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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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er
nicht gern »Susans Entdeckung« sein mochte.
    Diesen Beinamen bekam er, als
seine seltsame magische Gewalt über die Pferde bekannt wurde. Obwohl ihm diese
Bezeichnung immer noch lieber war als »Susans Findling«, bemerkte ich doch, daß
ihm der Wirbel um diese Sache unangenehm war. Immer wieder wurde er
aufgefordert, seine Macht über ein unlenksames Pferd zu beweisen. Denn obgleich
wir uns im Zeitalter der Technik befinden, gibt es immer noch erstaunlich viele
Reiter bei uns. Das Motorrad gewinnt auf dem Lande an Beliebtheit — sogar der
konservative Colonel hatte eines für seine Leute angeschafft — aber in dem
unwegsamen, steilen Gelände benutzen die Männer lieber ein Pferd.
    Der Colonel war ein bekannter
Pferdeliebhaber, und diese Eigenschaft hatte das Verhältnis zwischen ihm und
Larry aus offenem Kampf in eine herzliche Freundschaft verwandelt. Auf Grund
seiner Erfolge mit den Pferden stimmte der Colonel in die allgemeine
Begeisterung über Davids Zauberkraft ein. Man hätte wahrhaftig meinen können,
der alte Herr habe selbst diese Gabe in dem jungen Mann auf der Straße erkannt
und ihn mitgenommen, um diese Kräfte vorzuzeigen.
    Und das tat er nun auch. Ich
glaube, jedem Besucher — und es kamen deren viele — wurde von diesem seltsamen
Burschen erzählt. »Man sollte meinen, daß er mit Tieren überhaupt nicht umgehen
kann. Dabei reitet er meine bockigsten Gäule. Er schlendert einfach an so einen
Wildfang heran und klopft ihm aufs Hinterteil! Wollen mal sehen, ob wir ihn finden,
dann kann er Ihnen zeigen, was er mit einem wilden Fohlen anstellt .«
    Anfangs war David leicht zu
finden und tat, allerdings ziemlich mürrisch, was man von ihm verlangte.
Nachdem er aber einmal richtig ausfallend zu einem Bankdirektor geworden war,
wurde es schwieriger, ihn aufzuspüren. Er hatte Justin, der die Farm seines
Vetters verwaltete, gebeten, ihm einen Arbeitsplatz »außerhalb der Reichweite
des alten Knackers« anzuweisen. Der verständnisvolle Justin tat das auch.
Schließlich protestierte der Colonel. »Hatte heute den Chef unserer
Viehhändlerfirma hier. Sie vermitteln viele Verkäufe von unseren Vollblütern.
Ich wollte ihm zeigen, wie Sie mit den Pferden umgehen, konnte Sie aber nicht
finden .«
    »Ich hatte einen Zaun in der
oberen Koppel zu richten .«
    »Das brauchen Sie doch nicht zu
machen. Es gibt genug Arbeit beim Haus. Da können Sie den Stadtfräcken zeigen,
wie man einen Gaul behandeln muß .«
    »Bedaure. Ich mag den
Stadtleuten nichts zeigen. Ich mag nicht ausgestellt werden wie das
Zweizentnerweib auf dem Jahrmarkt«, sagte David grob. Dann nahm er sich
zusammen und sagte: »Tut mir leid, daß ich so widerborstig bin, Sir, aber das
mit den Pferden ist meine Privatsache. Kein Grund zur Großtuerei. Der Trick ist
mir vermutlich angeboren wie irgendeine andere Eigenschaft. Ich mag nicht, daß
endlos drüber gequatscht wird .«
    »Ich verstehe«, sagte der
Colonel großzügig, denn er verstand es überhaupt nicht. »Der Umgang mit den
Gäulen gehört zu Ihren Geheimnissen, und das soll so bleiben. Tut mir leid,
mein Sohn, daß ich so langsam kapiere. Die Sache ist für mich eben doch ein
Wunder«, und er brummelte weiter über Davids Kunststücke. Da aber der düstere
Ausdruck im Gesicht des jungen Mannes nicht weichen wollte, setzte er hinzu:
»Sie haben völlig recht. Keine Schaustellerei mehr. Aber wenn einer in der
Klemme ist, dem werden Sie doch helfen, nicht wahr? Schließlich ist’s ja eine
Gottesgabe !«
    David sah aus, als ob es eher
ein Fluch als eine Gnade sei, entgegnete jedoch höflich, er wolle niemals ein
Geschäft daraus machen. Er werde aber jedem beistehen, der Hilfe brauche. Fürs
erste wolle er weiter als Farmhelfer arbeiten. Daraufhin riß der Colonel die
Augen weit auf und stammelte: »Mein Gott! Diese jungen Leute...«
    Und dabei blieb es.

5
     
    Das Leben schien wieder seinen
gewohnten Gang zu gehen; unsere Tramper hatten sich recht gut eingewöhnt. Über
Tom äußerte sich Sam sehr wohlwollend. »Ein braver Kerl. Ein bißchen langsam,
aber zuverlässig. Er tut nicht so, als ob er alles gleich beim erstenmal
kapierte. Er sagt ganz freundlich: >Wenn Sie’s noch mal wiederholen, Mr.
Lee, dann hab’ ich’s gefressen .< Ganz anders als
die meisten Burschen, die alles besser wissen.«
    Als ich mich noch weiter
erkundigte, setzte Sam hinzu: »Er macht sich wirklich nützlich; er ist gerade
das, was ich im Augenblick brauche. Zuverlässig und gutwillig, das gefällt

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