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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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sein Sandwich in Ketchup und Mayonnaise,
schob seine Kartoffelchips auf dem Teller zusammen, sortierte seine Gedanken.
Dann sagte er: »Okay. Detective Kennedys Theorie lautet folgendermaßen. Am
Abend des fünfzehnten Dezember 1985 wollen Francis Mackey und Rose Daly sich am
Ende der Straße Faithful Place treffen, um zusammen durchzubrennen. Mackeys
Bruder Kevin bekommt Wind davon -«
    »Und wie?«
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Imelda einem Fünfzehnjährigen ihr Herz
ausgeschüttet hatte.
    »Das ist
unklar, aber offensichtlich hat irgendwer davon Wind bekommen, und Kevin bietet
sich da am ehesten an. Das ist einer der Faktoren, die für Detective Kennedys
Theorie sprechen. Jeder, mit dem wir geredet haben, hat ausgesagt, dass
Francis und Rose ihre Flucht vollkommen geheim gehalten hatten, dass keiner
auch nur eine Ahnung von ihrem Plan gehabt hatte. Aber Kevin war ganz nah am
Geschehen. Er hatte ein gemeinsames Zimmer mit Francis. Er könnte etwas bemerkt
haben.«
    Die gute
Mandy hatte den Mund gehalten. »Mal angenommen, die Möglichkeit fällt weg. In
dem Zimmer gab es nichts zu sehen.«
    Stephen
zuckte die Achseln. Er sagte: »Ich bin in North Wall aufgewachsen. Ich würde
sagen, die Liberties sind ganz ähnlich oder waren es zumindest: Die Leute leben
Wand an Wand, die Leute reden viel, Geheimhaltung ist ein Ding der
Unmöglichkeit. Ehrlich gesagt, ich würde mich stark wundern, wenn wirklich
keiner von der geplanten Flucht gewusst hätte. Sehr stark.«
    Ich sagte:
»In Ordnung. Lassen wir das mal offen. Wie geht's weiter?«
    Er
konzentrierte sich darauf, seinen Bericht abzugeben, was ihn ein wenig
entspannte; das war für ihn wieder vertrautes Terrain. »Kevin beschließt, Rose
abzufangen, bevor sie sich mit Francis trifft. Vielleicht verabredet er sich
mit ihr, vielleicht weiß er aber auch, dass sie ihren Koffer abholen muss, wie
auch immer, sie begegnen sich jedenfalls, höchstwahrscheinlich irgendwo in
Nummer sechzehn, Faithful Place. Sie geraten in Streit, er packt sie am Hals
und schlägt sie mit dem Kopf gegen die Wand. Cooper meint, es muss ganz schnell
gegangen sein, eine Sache von Sekunden. Als Kevin sich wieder in der Gewalt
hat, ist es zu spät.«
    »Motiv?
Warum sollte er sie überhaupt abfangen, von dem Streit mal ganz zu schweigen?«
    »Unbekannt.
Alle sagen aus, dass Kevin sehr an Francis hing, also wollte er vielleicht
verhindern, dass Rose ihn mitnimmt. Oder es könnte sexuelle Eifersucht gewesen
sein — er war gerade in das Alter gekommen, in dem er damit Probleme gehabt
haben könnte. Nach allem, was man hört, sah sie toll aus. Vielleicht hatte sie
Kevin abblitzen lassen, oder vielleicht hatten sie heimlich was miteinander —«
Stephen erinnerte sich plötzlich wieder daran, mit wem er sprach. Er wurde rot,
verstummte und warf mir einen bangen Blick zu.
    Ich
erinnere mich an Rosie, hatte Kevin gesagt. An ihre
Haare und dieses Lachen, und an ihren Gang... Ich sagte:
»Dafür war der Altersunterschied ein bisschen zu groß - ich meine, vergessen
Sie nicht, fünfzehn und neunzehn. Aber er könnte für sie geschwärmt haben,
stimmt. Weiter im Text.«
    »Tja. Das
Motiv muss keine große Sache gewesen sein. Ich meine, soweit wir wissen, hatte
er nicht vor, sie zu töten. Es sieht eher so aus, als wäre es einfach passiert.
Als er also merkt, dass sie tot ist, schleift er ihren Körper runter in den
Keller - vorausgesetzt, sie waren nicht schon da unten — und versteckt sie
unter der Betonplatte. Er war stark für sein Alter. Er hatte in dem Sommer als
Aushilfe auf dem Bau gearbeitet, Sachen geholt und geschleppt. Er wäre dazu in
der Lage gewesen.« Wieder ein kurzer Seitenblick in meine Richtung. Ich pulte
mir Schinkenfasern aus einem Backenzahn und sah ihn ausdruckslos an.
    »Irgendwann
findet Kevin dann den Abschiedsbrief, den Rose für ihre Familie dalassen wollte,
und ihm wird klar, dass er den zu seinem Vorteil nutzen kann. Er steckt die
erste Seite ein und lässt die zweite liegen. Er denkt sich, falls Francis sowieso
abhaut, werden alle einfach annehmen, was die beiden ursprünglich geplant
hatten: Sie sind zusammen durchgebrannt, und der Brief ist für ihre Eltern.
Und falls Francis doch wieder nach Hause geht, weil Rose nicht auftaucht, oder
falls er sich irgendwann mal bei seiner Familie meldet, werden alle denken, der
Brief war für ihn, und sie ist allein weggegangen.«
    »Und
zweiundzwanzig Jahre lang«, sagte ich, »ist es genauso gelaufen.«
    »Ja. Dann
wird Rose'

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