Fremde Gäste
zugeben.
»Allmählich wird unser Leben völlig vergiftet. Nächstens werden wir uns noch
gegenseitig verdächtigen. Wir müssen uns etwas ausdenken, damit wir den Dieb
erwischen .«
»Eines ist klar: Der oder die
Betreffende versucht, Tom hineinzuziehen. Die wenigen Male, wo er bei der Probe
oder einer Party nicht dabei war, ist nichts gestohlen worden. Der gemeine
Schuft versucht, ihn vorzuschieben .«
Jetzt mußte es gesagt werden.
»Ja, Larry, entweder ist es so, oder Tom ist wirklich der Täter. Ach, du mußt
mich nicht gleich umbringen! Ich kann mir ja selbst nicht vorstellen, wer es
ist. Sogar Tony und Miranda waren ja jedesmal da. Wenn wir jemand verdächtigen,
können wir auch sie nicht ausschließen, so verrückt das auch sein mag .«
»Du mußt schon ganz schön
durchgedreht sein, wenn du die beiden in Betracht ziehst«, meinte Larry
grimmig.
»Ich mache keine Ausnahme, das
ist nur gerecht. Wer weiß denn, ob nicht ein anständiger, normaler Mensch
plötzlich einen Anfall von Kleptomanie bekommt und gleichsam nur aus Jux etwas klaut ?« sagte ich entschlossen. Allerdings muß ich gestehen, die
Vorstellung, unsere gute, sanfte Miranda oder unsere geliebte Tony seien
plötzlich verrückt geworden, war doch etwas unglaubhaft. Trotzdem wollte ich
streng neutral bleiben. Das war die einzige Möglichkeit, Tom gegenüber fair zu
sein.
Ich brauche wohl nicht zu
erwähnen, daß wir mit unserer Untersuchung und Aussonderung nicht weit kamen.
Es war einfach ekelhaft, und wir hatten es bald satt. Seufzend sagten wir uns,
daß der Dieb eines Tages hoffentlich einen Fehler machen oder sonst etwas
geschehen würde, so daß sich diese gräßliche düstere Wolke von selbst auflöste.
Wir sprachen von unseren
Kindern, die in Te Rimu in die Schule gehen und bei Tante Kate wohnen. Das war
stets ein angenehmes Thema.
»Und jetzt wollen wir von Tony
und Peter und der Hochzeit reden« meinte Larry. »Übrigens: Ist es nicht
komisch, daß Peter noch kein Geld gestohlen wurde ?«
Da waren wir schon wieder an
dem heiklen Punkt angelangt.
»Wenn du vielleicht damit
andeuten willst, daß David bei ihm wohnt und seinen Arbeitgeber nicht bestiehlt...«
Larry unterbrach mich. »Susan,
damit müssen wir aufhören. All die Jahre haben wir uns nicht gestritten, aber
jetzt sind wir sehr nahe dran. Kannst du dich vielleicht daran erinnern, daß ich
jemals etwas durch die Blume sagen wollte? Selbstverständlich denke ich nicht
so über David. Ich muß aber darauf hinweisen, daß Tom sehr oft bei ihm ist,
und, wenn er wirklich der Schuldige wäre, er dort die beste Gelegenheit hätte.
Aber er ist es natürlich nicht. Lieber Himmel, ich muß bald heulen oder
irrsinnig lachen! Komm, Susan, jetzt reden wir von der Hochzeit !«
Ich war wohl schon genauso
hysterisch wie Larry, denn ich erwiderte: »Wenn du ein angenehmes Thema suchst,
dann laß bitte die Hochzeit aus dem Spiel! Das ist mein größter Angsttraum !« Erschrocken hielt ich inne. Nicht einmal Larry hatte ich
eingestehen wollen, wie sehr ich mich vor der Hochzeit im September fürchtete,
von der uns jetzt nur noch zehn Wochen trennten.
Aber nun war es heraus, und
Larry meinte mitleidig: »Mach dir nichts draus, Susan! Ich habe das natürlich
schon längst gemerkt, obwohl du nie ein Wort darüber fallenließest. Aber ich
weiß, wie mir zumute wäre, wenn ich Haus und Garten so piekfein herrichten
müßte, um zwei- bis dreihundert Leute empfangen zu können. Eine entsetzliche
Vorstellung!«
»Zwei- bis dreihundert ?« stöhnte ich, am Ende meiner Selbstbeherrschung. »Larry,
es werden bestimmt noch mehr als dreihundert werden! Ich
versuche immer wieder, die Zahl herunterzudrücken, aber es geht einfach nicht.
Es sind grausige Aussichten .«
»Das will ich glauben. Aber was
sagt Tony denn dazu? Sieht sie das nicht ein? Versucht sie nicht, den Kreis
enger zu ziehen ?«
»Nicht um alles in der Welt
möchte ich sie etwas merken lassen. Für ein junges Mädchen ist die Hochzeit ein
großer Tag, und ich bin ja selbst froh, daß sie sie hier feiern möchte. Aber es
ist doch eine schreckliche Aufgabe, Larry. Es geht ja nicht nur um die vielen
Menschen und daß sie so verschieden von Art und Herkunft sind — du weißt ja,
daß Tony überall Freunde hat! Auch nicht um ihre Eltern, die sich bestimmt in
die Haare kriegen, was sehr peinlich sein wird. Es ist eben einfach physisch
eine harte Arbeit .«
»Aber du hast doch sicher deine
Lieferanten und brauchst dich um das Essen nicht zu
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