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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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waren, meinte er verdrießlich, es schicke sich nicht
für eine Braut, so daherzureden. Selbstverständlich könnten Claudia und
Alistair einander einmal wiedersehen — und dabei blickte er mich an, als ob er
meine Zustimmung erwarte.
    Ich antwortete nicht. Ein
Wiedersehen zwischen Claudia und Alistair hatte mich von jeher beunruhigt. Es
war vernünftig gewesen, daß sie sich hatten scheiden lasssen ,
denn offensichtlich konnten sie nicht in Frieden miteinander leben; aber warum
konnten sie ihre einstigen Fehler nicht zugeben und einander freundlich und
nachsichtig begegnen?
    Plötzlich ging mir auf, welch
ein Damoklesschwert nun über mir hing: Ich mußte eine große Hochzeit
ausrichten! Als ich das sagte, meinte Paul natürlich: »Weshalb eine große
Hochzeit? Nur unsere Freunde hier und die Verwandten von Tony. Für große
Hochzeiten hab’ ich keine Zeit. Das kostet nur eine Menge Arbeit und viel Geld,
und was hat man davon? Ein Mädchen mit einer Masse Konfetti in den Haaren und
einen jungen Mann, der aufgeregt einen ruhigen Fleck auf der Straße sucht, wo
er die alten Stiefel und die Blechtöpfe abschneiden kann, die ihm ein paar
junge Esel an seinen Wagen gebunden haben.«
    Im stillen war ich ganz seiner
Meinung. Aus unserem Haus heraus hatte nur Edith Freeman geheiratet. Damals
hatte der gute Colonel darauf bestanden, daß die Party bei ihm gefeiert wurde.
Obwohl eine Menge Leute zugegen waren, war es doch mehr eine lokale
Angelegenheit gewesen: lauter Menschen, die Edith kannten und Mitleid mit ihr
hatten, weil ihr erster Mann sie so schlecht behandelt hatte. Zum Schluß hatte
sich herausgestellt, daß der Mann auch noch ein Heiratsschwindler war, der
heimlich das Land verlassen hatte! Das war dann eine stille und einfache, aber
glückliche Hochzeit gewesen, bei der nur die hiesigen Freunde vertreten waren.
    Bei Tony würde das anders sein.
Abgesehen von ihren Eltern, ihrem Stiefvater und dem hochbegabten jüngeren
Bruder, mit dem sie sich nie verstanden hatte, gab es in Te Rimu viele Freunde,
die ihr zugetan waren und manche heitere Stunde mit ihr verbracht hatten.
Außerdem hatte Alistair vermutlich unzählige Bekannte und Geschäftsfreunde, die
seine Tochter kannten und auf ihren Reisen mit ihr ausgegangen waren.
    Ich fand, es sei besser, Paul
auf das Ärgste vorzubereiten, und sagte nachsichtig: »Bei Tony wird’s eine
große Hochzeit werden. Sie hat ja eine Unmenge Freunde .«
    Doch Paul zeigte sich wenig
beeindruckt: »Ja, ja, hier in unserer Gegend. Es wird wie damals, als Edith
wieder heiratete .«
    Ich konnte ihm nicht recht
geben. »Nein, hier liegen die Dinge anders. Schließlich wurde Ediths
Hochzeitsfeier mit Ted solch ein Erfolg, weil der Colonel alles so großzügig
übernommen hatte. Du weißt schon, was ich meine: Da wurde nirgends gespart .«
    Paul nickte und wurde
nachdenklich. Das konnte ich verstehen. So eine Hochzeitsfeier ist eine teure
Sache. Grob geschätzt würden wir mit mindestens dreihundert Gästen rechnen
müssen. Freilich, wir waren nicht gerade arm; in letzter Zeit war unser
Einkommen gestiegen. Aber wir hatten viele magere Jahre hinter uns und wußten,
was es bedeutete, wieder knapp zu sein. Auch Sam war es so gegangen, ebenso
Tim. Diesem hatte zwar der Colonel seine Hilfe angeboten, doch er war eisern
abgewiesen worden. Es gab noch mehr Farmer, die bei der Aktion zur
Eingliederung heimkehrender Kriegsteilnehmer Land übernommen hatten. Von den
ersten waren nicht mehr viele da; aber ihre Nachfolger hatten das Land zu einem
ansehnlichen Preis gekauft; sie mußten dann erleben, wie die Preise für die
Wolle und das
    Vieh durch Jahre hindurch immer
weiter zurückgingen .
    Jetzt hatte uns die
Konjunkturwelle wieder emporgetragen, aber es war auch mancherlei nachzuholen.
Solch ein Fest für Tony würde nicht viel weniger als tausend Dollar kosten, und
Paul hatte kaum Bargeld zur Verfügung. Was einkam, mußte wieder investiert
werden; da war in den schlimmen Zeiten viel versäumt worden.
    Vorsichtig sagte ich: »Ich
finde, daß das für dich eine große Ausgabe bedeutet, Paul. Es wäre nicht
gerecht, dich allein für alles aufkommen zu lassen. Alistair Smale ist sehr großzügig und auch recht wohlhabend. Er
sollte auch seinen Teil übernehmen. Er wird es sicherlich anbieten .«
    Wie schon erwähnt, hat Paul nie
meine Sympathie für Alistair geteilt, obwohl er ihn stets freundlich bei uns
willkommen hieß. Trotz der Differenzen mit seiner Schwester bestand wohl doch
noch ein

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