Freunde müssen töten: Thriller (AKTIONSPREIS nur bis 9. Juni) (German Edition)
Minute länger dieselbe Luft wie dieser Mensch atmen.
„Woher wissen Sie über meine Gefühle Bescheid, Sie beschränkter Polizist!“, hörte er Falk Weber mit schriller Stimme hinterherrufen. „Was wissen Sie über meine Gefühle!“ Webers Stimme kippte über. „Wissen Sie, wie schmerzhaft es ist, wenn ein Mädchen nicht schreit, wenn es gequält wird? Man fällt in eine tiefe schwarze Leere, denn diese Schreie sind doch das Einzige, was man noch fühlen kann. Wenn das auch wegfällt, was bleibt dann? Dann kann man gleich so gut wie tot sein!“
Braun schüttelte traurig den Kopf und wünschte sich eine andere Gerechtigkeit, die Existenzen wie Weber auf direktem Weg in die Hölle befördern würde.
55. Ein Einhorn findet seinen Besitzer
„Oh, oh, was haben Sie mir denn da für einen netten Jungen vorbeigebracht!“ Camilla Dupont leckte sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe und strich mit den Fingerspitzen langsam an Tony Brauns Anzugjacke nach unten. „Gehen wir doch gleich zu mir nach hinten?“, flüsterte sie und näherte sich Brauns Mund mit halb geöffneten Lippen.
„Hör sofort auf damit, du Hure!“, fauchte Raphael Goldmann und Camilla wich entsetzt zwei Schritte zurück.
„Tut mir leid, Herr Doktor“, stammelte Camilla und blickte betreten auf ihre nackten Füße. „Es wird nie wieder vorkommen! Ich bin doch ein braves Mädchen.“
Gemeinsam mit Goldmann war Tony Braun zu dem Haus von Cordula Wagner gefahren, nachdem er die Einhorn-Brosche aus der Asservatenkammer der Polizei geholt hatte, wo sie als Beweisstück im Mordfall Laura Pestalozzi archiviert war.
Goldmann hatte ihn über Gregor Pestalozzis Beobachtung informiert und dann hatte er sich daran erinnert, dass seine Patientin Camilla Dupont häufig eine Einhorn-Brosche mit einem roten Auge trug, die ein Geschenk ihres Vaters war. Ab diesem Zeitpunkt war es für Braun erwiesen, dass Camilla Dupont in den Mord an Laura Pestalozzi verwickelt war. Laut Goldmann war Camilla allerdings eine sehr labile Persönlichkeit, deshalb war er auch mitgekommen.
„Camilla, wir sind hier, weil wir dir etwas zurückgeben wollen, das du verloren hast.“ Goldmann sprach vollkommen emotionslos und wies auf Braun, der einen Plastikbeutel aus seiner Tasche zog.
„Das ist deine Brosche, Camilla. Die mit dem Einhorn und dem rubinroten Auge.“ Goldmann lächelte freundlich, nahm Braun die Plastiktüte aus der Hand und schwenkte sie vor Camillas Gesicht hin und her.
„Oh, oh!“, klatschte Camilla vor Freude in die Hände. „Die Brosche. Endlich habt ihr sie gefunden! Da wird sich Cordula aber freuen! Sie hat sie doch schon überall gesucht.“
„Das ist nicht Ihre Brosche?“, schaltete sich Braun in das Gespräch ein.
„Aber nein, schöner Mann! Aber nein!“ Camilla zwinkerte Braun aufmunternd zu. „Ich habe meine doch noch. Das ist die Brosche von Cordula.“ Sie langte nach der Plastiktüte. „Hier, den kleinen Zacken des Horns hat sie abgebrochen.“ Camillas Stimme rutschte in eine höhere Tonlage und sie plapperte wie ein kleines Mädchen. „Papa ist sehr wütend geworden und Cordula musste zwei Tage bei Tisch sitzen, ohne etwas zu essen. Cordula wurde weggesperrt, dorthin wo es ganz, ganz dunkel ist, und durfte nicht weinen. Niemals weinen! Oh, oh. Papa war sehr, sehr wütend darüber, dass Cordula ihre Brosche kaputt gemacht hat.“
„Ist schon in Ordnung, Camilla! Könntest du bitte auf dein Zimmer gehen?“
Alle blickten nun auf Cordula Wagner, die langsam die Schiebetüren der Wohnhalle geöffnet hatte und zu den riesigen Fenstern ging, an die der Schnee klatschte. Sie wartete noch, bis ihre Zwillingsschwester verschwunden war, dann griff sie in die Tasche ihrer Chanel-Jacke, zog eine silberne Dose hervor und zündete sich eine Zigarette an. Gierig inhalierte sie und blies den Rauch gegen die Fensterscheibe.
„Laura Pestalozzi hat mich erpresst! Brigitta hat ihr erzählt, dass sie die Tochter des Polizeipräsidenten ist und als Lola zur Hure wurde, um mich zu bestrafen. Warum nur hat sie ihren Mund nicht gehalten, das dumme Ding. Laura, dieses Gossenkind, hat natürlich sofort ihre Chance gewittert.“ Cordula Wagner zog so intensiv an ihrer Zigarette, dass die Hälfte verglühte. „Eines Tages rief mich Laura an und erzählte mir am Telefon, dass meine Tochter eine Nutte ist.“ Bei der Erwähnung des Wortes „Nutte“ lachte sie höhnisch auf. „Als ob ich das nicht gewusst hätte!“ Mit vor Wut zitternden
Weitere Kostenlose Bücher