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Frieden auf Erden

Frieden auf Erden

Titel: Frieden auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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denn so? Du hast mir schon alles entdeckt …«
    Er war fertig, seine Wangen zuckten. Ein bißchen tat er mir leid.
    »Du wirst dich nicht auf mich berufen?«
    »Ich ändere Namen und Aussehen.«
    »Man wird mich trotzdem erkennen.«
    »Nicht unbedingt. Glaubst du etwa, du bist der einzige, den man hier auf mich angesetzt hat? Es kam alles durch euch, stimmt’s?«
    Er war empört.
    »Durch irgendein ›uns‹ überhaupt nicht! Wir haben mit der Lunar Agency nichts zu tun. Die waren es!«
    »Wie und zu welchem Zweck?«
    »Ich weiß nicht genau, wie, aber ich weiß, zu welchem Zweck. Du solltest nicht zurückkommen. Wärest du dort verschollen, so wäre alles beim alten geblieben.«
    »Aber doch nicht ewig. Früher oder später …«
    »Gerade um das ›später‹ ging es ja! Sie fürchteten deinen Bericht.«
    »Schön und gut, aber dieser Staub? Wie ist er in meinen Raumanzug gekommen? Wie konnten sie von ihm wissen?«
    »Sie wußten es nicht, aber Lax hatte seine Befürchtungen. Deswegen machte er Ausflüchte mit diesem Dispersanten.«
    »Und ihr habt das erfahren?« fragte ich verwundert.
    »Einer seiner Assistenten ist unser Mann. Lauger.«
    Ich erinnerte mich des ersten Gesprächs mit Lax. Er hatte in der Tat davon gesprochen, daß einer seiner Mitarbeiter ihn hintergangen habe. Die ganze Geschichte erschien in einem neuen Licht.
    »Und die Kallotomie – waren die das auch?« fragte ich.
    »Keine Ahnung.« Er zuckte die Schultern.
    »Du wirst es nie erfahren«, fuhr er fort. »Niemand wird es erfahren. Wenn es um den höchsten Einsatz geht, hört die Wahrheit auf zu existieren. Es bleiben nur Hypothesen, verschiedene Versionen. Wie es bei Kennedy war.«
    »Dem Präsidenten?«
    »Hier war der Einsatz noch höher, es ging um die ganze Welt! Jetzt stell mir aus, was du versprochen hast.«
    Ich entnahm der Schublade Briefpapier und Kugelschreiber. Gramer stellte sich abgewandt ans Fenster. Ich unterschrieb und gab ihm das Schriftstück. Er sah es durch und staunte.
    »Hast du dich nicht geirrt?«
    »Nein.«
    »Zehn Prozent?«
    »Jawohl.«
    »Du hast zugelegt, da will ich nicht zurückstehen: Der Dispersant sollte dich auf den Mond locken.«
    »Soll das heißen, daß Lax …? Das glaube ich nicht!«
    »Lax wußte nichts davon. Lauger kannte alle Pläne, er fügte den Programmen noch eines hinzu. Das war keine Kunst, er ist ja Programmierer.«
    »Also ist das doch durch euch gekommen.«
    »Nein. Er hat für drei Seiten zugleich gearbeitet.«
    »Lauger?«
    »Ja. Aber wir brauchten ihn.«
    »Schön. Der Dispersant hat mich gerufen, ich bin gelandet. Was aber ist mit diesem Sand?«
    »Ein zufälliger Faktor, den niemand vorausgesehen hat. Wenn nicht du dich an jenen Moment dort oben erinnerst, wird es niemals mehr zu erfahren sein. Von niemandem.«
    Er faltete das Papier zusammen und steckte es ein.
    »Mach’s gut!« warf er mir von der Tür aus zu.
    Ich sah ihm nach, er ging zum Hauptgebäude. Ehe er hinter einer Hecke verschwand, ergriff meine Linke die Rechte und drückte sie kräftig. Ich will nicht sagen, daß dieser Ausdruck der Zustimmung mich erfreute. Aber irgendwie mußte das Leben ja weitergehen.
     
    Mai 1984
     

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