Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
sagte, wir sollten die
Dinge auf uns zukommen lassen und uns aufregen, wenn es soweit sei.
    Ich machte mir aber doch
Gedanken, denn ich erkannte, welch gewaltiges Unternehmen uns mit dieser
Hochzeit bevorstand. Die erste Schwierigkeit bestand schon in dem Verhalten der
beiden Eltern. Dann kamen da eine Unmenge Gäste von höchst unterschiedlicher
Art. Wie würden die zueinander passen? Tony hatte einen riesigen Freundeskreis.
Sie war allen in gleicher Weise zugetan, ob es nun der alte Caleb aus dem Laden
war oder der Direktor von Alistairs Betrieb, der sich ihnen offenbar in Japan
eng angeschlossen und Tony gründlich verwöhnt hatte. Und trotz Pauls
selbstbewußten Äußerungen quälte mich der Gedanke an die enormen Kosten und den
noch größeren Arbeitsberg.
    Doch es hatte schließlich wenig
Sinn, sich schon ein halbes Jahr vorher darüber aufzuregen. Aus verschiedenen
Gründen hatten Tony und Peter beschlossen, nicht vor dem September zu heiraten.
Der erste Grund war folgender: Peters verantwortlicher und zuverlässiger
Tierpfleger hatte nach langen Jahren genügend Geld zusammengespart, um seine
Heimat in Schottland besuchen zu können. Peter hatte ihm sechs Monate Urlaub
während der kalten Jahreszeit zugesagt; im August würde er zurückkommen. Ihm
konnte man die Sorge für die Farm anvertrauen, während das junge Paar seine
Hochzeitsreise machte — eine längere Fahrt über die Inseln bis Brisbane.
Melbourne, wo Mrs. Maclean wohnte, sollte umgangen
werden. Peter konnte seinen Tierpfleger, der schon alles vorbereitet hatte,
nicht enttäuschen, und Tony wollte keinesfalls, daß die Farm einem anderen
anvertraut würde. »Stell dir vor, wenn den Stuten etwas zustieße oder dem
goldigen Fohlen! Ich kann meine Flitterwochen nicht genießen, wenn er nicht da
ist, um auf alles aufzupassen .« Das gab den Ausschlag.
    Natürlich gab es auch noch
andere Gründe. »Wenn die kalte Jahreszeit vorbei ist, ist der Garten so
bezaubernd! Alles sieht dann so schön aus«, sagte meine optimistische Nichte.
Ich meinerseits dachte an die Septemberstürme und die Verwüstungen, die sie im
Garten anrichten. Doch ich sagte nichts, denn ich wollte nicht, daß Tony auch
nur ahnte, wie sehr ich mich vor der gewaltigen Arbeit fürchtete, die die
Hochzeit mit sich brachte.
    Ein weiterer Grund für den
Aufschub war folgender: Miranda, das Mädchen mit der angenehmen Stimme und dem
schönen braunen Gesicht, würde, wenn Tony ausschied, die gesamte Arbeit in dem
Supermarkt übernehmen. »Und sie wird es besser machen als ich, denn sie hat
jetzt viel mehr Geschäftsverstand. Die Schwierigkeit besteht darin, daß sie
auch in der Poststelle helfen muß, weil es dort sonst für Tantchen zuviel wird.
Nicht, daß Tantchen zu alt ist«, fügte Tony hinzu, »aber der Betrieb im
    Laden und in der Post und die
Überwachung des Supermarkts, das alles ist für jeden eine schwere Aufgabe,
trotz Calebs Hilfe und Mirandas Tüchtigkeit. Aber sie hat noch nie in der Post
gearbeitet; sie ist auch nicht vereidigt. Das alles braucht seine Zeit. Miranda
ist äußerst tüchtig, aber sie hat wenig Selbstvertrauen. Sie braucht da etwas
Unterstützung. Solange ich da bin, geht’s ausgezeichnet. Aber sie geriete in
Panik, wenn sie plötzlich den Supermarkt Caleb überlassen müßte, um selbst die
Postsendungen zu sortieren, die Telegramme aufzugeben und all die blöden
Formulare auszufüllen. Sie wird sich daran gewöhnen, wenn ich ihr helfe und die
Dinge von der heiteren Seite nehme. Für sie allein wäre der Anfang zu schwer.
Wenn ich weggehe, möchte ich, daß für Tantchen alles gut geregelt ist und wie
am Schnürchen läuft. In den nächsten Monaten will ich mich kräftig ins Zeug
legen, und vier Wochen vor der Hochzeit machen wir dann einen großen
Einkaufsbummel. Daddy wird mir einen saftigen Scheck zustecken; darauf werde
ich bestehen, und er tut das auch gern. Und dann fahren wir in die Stadt, du,
Susan, Larry und ich. Wir wohnen in einem Motel und kaufen viele, viele
Kleider, die ich später auf der Farm vermutlich nie anziehe. Länger als eine
Woche könntest du wohl nicht verreisen, deshalb machen wir das Anfang August,
ehe die Schafe lammen. Und dann setzen wir uns hin und warten mit gefalteten
Händen auf den großen Tag .« Sie schien wahrhaftig zu
glauben, daß sie alles bestens geordnet habe.
    Die Hauptsache war, sie in der
Meinung zu lassen, es ginge alles so einfach, wie es sich anhörte. Tatsächlich
lagen mühevolle Monate vor mir: Das Haus

Weitere Kostenlose Bücher