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Fremde

Fremde

Titel: Fremde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gardner R. Dozois
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ihres Rückens unter seiner Handfläche, fühlte ihre Haare, strich mit den Fingern über ihren Nacken, grub sie in ihre warme Haut. Sie versteifte sich, und in einer tranceartigen, gefühllosen Verzweiflung dachte er: Das war’s. Aber dann entspannte sie sich langsam, Muskel für Muskel, und lehnte sich lang und warm und weich gegen seine Brust, ihr Kopf schmiegte sich gegen seine Wange, als er sich ihr entgegenbeugte, und sie sagte: »Ahhh …« Ein Wispern, ein winziges, seufzendes Echo der Tänzer am Strand. Eine Zeitlang standen sie so schweigend, lauschten auf den Atem des anderen, und dann sagte er heiser: »Kommst du mit zu mir?« Und sie antwortete: »Ja.«
     

2
     
    All das ereignete sich gut zwei Jahrzehnte nach der »Expansion«, als ein Team der Silber-Enye die Erde für den galaktischen Handel erschlossen hatte, indem man sie »überredete«, der Handelsallianz beizutreten, mit dem gleichen Zynismus und der gleichen Gleichgültigkeit gegenüber den Auswirkungen auf die Eingeborenenkultur mit der Perrys {1} Kanonenboote Japan erschlossen hatten.
    Tatsächlich waren die Auswirkungen auf die Erde immens. Der Schock traf eine Erde, deren Technologie den Menschen noch nicht aus seinem Sonnensystem befreit hatte, deren Städte von einer Reihe »taktischer« und beinahe letzter Kriege verwüstet waren und deren Biosphäre verdreckt und vergiftet war.
    Obwohl er erst ein Kind gewesen war, als die Enye kamen, erinnerte Farber sich noch genau an die allgemeine Spannung, die Furcht, die Menschenansammlungen in den Straßen seines kleinen deutschen Heimatdorfes, die fast die halbe Nacht damit verbrachten, erwartungsvoll in den Himmel zu starren. Am stärksten waren ihm die furchtsamen Stimmen seiner Eltern im Gedächtnis geblieben, die undeutlich durch die Schlafzimmertür zu ihm hereindrangen, während er schlaflos auf seinem Bett lag, das staubige Mondlicht auf dem rissigen Holz des Fensterrahmens beobachtete und über die Welten jenseits des Himmels nachdachte, die endlosen Tiefen, in die man hinauf- und hinausfallen konnte, ewig fallen … Einen Tag und eine Nacht und noch einen Tag lang hingen die sieben eiförmigen Raumschiffe – jedes über einen Kilometer im Durchmesser und sowohl unseren Waffen als auch unserem Verständnis der Naturgesetze spottend – am Himmel über Stockholm, Rio de Janeiro, Chikago, Addis Abeba, Tokio und Ulan Bator. Dann entstiegen ihnen die Enye mit ihrem Handelsangebot, dem Geschenk der Sterne.
    In den Monaten darauf flackerten überall auf der Erde Kleinkriege auf, schwelten und verloschen wieder, Regierungen stürzten, Nationen lösten sich als erkennbare politische Gebilde auf. Als das Schießen endlich aufhörte, schlossen sich die Überlebenden zusammen und gründeten hastig die Terranische Co-Operative, deren Mitglieder von der Versuchung umgetrieben wurden, sich von dem großen Kuchen draußen im All ein hübsches Stückchen für die Erde abzuschneiden.
    Die Menschen zogen hinaus zu den Sternen, zunächst als zahlende Passagiere auf fremden Raumschiffen, später dann in mit Menschen bemannten Schiffen, die man zu phantastischen Preisen von anderen Welten erworben hatte. Man richtete terranische Handelsmissionen auf einigen dieser anderen Welten ein, während gleichzeitig die Enye – und später die Jejun – auf der Erde ihre Missionen einrichteten, die hauptsächlich mit »antikem« Terra-Schmuck und primitiver Eingeborenenkunst ihr Exportgeschäft betrieben.
    Inmitten dieses Treibhausklimas von schnellen Veränderungen und eines gewaltsamen Neubeginns wuchs Farber auf, und während er aufwuchs, bekam er seinen Teil vom habgierigen Geist dieser Zeit mit. Für viele war die Ankunft der Enye ein Wunder, eine Intervention Gottes, die um fünf vor zwölf kommende Erlösung einer Zivilisation, die vor dem unaufhaltbaren und unwiderruflichen Abstieg in Barbarei und Degeneration stand, den nichts anderes hätte verhindern können. Die allgemeine Antwort auf diese Erlösung bestand in einer unbekümmerten Erleichterung und einem plötzlichen Glauben an die eigene schicksalhafte Bestimmung. Plötzlich, als es schon am dunkelsten ausgesehen hatte, war der Himmel wieder frei – tatsächlich würde der vergiftete graue Himmel der Erde nie mehr die Grenze sein, jetzt, nachdem die Kavallerie der Aliens im letzten Augenblick zur Rettung unserer Rasse erschienen war. Wenn es irgendwelche Scham darüber gab, daß man die Enye gebraucht hatte, um aus der Grube herausgezogen zu werden,

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