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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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diesem Schluß kam,
mußte ich über mich selbst lachen, denn ich konnte mir Davids Reaktion
vorstellen. Es war mir ein Trost, daß Larry, der ich das alles später
telefonisch anvertraute, mit mir weitgehend übereinstimmte.
    »Aber er meint natürlich, daß
so etwas gar nicht in sein System paßt. Dennoch nehme ich an, daß er, eher als
er glaubt, im Leben das Seinige tun wird. Er ist kein Dummkopf und nicht
selbstsüchtiger als die meisten jungen Leute seines Alters. Ehrlich gesagt,
auch nicht mehr, als wir selbst es in diesem Alter waren, Susan. Ja, ich weiß
schon, wir verhielten uns anders. Wir zogen nicht mit ein paar Pfennigen in der
Tasche los, wie es die Jugend heute macht, die Mädchen genauso wie die Jungen.
Dazu waren wir, offen gesagt, zu ängstlich. Wir blieben daheim, gingen zum
Tanzen und zum Schwimmen und dachten nicht im geringsten daran, für das, was
wir empfangen hatten, etwas zu leisten. Wir waren nicht einmal dankbar dafür.
Ebensowenig wie David. Daß er bisher ein recht angenehmes Leben hatte, ist ihm
überhaupt nicht bewußt .«
    »Richtig. Er meint, das stehe
ihm zu. Als ich ihm mit meinen altmodischen Überlegungen kam, daß man seine
Eltern zufriedenstellen müsse, fragte er: >Warum? Was haben sie denn für
mich getan ?< «
    »Und du gingst in die Falle und
sagtest, daß sie ihn aufgezogen und ihm alles gegeben hätten. Und er — nein,
unterbrich mich nicht, Susan! ich wette, er sagte ungefähr: >Alles, was sie
getan haben, war die Zeugung, und das war ihr eigenes Vergnügen. Und als ich
einmal auf der Welt war, waren sie gesetzlich verpflichtet, für mich zu sorgen .< Und dann hast du darauf hingewiesen, daß er eine gute
Schule und die Universität besuchen durfte, wozu seine Eltern nicht
verpflichtet gewesen seien.«
    Ich mußte gestehen, daß unsere Unterhaltung so gelaufen war, und fügte Davids abschließende
Worte hinzu: »>Natürlich mußten sie mir alle Möglichkeiten geben. Das taten
all ihre Bekannten für ihre Kinder. Sie mußten doch mit den anderen Schritt
halten .< «
    Larry lachte. »Du hast mir
sozusagen die Worte aus dem Mund genommen. Etwas Wahres ist ja schließlich auch daran. Wenn du mich mal zu Christina oder Mark sagen hörst,
sie sollten mir dankbar sein, mußt du mich daran erinnern. Aber David ist doch
ein ganz netter Kerl. Es war ein Glück, daß du ihn mitgenommen hast. Er ist
eben ganz anders als unsere braven, soliden Männer. Er ist großartig keck. — Diesmal
ist ja noch alles gutgegangen, aber du hättest auch einen Schlag auf den
Schädel kriegen und dein Auto lossein können. Es war meine feste Überzeugung,
als ich damals sagte, ich würde nie einen mitnehmen .«
    Um so größer war meine
Überraschung, als sie am nächsten Abend anrief und verkündete: »Susan, ich hab’
was mitgebracht !«
    Ich wußte, daß sie in die Stadt
gefahren war, um Tomaten zum Einmachen zu kaufen, und riet: »Geh vorsichtig
damit um! Bei diesem Wetter halten sie nicht lange !«
    Ich hörte sie lachen. Nach
einer Pause sagte sie: »Keine Tomaten, Susan! Einen Anhalter!«
    Ich war ehrlich erstaunt. Hatte
Larry denn nichts aus meinem Fehler gelernt? »O Larry, wie leichtsinnig !« begann ich vorwurfsvoll. »Vor so einem Langhaarigen
solltest du dich in acht nehmen !«
    Wieder Pause. Dann kam es ganz
leise: »Es waren nicht die langen Haare, Susan. Es war ein Hund .«

3
     
    Ein Hund. Natürlich konnte nur
ein Hund sie ihren Entschluß und all die Gefahren vergessen lassen, in die man
sich begibt, wenn man einen Anhalter mitnimmt. Doch ich sagte nur ärgerlich:
»Einen Hund? Ich dachte, du meinst einen Burschen !«
    »Freilich, Susan! Beide. Am
Straßenrand stand ein Bursche; er hob die Hand hoch; zu seinen Füßen saß ein
Hund, der mich flehend ansah. Der törichte Junge versuchte, samt seinem Hund
per Anhalter zu fahren .«
    »Und das gelang ihm denn auch,
denn er fand eine, die genauso töricht ist wie er selbst .«
    »Du bist gemein, Susan. Du
tust, als ob du es nicht selbst so gemacht hättest. Es ist wirklich ein
goldiger Hund, er sah so verloren aus und so hungrig. Der Junge übrigens auch.«
    »Aber Larry, wo wollte er denn
hin? Du hast ihn doch nicht etwa mit nach Hause genommen ?«
    »Warum nicht? Du bist nicht die
einzige, die mit einem echten
    Anhalter heimkommen kann, gar
nicht zu reden von dem süßesten Hund, den man sich vorstellen kann .«
    »Sams Gesicht kann ich mir
jedenfalls gut vorstellen .«
    »Na ja. Zuerst war er ein
bißchen verwirrt, der Empfang,

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