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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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wollen. Was
gibt’s also für Hintergedanken? Wonach wollen Sie mich ausfragen ?«
    Ich versuchte mich
herauszuwinden, aber er bestand auf seiner Frage, und schließlich sagte ich
unbestimmt: »Na ja, ehrlich gestanden, es gehen Gerüchte um...« Das stimmte
zwar nicht ganz genau, aber nur so konnte ich eine Andeutung machen.
    »Was für Gerüchte? Was zum Teufel
haben diese Trottel behauptet? Sie müssen schon entschuldigen, Susan, aber es
ist Grund genug für eine harte Ausdrucksweise, wenn die Leute dem armen Tom
etwas anhängen .«
    »Ganz so schlimm ist’s nicht,
David. Nur ganz wenige wissen von unseren Kümmernissen. Keiner mag glauben, daß
Tom es war. Aber irgend jemand hat in letzter Zeit allerlei Unfug angerichtet .« Ich ließ das Ganze bewußt so vage klingen. David
ignorierte das und sagte: »Wenn einer meint, daß Tom was mit diesen Diebereien
zu tun hat, dann ist er ein Holzkopf .« Ich schnappte
nach Luft. Er wußte also alles.
    Er sagte nichts; der Zorn hatte
ihm schier die Rede verschlagen. Ich mußte sprechen: »Es waren nicht nur
Autos, David, geben Sie’s nur zu. Er hat auch andere Sachen genommen !«
    »Na, was? Nichts von Bedeutung,
eine alte Jacke und ein bißchen Benzin. Seien Sie doch nicht so kleinlich,
Susan. Der Junge hatte kein Geld, er fror und hatte Hunger. Und er hat für
alles gebüßt. Es ist gemein, wenn man ihm das wieder anlastet .«
    »Aber das tun wir ja gar nicht.
Das dürfen Sie nicht sagen. Aber da ist doch allerhand gestohlen worden — nur
ein halbes Dutzend Leute wissen es, und...«
    »Wenn Sie meinen, daß einige
von uns Geld vermissen, dann ist es unsere eigene Schuld; weil wir es irgendwo
liegenließen, wo es jeder finden konnte, der hereinkam .«
    »Unsere Schuld? David, vermissen Sie
etwa auch Geld ?«
    »Freilich. Ich wollte kein
Geschrei machen. Jetzt haben Sie mich drangekriegt. Ja, ich vermisse ein paar
Dollar; ich hatte sie auf dem Fensterbrett liegenlassen. Jeder konnte sie dort
wegnehmen. Ein Dummkopf, der Geld aufs Fensterbrett legt, verdient, daß es
verschwindet. Man sollte so was niemandem erzählen. Ich dachte erst am nächsten
Tag wieder an das Geld. Inzwischen waren so ziemlich alle meine Bekannten mit irgendeiner
Botschaft wegen dem blöden Theaterstück bei mir .«
    »Alle Bekannten.« Da waren wir
wieder. Gleichzeitig war nicht zu leugnen, daß Tom häufiger in Davids Zimmer
war als irgendein anderer. Wenn aber David selbst der Dieb war, was konnte er
Besseres tun, als vorzugeben, daß auch ihm Geld fehlte!

9
     
    Plötzlich hatte sich in dieser
vergnügten und geselligen Zeit Unruhe und Mißbehagen entwickelt. Obwohl wir es
nicht wollten, wuchs das Mißtrauen und zerstörte unsere Freundschaft zu den
jungen Leuten. Immer wieder wurden Diebstähle ausgeführt; manchmal änderte sich
die Methode. Sobald ein Haus leer stand, schien es unvermeidlich, daß dort
etwas abhanden kam.
    Den Colonel traf es als ersten.
Er mußte zu einer Versammlung nach Te Rimu fahren. Mr. und Mrs. Evans, das
Ehepaar, das ihn versorgte, nahm die Gelegenheit wahr und fuhr mit ihm. Sie
wollten sich dort einen Film ansehen, der gerade lief. Alle wußten das. Das war
die große Schwierigkeit: Jeder wußte stets, was in den verschiedenen Familien
vorging. Bei der letzten Probe im Haus des Colonels hatten wir von seinem
Ausflug gesprochen. Wir hatten Mrs. Evans wegen ihrer leichten Zerstreutheit
geneckt. Aber wenn wir auch nicht davon gesprochen hätten — jeder kannte die
Pläne des anderen; wir waren einfach wie eine große Familie.
    So war’s bisher gewesen. Jetzt
war das alles gestört, und es war uns klar, daß sich mitten unter uns ein Feind
befand. Einer dieser netten jungen Leute, die wir so freundlich in unserem Haus
und in unser Herz aufgenommen hatten, hatte unsere Freundschaft ausgenutzt.
    An jenem Abend hatte Mr. Evans,
als sie abfuhren, das Haus so nachlässig verschlossen, wie man das auf dem
Lande tut. Das Fenster zum Badezimmer stand offen. Als sie heimkamen, fanden
sie Schmutzspuren auf dem Fensterbrett. Dreißig Dollar waren verschwunden, und
was noch ärger war, auch Evans’ Gehalt, das er in bar erhalten hatte.
    Es verstand sich von selbst,
daß nun auch Evans und seine Frau bis zu einem gewissen Grad ins Vertrauen gezogen
werden mußten. Der Colonel erzählte nicht im einzelnen von den früheren Verlusten; er sagte nur,
daß wir ungern die Polizei benachrichtigen wollten. Evans nickte.
    »Ja, Colonel, das täte nicht
gut. Sie würden den jungen

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