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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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Leiche gefunden, wir fangen an zu ermitteln, und Kevin gerät in
Panik. Alle, die wir befragt haben, sagen, dass er in den letzten beiden Tagen
ziemlich gestresst wirkte, mit steigender Tendenz. Schließlich erträgt er die
Anspannung nicht mehr. Er holt die erste Seite des Abschiedsbriefs aus dem
Versteck, wo er sie die ganze Zeit aufbewahrt hat, er verbringt einen letzten
Abend mit seiner Familie, und dann kehrt er an den Ort zurück, wo er Rose
getötet hat und ... Na ja.«
    »Er
spricht ein Gebet und hechtet aus dem Fenster im obersten Stock. Und der
Gerechtigkeit ist Genüge getan.«
    »Mehr oder
weniger, anscheinend. Ja.« Stephen beobachtete mich unauffällig über seinen
Kaffee hinweg, um festzustellen, ob er mir auf den Schlips getreten war.
    Ich sagte:
»Gut gemacht, Detective. Klar, knapp und objektiv.« Stephen atmete erleichtert
auf, als hätte er gerade eine mündliche Prüfung bestanden, und machte sich über
sein Sandwich her. »Was meinen Sie, wie viel Zeit haben wir, bis diese Version
zum heiligen Evangelium nach Kennedy wird und beide Fälle im Archiv landen?«
    Er
schüttelte den Kopf. »Vielleicht ein paar Tage. Er hat die Akten noch nicht
nach oben geschickt, und wir sammeln noch immer Beweise. Detective Kennedy ist
gründlich, ehrlich. Ich meine, ich weiß, er hat diese Theorie, aber das heißt
nicht, dass er sie dem Fall aufdrückt und alles andere als nebensächlich
abtut. Zumindest hört er sich so an, als würden wir - ich und die anderen
Fahnder - noch bis Ende der Woche im Morddezernat bleiben.«
    Was
praktisch hieß, dass mir noch rund drei Tage blieben. Keiner kramt gern alte
Sachen aus. Wenn die Ermittlungen erst mal abgeschlossen waren, würde ich schon
notariell beglaubigte Videoaufnahmen vorlegen müssen, die zeigten, wie ein
anderer beide Morde beging, ehe sie wieder aufgenommen wurden. »Das wird
bestimmt ein Heidenspaß«, sagte ich. »Was halten Sie persönlich von Detective
Kennedys Theorie?«
    Damit
hatte er nicht gerechnet. Er musste sich anstrengen, seinen vollen Mund unter
Kontrolle zu bringen. »Ich?«
    »Sie, mein
Bester. Ich weiß, wie Rocky arbeitet. Und wie ich bereits sagte, mich
interessiert, was Sie zu bieten haben. Abgesehen von Ihren tollen Tippkünsten.«
    Er zuckte
die Achseln. »Es ist nicht meine Aufgabe -«
    »Doch, ist
es. Ich will wissen, was Sie davon halten; damit ist es Ihre Aufgabe, mir zu
antworten. Ist Ihnen wohl bei seiner Theorie?«
    Stephen
biss noch einmal kräftig in sein Sandwich, um Bedenkzeit zu schinden. Er
starrte nach unten auf seinen Teller, hielt die Augen von mir abgewandt. Ich
sagte: »O ja, Stevie, Sie dürfen tatsächlich nicht vergessen, dass ich
verflucht voreingenommen sein könnte oder vor Trauer halb wahnsinnig oder
einfach nur von Natur aus wahnsinnig und dass ich, sollte eines oder alles
davon zutreffen, weiß Gott nicht gerade derjenige bin, dem Sie Ihr Innenleben
preisgeben sollten. Aber dennoch, ich wette, Ihnen kommt heute nicht zum ersten
Mal der Gedanke, dass Detective Kennedy falschliegen könnte.«
    Er sagte:
»Das ist mir schon mal durch den Kopf gegangen.«
    »Selbstverständlich.
Wäre dem nicht so, wären Sie ein Idiot. Ist das auch schon mal anderen in Ihrem
Team durch den Kopf gegangen?«
    »Mir hat
keiner was gesagt.«
    »Und das wird
auch keiner. Die haben alle drüber nachgedacht, weil sie auch keine Idioten
sind, aber sie halten die Klappe, weil sie Schiss davor haben, sich bei Rocky
unbeliebt zu machen.« Ich beugte mich über den Tisch so nah zu ihm vor, dass er
aufsehen musste. »Damit bleiben Sie, Detective Moran. Sie und ich. Falls der
Typ, der Rose Daly getötet hat, noch immer da draußen rumläuft, wird außer uns
beiden keiner versuchen, ihn zu fassen. Begreifen Sie jetzt allmählich, wieso
unser kleines Spiel ethisch in Ordnung ist?«
    Nach einem
Moment sagte Stephen: »Ich glaub schon.«
    »Es ist
ethisch absolut erste Sahne, weil Ihre primäre Verantwortung nicht gegenüber
Detective Kennedy besteht — oder gar mir. Sie haben eine Verantwortung
gegenüber Rose Daly und Kevin Mackey. Wir sind die letzte Hoffnung der beiden.
Also hören Sie auf, sich zu zieren wie eine Jungfrau, die ihr Höschen festhält,
und erzählen Sie mir, was Sie von Detective Kennedys Theorie halten.«
    Stephen
sagte lapidar: »Ich bin nicht begeistert davon.«
    »Warum nicht?«
    »Die
Lücken stören mich nicht so sehr - das unklare Motiv, die Frage, wie Kevin von
der geplanten Flucht erfahren haben soll und so weiter. Nach

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