens zwe i Personen ? We r kein e Begleitun g hat , bekomm t auc h keine Paella . Se i ein e Fra u ohn e Mann , un d di r stehe n nich t einmal mehr die Speisekarten dieser Welt uneingeschränkt offen. Ich frag e mich , w o Ges a bleibt , und bestelle schließlich eine Paella für zwei Personen, obschon ich nur eine Person bin. Zum Zeitvertreib schaue ich mir auf meinem Handy die neuen Kurznachrichten an. Vielleicht sollte ich es lieber ausschalten, u m de n Akk u z u schonen ? Spätesten s morge n is t e r leer , und wen n dan n nich t mei n Koffe r mi t de m Ladegerä t angekommen ist , kan n ic h meine n beide n Männer n j a ga r nich t mitteilen , für we n ic h mic h entschiede n habe . Außerde m wüsst e ic h schon gan z gerne , wan n mei n liebe r Benedik t sic h endlic h ma l melde t . Da s is t s o unglaublic h typisch . Männe r merke n meis t ers t dann, das s i n ihre r Beziehun g wirklic h wa s schie f läuft , wen n ihre Freundi n bereit s ausgezoge n ist.
Zwe i SM S sin d eingegangen . Di e erst e is t vo n einem spanische n Telefonanbieter , de r mic h i n seine m Land begrüßt un d mi t sagenhaf t günstige n Tarife n wirbt . Di e zweit e is t von Gesa:
«Schaff e e s nich t wart e u m neu n a m hafen » Da s is t echt typisch . Kein e Erklärung , kein e Entschuldigung . Ic h glaube, Ges a ha t sic h i n ihre m ganze n Lebe n noc h ni e fü r etwas ents chuldigt . Un d wa s heiß t hie r «a m Hafen» ? Wi e wil l si e mich finden ? Un d sei t wan n könne n siebenundfünfzigjährig e Damen eigentlic h ein e SM S schicken ? Obwohl , sei t soga r mein e Mutter onlin e ist , wunder t mic h i n diese r Hinsich t ga r nicht s mehr. Bezeichnen d au c h, dass Gesa auf Zeichensetzung und Großund Kleinschreibun g völli g verzichtet . S o ein e SM S z u verschicken, is t typisc h fü r extrovertierte , ehe r egoistisch e Menschen : schnell z u schreiben , abe r schwe r z u verstehen.
Mei n Be n zu m Beispie l leg t auc h be i de r H and y - Pos t größten Wert auf korrekte Schreibweise. Nehmen wir zum Beispiel seine SMS von Sonntag letzter Woche:
«Heute Abend gibt es Tatort mit Arrabiata, wenn du willst. Meld e dich . Ic h bi n a b 1 9 Uh r z u Hause . Ben»
Ode r dies e hier , vo m Freita g davor:
«Not f all bei einem Großkunden! Sorry, Liebes, es wird heute spät. Geschenke gibt es dann heute Nacht. Bis dahin: Herzlichen Glückwunsch!!!»
Ac h was . Notfal l be i eine m Großkunden . Un d da s a n meinem Geburtstag . Ic h denke , jed e Fra u wir d mi r zustimmen , wen n ich sa ge , das s kei n Kund e gro ß genu g sei n kann , u m de n Notfal l zu rechtfertigen , de n e s z u Haus e gibt , wen n ma n sein e Freundin a m Geburtsta g sitze n lässt.
«Is t doc h nu r dei n Einunddreißigster» , hatt e mei n unsensibler Lebensgefährt e dan n auc h noc h gesagt , al s ic h ih n a m Telefon beschimpfte. Da bin ich natürlich sehr schnell sehr gereizt gewesen . Hab e gemeckert , das s e r vo n de r weibliche n Psyche nicht den kleinsten Hauch von Ahnung habe. Dass es doch wohl jede m Normalbegabte n
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