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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Schuldgefühl der vielgeprüften Eltern.
    »Übrigens gab es noch eine höchst seltsame Überraschung«, sagte ich deshalb. »David hat seinen früheren Liebling wiedergefunden: Tinker, sein erstes Pony. Es verbringt seine alten Tage auf Lettys Farm. Schon seit Jahren lebt es dort und hat Letty mehrere gute Fohlen gebracht. Nun gehört es zu den Rentnern und scheint recht zufrieden zu sein.«
    »Das ist ja merkwürdig«, murmelte Mrs. Hepburn. »Aber nach der langen Zeit hat es dich wohl nicht mehr gekannt, David?«
    Statt einer Antwort warf er ihr einen finsteren Blick zu, und ich sagte schnell: »Im Gegenteil, es erkannte ihn sofort, und es gab ein freudiges Wiedersehen. So wird David nun für seine alte Freundin sorgen können.«
    Es entstand eine Pause, dann sagte der Vater: »Diese Geschichte habe ich stets bereut, David. Wir wußten nicht, daß dir soviel an dem Tier lag. Du hast das nie gezeigt. Wir glaubten, wir machten es richtig, als...« Er sprach nicht weiter.
    David war errötet, aber er entgegnete sachlich: »Schon gut, Vater. Ich war wohl ziemlich rührselig in dieser Zeit und schmollte mit euch, als ihr mir den anderen Gaul schenken wolltet... Nun, alles ist doch gut ausgegangen; deshalb brauchen wir nicht mehr darüber zu reden.«
    Ich atmete auf und war richtig froh, denn zum erstenmal hatte David seinen Eltern sein Entgegenkommen gezeigt. Obwohl er einen unbekümmerten Ton anschlug, spürte ich, daß nach seiner Meinung der alte Groll begraben und das ihm Angetane vergessen sein sollte.
    »Die Menschen machen mancherlei Fehler mit ihren Kindern«, sagte Mrs. Hepburn trübe. »Man glaubt sie zu kennen, und kennt sie doch so wenig.«
    Nun war ich an der Reihe; ich berichtete von meinen eigenen Kindern und unseren Problemen im letzten Jahr wegen der Schule. »Sehen Sie, wir glaubten zu wissen, was für sie das Richtige sei, und machten doch einen Fehler nach dem anderen. Wenn Tante Kate nicht gewesen wäre, hätten wir womöglich einige Jahre ihres Lebens verdorben.«
    David hörte interessiert zu, sagte aber nur recht väterlich: »Ich wußte gar nicht, daß Sie so dramatisch werden können, Susan. Bei Larry ist das etwas anderes, aber Sie kamen mir stets so gelassen vor, außer — wenn Sie eine große Hochzeit vorzubereiten haben«, fügte er boshaft hinzu. Das brachte die Unterhaltung auf ein anderes Gebiet.
    Am frühen Nachmittag waren wir — David saß am Steuer — wieder unterwegs. Wir sprachen wenig, denn wir waren beide ermüdet und etwas erschöpft von unseren Bemühungen um den familiären Frieden. »Diese Fahrt ist entschieden komfortabler als meine erste Reise in diese Gegend«, meinte David plötzlich. »Damals fuhr ich immer nur per Anhalter.«
    »Darüber habe ich mich oft gewundert. Besaßen Sie kein Geld, oder hatten Sie alles ausgegeben?«
    »Nein, nein, ich hatte eine Menge Geld; dafür sorgte schon meine Mutter. Aber ich wollte wissen, wie es per Anhalter geht. Außerdem reizte es mich, weil meine Eltern das ablehnten.«
    »Sie haben sich viel Scherereien gemacht, nur um immer in der Opposition zu sein. Hat sich das auch gelohnt?«
    »Ich glaube schon. Es entsprach eben meiner Art. Im übrigen entstand so der erstaunliche Plan für einen richtigen Beruf. Und dabei habe ich so eine Ahnung, als ob Sie dahintersteckten, Susan.«
    »Nicht so ganz. Ich wünschte wohl, daß Sie Letty kennenlernten, aber ich wußte ja nicht, ob Sie beide sich verstehen würden. Ich habe nicht viel Geschick, um etwas einzufädeln, David.«
    »Gott sei Dank! Ich kann diese Damen in reiferem Alter nicht ausstehen, die sich immer betätigen wollen, wo sie nichts verloren haben. Laß doch jeden sein Leben leben oder laß ihn zugrunde gehen, wenn es ihm paßt. Das ist mein Grundsatz.«
    »Das ist aber nicht so leicht, wenn man jemanden gern hat«, sagte ich und wies auf ein paar prächtige Steckrüben auf einem Feld am Straßenrand.
    Er lachte. »Sie sind eine ulkige Person, wissen Sie das? Teils Farmersfrau, teils eine Mutter für jedermann, aber das nur im geheimen. Vermutlich war es die Mutter, die das arme Mädchen auflas, das da im Regen stand.«
    »Je weniger man davon spricht, um so besser«, meinte ich und wechselte energisch das Thema. Aber während wir so beschaulich dahinfuhren, dachte ich doch noch ein bißchen an jenen Tag vor fast einem halben Jahr, wo mir die armselige Gestalt vor die Augen kam. Vieles war seitdem geschehen, und manches gehörte wohl ganz einfach zu meinem »Findling«. Ohne

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