Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
mir.
Und seinem komischen Hund sehr zugetan, das gefällt Larry.«
    Der Colonel sah David jetzt
nicht mehr so oft, und das war gut so. Ich hatte Bedenken, daß der junge Mann
sonst früher oder später gegen diese Feudalherrenart aufmucken würde, die wir
lachend hinnahmen. Justin gab David seine Anordnungen; er hatte genügend
Erfahrung mit der modernen Jugend, um geschickt mit ihm umzugehen. Der Colonel
bedauerte noch immer, daß David seine magische Gewalt über die Pferde nicht zur
Schau stellen mochte; Justin aber verstand seine Zurückhaltung und gab ihm
Gelegenheit, sich mit den verschiedenen Pferden auf der Farm zu beschäftigen.
Der Colonel bestand darauf, einige »nützliche Gäule« zu halten, zu welchem
Zweck, wußte niemand. Aber Justin deichselte alles taktvoll und ohne das
auszunutzen, was er für eine stille Besessenheit des jungen Mannes hielt.
    »Im ganzen haben Sie recht
daran getan, den Burschen mitzunehmen, Susan, obwohl es sehr leichtsinnig war.
Larry wollte Sie ja noch übertreffen, indem sie auch noch einen Hund
mitbrachte. Im Grunde sind die beiden Kerls doch ein Gewinn für uns hier .«
    Als wir eines Tages Tantchen
besuchten, meinte diese: »Dein Tom gefällt mir, Larry, obwohl er bei mir den
Mund überhaupt nicht auftut. Von David kenne ich nur seine Stimme am Telefon; gesehen
habe ich ihn noch nie. Allmählich werde ich richtig neugierig .«
    »Seit seine Haare abgeschnitten
sind, ist nichts Besonderes an ihm«, sagte ich. »Ein großer, blonder Mensch mit
angenehmen Zügen. Er verfügt über beträchtlichen Charme, wenn er danach
aufgelegt ist; das kommt aber nicht oft vor. Mirandas Stimme hat einen tiefen
Eindruck auf ihn gemacht, als er ein Telegramm an seine Mutter auf gab .«
    Miß Adams seufzte. »Schon
wieder ein neuer Verehrer für Miranda! Da er aber sehr wenig Herzenswärme zu
besitzen scheint, wird er wohl nichts Dummes anstellen«, setzte sie heiter
hinzu.
    »Er hat mir erzählt, was er
telegrafierte; ich bin überzeugt, daß er inzwischen nicht geschrieben hat«,
erwiderte ich. »Er schien der Auffassung, daß nun alles Nötige erledigt sei.
Ich weiß ja, daß allerhand Getue dabei ist, aber diese Herzenskälte der jungen
Leute beunruhigt mich .«
    »Wie wird das sein, wenn
Christopher mich eines Tages so behandelt !« mokierte
sich Larry und ahmte dabei meine Stimme und meine Art nach. In der Tat hatte
ich genau das gedacht. »Nein, Susan, das wird er gewiß nicht tun !« sagte sie gleich. »Ich möchte wetten, daß Davids Mutter
so eine Dame der feinen Gesellschaft ist, die vor zwanzig Jahren ein Baby in
die Welt gesetzt hat und seitdem diesen Fehler zu vergessen sucht .«
    Gerade als ob wir Theater
spielten und nun das Stichwort gefallen sei, fuhr in diesem Augenblick ein Auto
vor Tantchens Haus vor. Eine große schlanke Dame stieg aus. Sie sah sehr gut
aus, war elegant gekleidet, und irgendwie erkannte ich sofort, wer sie war.
Einesteils war es die Ähnlichkeit mit David, andernteils dieses
Zusammentreffen, das im Leben manchmal vorkommt. Außerdem hatte ich, seit David
mir von seinem Telegramm berichtete, irgendein Lebenszeichen von ihr erwartet.
Ich glaubte nicht wie Larry, daß sie herzlos sei. Ich dachte, sie sei eher
ratlos und verwirrt.
    Schon ihre ersten Worte gaben
mir recht. Sie wandte sich an
    Miß Adams, die ihr
entgegengegangen war. »Verzeihen Sie bitte die Störung, aber dieses hier ist
doch die Poststelle von Tiri, nicht wahr? Hier hat mein Sohn vor einiger Zeit
ein Telegramm an mich aufgegeben. Mein Name ist Diana Hepburn, ich bin Davids
Mutter. Kennen Sie ihn, oder können Sie mir sagen, wo ich ihn finden kann ?«
    Miß Adams zögerte. Sie hält
sich eisern an die Vorschriften für Postbeamte. Eine dieser Vorschriften
verbietet es, auf eine Anfrage eine Adresse anzugeben. Larry und ich erkannten
die Zwickmühle, in der sie sich befand, und legten uns ins Mittel.
    »Miß Adams ist hier der
Postmeister und darf keine solchen Auskünfte geben«, sagte ich und versuchte
dabei, Mrs. Hepburn beruhigend anzulächeln, denn sie sah sehr besorgt aus. »Ich
selbst bin nur eine Farmersfrau und brauche mich nicht an die Vorschriften zu
halten... Ja, David ist hier. Ich selbst brachte ihn her. Er stand auf der
Landstraße und winkte, da habe ich ihn mitgenommen .«
    Mrs. Hepburn seufzte tief und
erleichtert auf. Im Geist hatte sie sich wohl vorgestellt, daß ihr Sohn sich
bei düsteren Gesellen verborgen halte, bei denen er sich gewiß bald daheim
fühlen

Weitere Kostenlose Bücher