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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Hemmungslos trinken können und wissen, dass es jemanden gibt, der dich wohlbehalten nach Hause bringt.
    Kurz darauf erscheint Dex wieder in der Bar.«Darcy hat ihre Tasche verloren. Sie glaubt, sie hat sie hier liegen lassen. Sie ist klein und silbern», sagt er.«Hast du sie gesehen?»
    « Sie hat ihre neue Chanel-Tasche verloren?»Ich schüttle den Kopf und muss lachen, denn es ist typisch Darcy, Sachen zu verlieren. Meistens habe ich ein Auge darauf, aber an meinem Geburtstag habe ich dienstfrei.
Trotzdem helfe ich Dex beim Suchen und finde die Tasche schließlich unter einem Barhocker.
    Als er gehen will, überredet ihn sein Freund Marcus, einer seiner Trauzeugen, noch ein bisschen zu bleiben.« Komm schon, Mann. Einer geht noch.»
    Dex ruft Darcy an, und sie gibt lallend ihre Zustimmung und sagt, er soll sich ohne sie amüsieren. Obwohl sie wahrscheinlich nicht glaubt, dass so etwas möglich ist.
    Nach und nach machen sich meine Freunde mit einem letzten Glückwunsch auf den Heimweg. Dex und ich überdauern sie alle, sogar Marcus. Wir sitzen an der Bar und machen Konversation mit dem Bartender /Schauspieler; er hat ein«Amy»-Tattoo und null Interesse an einer alternden Anwältin. Es ist schon nach zwei, als wir finden, dass es Zeit zum Gehen ist. Die Nacht draußen ist eher mittsommerlich als frühlingshaft, und die warme Luft gibt mir plötzlich neue Hoffnung: Dies ist der Sommer, in dem ich den Mann meines Herzens kennen lerne .
    Dex winkt mir ein Taxi heran, aber als es anhält, sagt er:«Wie wär’s mit ’ner anderen Bar? Noch einen Drink?»
    « Okay», sage ich.«Warum nicht?»
    Wir steigen beide ein, und er sagt dem Fahrer, er soll schon mal losfahren; er muss noch überlegen, wohin. Wir landen in Alphabet City in einer Bar in der Nähe des Tompkins Square Park, Ecke 7th und Avenue B. Sie trägt den passenden Namen«7B».
    Ein Szeneladen ist es nicht – das«7B»ist schmuddelig und verraucht. Mir gefällt es trotzdem – es sieht nicht gelackt aus, und es ist keine Bruchbude, die cool sein will, weil sie nicht gelackt aussieht. Dex deutet auf ein Séparée.«Nimm schon mal Platz. Ich komme
gleich.»Dann dreht er sich um.«Was kann ich dir bringen?»
    Ich sage ihm, dass ich trinke, was er trinkt, und dann setzte ich mich in die Nische und warte. Er sagt etwas zu einem Mädchen an der Bar. Sie trägt eine armeegrüne Cargo-Hose und ein Tanktop mit der Aufschrift« Fallen Angel». Sie lächelt und schüttelt den Kopf. Im Hintergrund läuft Omaha , ein Song, der irgendwie melancholisch und fröhlich zugleich klingt.
    Einen Augenblick später rutscht Dex mir gegenüber auf die Bank und schiebt mir ein Bier herüber.«Newcastle», sagt er. Dann lächelt er und kriegt kleine Fältchen um die Augen.«Magst du?»
    Ich nicke und lächle.
    Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Fallen Angel sich auf dem Barhocker umdreht und Dex taxiert, seine gemeißelten Züge, das wellige Haar, die vollen Lippen. Darcy hat sich mal darüber beklagt, dass Dex mehr Blicke auf sich zieht und Leute stutzen lässt als sie. Aber anders als sein weibliches Gegenstück scheint Dex diese Aufmerksamkeit nicht zu bemerken. Fallen Angel richtet ihren Blick jetzt auf mich und fragt sich wahrscheinlich, was Dex mit einer so durchschnittlichen Person anfangen kann. Hoffentlich hält sie uns für ein Paar. Heute Nacht braucht niemand zu wissen, dass ich bloß zu den Hochzeitsgästen gehöre.
    Dex und ich reden über unsere Jobs und unseren gemeinsamen Urlaub in den Hamptons, der in einer Woche anfängt, und über eine Menge andere Sachen. Aber Darcy wird nicht erwähnt und die für September geplante Hochzeit auch nicht.
    Als wir unser Bier ausgetrunken haben, gehen wir zur Jukebox, stopfen sie mit Dollars voll und suchen nach guten Stücken. Ich drücke zweimal Thunder
Road , weil das mein Lieblingssong ist, wie ich ihm sage.
    « Yeah. Springsteen ist auch für mich die Nummer eins. Hast du ihn schon mal live gesehen?»
    « Ja», sage ich.«Zweimal. Born in the USA und Tunnel of Love .»
    Fast hätte ich ihm erzählt, dass ich mit Darcy während der High-School-Zeit da war – habe sie mitgeschleift, obwohl sie viel mehr auf Gruppen wie Poison und Bon Jovi stand. Aber ich halte den Mund. Denn sonst wird er sich daran erinnern, dass er zu ihr nach Hause gehen sollte, und ich will in den letzten schwindenden Augenblicken meines Daseins als Twentysomething nicht allein sein. Natürlich wäre ich lieber mit einem Geliebten hier, aber Dex ist besser

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