Fremde Gäste
nicht in Ordnung gewesen wäre, hätten wir das
erfahren. Mrs. Hepburn hätte uns aber bestimmt nicht gern von etwaigen
Übergriffen Davids erzählt. Du weißt ja, wie er über die Geschichte von Tom und
der Besserungsanstalt lächelte. Er behauptete, die Hälfte seiner Freunde sei
dort gewesen, und er selbst auch — wenn sie ihn erwischt hätten. Er ist ein
Mensch, der kein Gesetz anerkennen will, und so arrogant, daß er uns alle mit
Vergnügen an der Nase herumführt, einfach aus Jux .«
Aber das war doch alles Unsinn,
und sie gab das auch zu. Man konnte David nicht von der Liste streichen, aber
er würde wohl kaum der Täter sein. Doch sie verfolgte ihren Gedankengang
weiter:
»Und nun Graham, was wissen wir
von seinem Vorleben? Der kann genausogut im Kittchen gesessen haben wie Tom; er
hat es nur besser geheimhalten können .«
»Aber er kam mit den besten
Referenzen zu Dan Cooper, dessen Farm er betreibt. Cooper hat sie Paul selbst
gezeigt, denn er schwankte zwischen Graham und einem anderen Mann. Paul
berichtete, Cooper habe gesagt: >Ich werde doch lieber diesen Ford nehmen;
er hat einen tadellosen Ruf. Zehn Jahre hat er auf verschiedenen Farmen
gearbeitet und sich nie etwas zuschulden kommen lassen !< — Nein, ich glaube nicht, daß wir es Graham anhängen können, Larry!« sagte ich
fast betrübt; schließlich war Graham doch nur ein »Zugereister«.
Zum Schluß kamen wir wieder auf
Tom. Auch Larry konnte nicht leugnen, daß bei oberflächlicher Betrachtung auf
ihn der stärkste Verdacht fiel. »Wenn es nicht doch ein völlig Fremder war, der
an den Wochenenden in der Gegend herumgelungert und entdeckt hat, daß an den
Samstagabenden in einem unserer Häuser ein allgemeines Treffen stattfindet.
Möglich wäre das auch !« räumte ich ein, weil ich sah,
wie der Gedanke an Tom Larry aufregte.
»Selbstverständlich ist das
möglich !« stimmte Sam bei, in Wahrheit, um Larry und
sich selbst zu trösten. »Irgendein Kerl könnte an einem Samstag nach Tiri
gekommen sein und festgestellt haben, daß ein Haus voller Leute und im Grunde
unbewacht war. Nachdem er einmal etwas geklaut hatte, konnte er’s wieder
versuchen. Er war vielleicht schlau genug, nur zu stehlen, weil viele Leute da
waren, auf die der Verdacht fiel. Diese Möglichkeit besteht, aber ich kann
nicht behaupten, daß sie mir sehr einleuchtet. Aber eines muß ich sagen — Tom
ist es nicht. Wir kennen ihn nun schon gut, und niemand hätte ihm so etwas
zugetraut, wenn nicht die Frau in Tantchens Laden die Katze aus dem Sack
gelassen hätte .«
Wir gaben ihm nur allzugern
recht. Keiner von uns mochte Tom verdächtigen, den gutmütigen, freundlichen
Tom, der so an seinem komischen Hund hing und stets bereit war, jede schwere
Arbeit zu übernehmen, der so nett zu den Kindern war und David so rührend
bewunderte.
An diesem Punkt machten wir
eine Pause. Larry und Sam kannten Tom sicherlich gut, aber David kannte ihn
besser als alle anderen. Ob er es wohl für möglich hielt, daß Tom Geld
gestohlen hatte? Am liebsten hätten wir uns ehrlich mit ihm ausgesprochen. Aber
da hätten wir ihm die ganze Geschichte erzählen müssen und so einen der
Verdächtigen gewarnt. Wir verabredeten, vorsichtig bei David vorzufühlen; wir
hatten freilich wenig Hoffnung, mit ihm darüber reden zu können. Wir hatten
auch keinen Erfolg. David war freundlich und hilfsbereit, aber er hatte keine
Geheimnisse zu verraten.
»Tom? Ein prima Kerl. Er
scheint jetzt ganz seinen Dreh gefunden zu haben .«
»War das nicht ein Jammer«,
fragte ich, verzweifelt bemüht, sachlich zu bleiben, »daß die alte Geschichte
herausgekommen ist ?«
David zuckte die Schultern.
»Das? Ach, ich glaube, die Leute haben das schon wieder vergessen. Schließlich
gab’s diverse saftige Skandälchen in unserer Gegend,
seit diese blöde Person ihre Nase hier herein- und in Toms Angelegenheiten
steckte. Aber ich denke, das macht jetzt nichts mehr aus .«
»Ja, das denke ich auch,
besonders da Tom anscheinend einen neuen Anfang gemacht hat .«
Pause. Von David kam keine
Hilfe.
Dann begann ich verzweifelt
aufs neue. »Sie glauben doch auch, daß er sich geändert hat, David? Ich finde,
jetzt kann man ihm vertrauen .«
Plötzlich wurde David ärgerlich
und sagte böse: » Wer das nicht tut, ist ein verd... Narr .«
Wieder eine Pause, in der ich
überlegte, wie ich das Thema wechseln könnte. Auf einmal sagte David: »Susan,
Sie haben ein Gesicht, dem man es ansieht, wenn Sie etwas verbergen
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