Fremde Dimensionen
wahr«, sagte Curlene. »Aber was ist mit dem, was Sie vorher sagten? Sind Sie wirklich der Teufel?« Sie lächelte ihn an.
»Das ist die Wahrheit.«
»Beweisen Sie es«, sagte Curlene prompt.
»Was? Ich meine, wie?«
»Tun Sie etwas. Rufen Sie einen Dämonen herbei; oder verwandeln Sie Kieselsteine in Juwelen; oder erfüllen Sie mir drei Wünsche; oder …«
»Aber, ich bitte Sie, Mrs. Dimpleby. Sie haben da einige irrige Vorurteile.«
»Warum? Wenn Sie der Teufel sind, müssen Sie doch Macht haben.«
Luzifer schluckte. »Das ist keine gute Idee«, sagte er. »Angenommen, jemand käme herein?«
»Die Tür ist zu, und wir erwarten keinen Besuch.«
»Nun, Curl«, sagte Professor Dimpleby, sanften Tadel in der Stimme, »du solltest unseren Gast nicht in Verlegenheit bringen.«
»Nein, es ist schon in Ordnung, Professor«, sagte Luzifer bekümmert. »Ihre Frau hat ganz recht. Schließlich gelte ich als eine, ah, mythische Gestalt, an deren Auftreten man bestimmte Erwartungen knüpft, nicht wahr? Warum sollte sie ohne einen Beweis an mich glauben?«
»Besonders, wenn Sie so leicht erröten«, sagte Curlene.
»Also gut …« Luzifer blickte umher. Seine Aufmerksamkeit fiel auf das in die Bücherwand eingebaute Aquarium. Er nickte fast unmerklich. Am Boden des Aquariums blitzte etwas auf. Curlene sprang auf und lief hin. Luzifer folgte ihr.
»Der Kies!« keuchte sie. »Er sieht anders aus!«
»Diamanten, Rubine und Smaragde, und Makkaroni«; sagte Luzifer. »Das mit den Makkaroni tut mir leid. Ich bin etwas aus der Übung.«
Curlene lächelte ihn bewundernd und erwartungsvoll an. »Tun Sie etwas anderes!«
Luzifer stand einen Moment mit gerunzelter Stirn und konzentrierte sich. Dann schnippte er mit den Fingern, und mit einem leisen Plop! erschien mitten auf dem Teppich eine kleine, kugelbäuchige, runzlige Gestalt von dunkelpurpurner Farbe. Sie war ungefähr fünfzig Zentimeter groß, völlig nackt und von übertriebener Männlichkeit. Ihre spindeldürren Beine endeten in riesigen Füßen.
»He, warum so plötzlich?« rief der Gnom mit einer heiseren Fistelstimme. »Gerade wollte ich in die Badewanne steigen!« Der suchende Blick seiner roten Augen fiel auf Luzifer, und sein Alraunengesicht wurde von einem breiten Lächeln gespalten. »Ach, du bist es, Ferdi! Wie geht’s? Lange nicht gesehen. Kann ich was für dich tun?«
»Ah, entschuldige, Alex.« Luzifer schnippte wieder mit den Fingern, und der Gnom verschwand mit einem scharfen Plop!
»Das also war ein Dämon!« sagte Curlene fasziniert. »Wie kommt es, daß er Alex heißt?«
»Ich bitte um Verzeihung. Meistens ist er sehr geschmackvoll gekleidet. Alex ist eine Abkürzung.«
»Können Sie noch mehr?«
»Hm …« Er zeigte auf Curlene und wedelte einmal mit der Hand. An ihrer Stelle stand eine breithüftige alte Zigeunerin mit kohlschwarzen Augen, angetan mit mehreren Röcken und Umhängen aus groben, verfärbten und ausgefransten Stoffen, unter denen schmutzige bloße Füße sichtbar waren. Billig aussehender Schmuck hing dick von ihren Handgelenken und Ohrläppchen und war über ihren riesigen, unförmigen Busen drapiert.
Luzifer schnippte die Finger, und ein schlankes, olivbraunes Mädchen mit blauschwarzem Haar, schräggestellten Augen und fein modelliertem Gesicht ersetzte die alte Vettel. Eine goldene Schlange umwand ihren Kopf und züngelte über ihrer Stirn. Sie trug einen perlenbesetzten Gürtel und einen langen, fast durchgehend geschlitzten Rock. Ihr Oberkörper war unbedeckt.
Luzifer schnippte wieder, und die ägyptische Königin verwandelte sich in eine etwas benommen aussehende Curlene.
»Bemerkenswert«, sagte Dimpleby schnaufend. »Ich muß zugeben, daß Sie entweder Wunder vollbringen oder dasselbe Resultat mit anderen Mitteln erreichen können.«
»Ich – ich glaube, Sie sind wirklich echt!« rief Curlene aufgeregt. »Aber irgendwie hatte ich mir einen viel älteren Mann vorgestellt.«
»Genaugenommen bin ich nicht wirklich ein Mann, Madam. Und was das Alter betrifft – warum sollte ich, da ich ja unsterblich bin, wie ein Greis aussehen?«
»Sagen Sie mir«, sagte Curlene ernst, »wozu wollen Sie die Seelen der Leute? Das habe ich mich schon oft gefragt.«
»Ehrlich gesagt, Madam – das heißt, Mrs. Dimpleby – ich habe nicht das geringste Interesse an jemandes Seele.«
»Wirklich nicht?«
»Wirklich und wahrhaftig nicht. Glauben Sie mir, das ist nur ein weiteres von diesen Gerüchten, die die Kirchen in Umlauf
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