Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)
Meinung als Chef der Mordkommission dazu?“ Kim Klingers Stimme bahnte sich den Weg durch die Reihen der Journalisten, brüchig, rauchig, einfach total kaputt.
„Eine weltbekannte Schönheit wurde angeblich von ihrem Bruder ermordet und Sie gehen so einfach wieder zur Tagesordnung über?“
„Ja und, was soll diese Frage!“, schnappte Braun zurück, der spürte, dass die Journalistin nicht locker lassen würde.
„Es wurde ja nicht einmal ansatzweise in andere Richtungen ermittelt. Stimmt das?“
„Das ist richtig, weil alle Indizien für Gregor Pestalozzi als Täter sprechen.“ Braun machte eine kurze Pause. „Es gibt ja auch ein Motiv. Vielleicht hat er es nicht verkraftet, dass seine schöne Schwester so erfolgreich war, denn dass sie sogar im Tod eine außergewöhnliche Schönheit war, haben wir selbst gesehen. Außerdem ist jede Veränderung des täglichen Ablaufs bei seinem Krankheitsbild sehr gefährlich.“ Als Braun weitersprechen wollte, kam auch schon die nächste Frage von Kim.
„Habe ich Sie da richtig verstanden. Ihnen hat die tote Laura Pestalozzi gefallen? So nach dem Motto: die Schöne und der Tod?“
„Was?“
„Sie verstehen mich genau, Chefinspektor. War das ein Kick, als Sie Laura gefunden haben? In der Badewanne, vielleicht sogar nackt. Sie haben es ja selbst gesagt: Laura Pestalozzi war eine außergewöhnliche Schönheit, sogar noch im Tod. So schön kann also töten sein! Das haben Sie doch gedacht, als Sie Laura Pestalozzi gefunden haben?“
„Sind Sie komplett verrückt?“ Vor Wut zitternd knüllte Braun sein Manuskript zusammen und schleuderte es auf den Boden. „Was soll diese Scheiße! Recherchieren Sie besser: Die Tote lag auf dem Boden, in den Armen ihres Arschloch-Bruders, der sie ermordet hat! Das ist doch komplette Scheiße, was Sie sich da zusammenreimen! Wollen Sie etwa andeuten, dass mich die tote Laura Pestalozzi angetörnt hat?“
„Wann hat man schon die Gelegenheit, eine nackte Miss World zu sehen, warum also nicht?“
„Das genügt! Gibt es noch andere Fragen?“, schaltete sich Oberstaatsanwalt Ritter schnell ein und hielt dann die Hand über das Mikro. „Lassen Sie sich nicht provozieren, Braun“, flüsterte er Braun ins Ohr, doch dieser dachte nicht im Mindesten daran, einzulenken.
„Jetzt hören Sie mir mal zu!“, brüllte er und war plötzlich wieder ganz tief unter Wasser, tauchte durch den Tunnel, sah das Licht am Ende, wusste, dass er durchtauchen sollte, wie es ihm die Therapeutin vor langer Zeit geraten hatte, doch er war in dem Tunnel gefangen und konnte nicht mehr atmen, sondern nur noch schreien.
„Töten ist einfach schön! Gefällt Ihnen das?“, schrie er und seine Stimme klang schrill, knisternd und übersteuert aus den Lautsprecherboxen. „Ich komme an einen Tatort, sehe eine nackte Frauenleiche, am besten eine Miss World, und sage ganz geil und glücklich: Töten ist einfach schön!“
Braun stoppte und hätte der entgeistert dreinblickenden Journalistenmeute am liebsten den Mittelfinger gezeigt, aber dann begnügte er sich mit einer abwertenden Geste in Richtung Kim.
„Sie können mich mal!“
Zack! Jetzt war er endlich aufgetaucht und zurück im wirklichen Leben. Natürlich bemerkte er die peinliche Stille, den schockierten Blick von Big Boss Wagner, sah die gerunzelte Stirn von Ritter und den verächtlich hochgezogenen Mund von Goldmann, der auch als Erster das Wort ergriff.
„Der Chefinspektor ist emotionell in den Fall verstrickt, deshalb dieser Ausbruch. Wie Sie ja alle wissen, wurde Chefinspektor Braun bei der Festnahme beinahe getötet. Ein derartiges Erlebnis hinterlässt in der Psyche natürlich Spuren! Davon wurden Sie jetzt Zeugen. Als Arzt kann ich nur sagen: Das Verhalten des Chefinspektors ist ganz normal.“
„Chefinspektor Braun ist einer unserer fähigsten Ermittler“, assistierte ihm Polizeipräsident Wagner pathetisch. „In seinem unermüdlichen Kampf für Recht und Ordnung hat er für uns alle sein Leben riskiert.“
„Sie dürfen nicht vergessen, dass Chefinspektor Braun auf der Seite des Rechts steht und die Öffentlichkeit vor Verbrechern schützt. Damit Sie alle und auch Ihre Familien beruhigt schlafen können!“, mischte sich jetzt auch Oberstaatsanwalt Ritter in die Diskussion ein.
„Herr Präsident! Ihr Termin, wir müssen unseren Zeitplan einhalten.“ Klein, der Fahrer von Wagner, hatte während der Diskussion den Saal durchquert und stand jetzt plötzlich neben dem Podium. Als
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