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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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noch immer ein paar Fingerabdrücke, die von Rose Daly stammen,
sowie einer von ihrer Schwester Nora und drei unbekannte - ihrer Position nach
zu schließen wahrscheinlich alle von derselben Hand und zur selben Zeit hinterlassen.
Bei dem Inhalt sieht es ähnlich aus: jede Menge von Rose auf allen Sachen, wo
Fingerabdrücke halten, jede Menge von Nora auf dem Walkman, ein paar von
Theresa Daly auf der Innenseite des eigentlichen Koffers - was nicht verwunderlich
ist, ich meine, es war schließlich mal ihrer - und massenhaft von der Familie
Mackey, vor allem von Josephine Mackey. Ist das, äh, Ihre Mutter?«
    »Volltreffer«,
sagte ich. Natürlich war Ma diejenige, die den Koffer ausgepackt hatte. Ich
konnte sie förmlich hören: Jim Mackey, nimm deine dreckigen
Finger weg, da sind Schlüpfer drin, bist du pervers oder was? »Irgendwelche
unbekannten Abdrücke?«
    »Nicht auf
dem Inhalt. Ah, wir haben außerdem auch ein paar Abdrücke von Ihnen auf dem
Umschlag, in dem die Fahrscheine waren.«
    Selbst
nach den letzten paar Tagen war in mir noch gerade genug Platz für den Schmerz,
den das auslöste: meine Abdrücke von jenem sagenhaft unschuldigen Abend im O'Neill, nach
zwanzig Jahren in ihrem dunklen Versteck noch so frisch wie gestern,
Spielmaterial für die Kriminaltechniker. Ich sagte: »Ja, klar. Ich bin nicht
auf die Idee gekommen, Handschuhe zu tragen, als ich die gekauft hab. Sonst
noch was?«
    »Was den
Koffer angeht, war das alles. Und es sieht so aus, als wäre der Abschiedsbrief
saubergewischt worden. Auf der zweiten Seite, die ja 1985 gefunden wurde, haben
wir Matthew, Theresa und Nora Daly, die drei Jungs, die die Nachricht gefunden
und ihnen gebracht haben, und Sie. Kein Abdruck von Rose. Auf der ersten Seite,
der aus Kevins Tasche, haben wir gar nichts. Absolut keine Abdrücke.
Blitzblank.«
    »Und das
Fenster, aus dem er gefallen ist?«
    »Das
gegenteilige Problem: zu viele Abdrücke. Die Kriminaltechnik ist ziemlich
sicher, dass wir Kevins Abdrücke auf dem Rahmen haben, was logisch ist, wenn er
das Fenster aufgeschoben hat, und Abdrücke von seinen Handflächen auf der
Fensterbank, als er sich rausgelehnt hat - aber schwören wollen sie nicht
drauf, weil es darunter zu viele Schichten von anderen Abdrücken gibt. Dadurch
verwischen die Details.«
    »Gibt es
sonst noch irgendetwas, was ich wissen sollte?«
    Er
schüttelte den Kopf. »Nichts Auffälliges. Kevins Abdrücke wurden auch noch an
anderen Stellen gefunden - an der Tür zum Flur, an der Tür zu dem Raum, wo er
aus dem Fenster gefallen ist -, aber nirgends, wo sie nicht hingehören. Im
Haus wimmelt es überall von nicht identifizierten Abdrücken. Das Labor lässt
sie noch durch den Computer laufen. Bislang sind ein paar Typen mit kleineren
Vorstrafen dabei rausgekommen, aber das sind alles Jungs aus dem Viertel, die
sich wahrscheinlich einfach in dem Haus rumgetrieben haben. Vielleicht schon
vor Jahren.«
    »Gute
Arbeit«, sagte ich. Ich legte die beiden Ordner Kante auf Kante und verstaute
sie in meiner Aktentasche. »Das werde ich Ihnen nicht vergessen. Und jetzt
fassen Sie mir kurz Detective Kennedys Theorie zu dem Fall zusammen.«
    Stephens
Augen verfolgten meine Hände. »Erklären Sie mir doch noch mal, inwiefern das
hier moralisch in Ordnung ist.«
    Ich sagte:
»Es ist moralisch in Ordnung, weil es schon abgehakt ist, mein Junge.
Zusammenfassung.«
    Nach einer
Sekunde hob er den Blick und sah mir in die Augen. »Ich weiß nicht, wie ich mit
Ihnen über diesen Fall reden soll.«
    Die
Kellnerin knallte meinen Kaffee und unsere Sandwichs auf den Tisch und stakste
davon, um sich für ihr Fotoshooting fertigzumachen. Wir achteten beide nicht
auf sie. Ich sagte: »Sie meinen, weil ich mit fast allem und jedem in diesem
Fall persönlich zu tun habe.«
    »Genau.
Das muss schwer sein. Ich will es nicht noch schlimmer machen.«
    Und
fürsorglich war er obendrein. Der Junge würde es in spätestens fünf Jahren zum
Polizeichef bringen. Ich sagte: »Vielen Dank für Ihre Rücksichtnahme, Stephen.
Aber im Augenblick brauche ich von Ihnen keine Sensibilität, sondern
Objektivität. Sie müssen sich vorstellen, dieser Fall hätte nichts mit mir zu
tun. Ich bin bloß ein Außenstehender, der zufällig hereinkommt und auf den
neusten Stand gebracht werden muss. Schaffen Sie das?«
    Er nickte.
»Ja. In Ordnung.«
    Ich lehnte
mich zurück und zog meinen Teller näher ran. »Prima. Schießen Sie los.«
    Stephen
ließ sich Zeit, was gut war: ertränkte

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