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Friedhof der Verfluchten

Friedhof der Verfluchten

Titel: Friedhof der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihr mein Kreuz. Für einen Moment glaubte ich, Angst auf ihrem Gesicht zu lesen. Es konnte allerdings auch der Widerschein des Kerzenlichts gewesen sein, der über ihre Züge geisterte.
    »Mit diesem Kreuz wird es mir gelingen, den unheimlichen Zauber der Stadt zu vernichten«, sprach ich sie an. »Du kannst dich nicht wehren, das ist nicht möglich. Ihr seid von einem dämonischen Fluch besessen, der die Macht des Guten zerstören wird. Brigadoon darf nicht mehr erscheinen.«
    »Ich habe keine Angst vor dem Kreuz«, erwiderte sie. »Wir befinden uns in der Schlosskapelle, an dem Ort, wo ich jeden Tag gebetet habe, bis die Mörder kamen. Ich bin mit dem Kreuz aufgewachsen, es bereitet mir keine Furcht.«
    »Aber auf deinem Grab stand das Kreuz mit den Totenschädeln. Das habe ich bereits zerstört, deshalb bin ich mir nicht sicher, ob deine Worte auch stimmen. Zudem sind wir nicht allein. Die Brut der Verfluchten hat sich auf den Weg gemacht, um dieses Schloss zu besetzen. Sie werden auch vor dir nicht halt machen.«
    Zum erstenmal lachte Angela.
    »Ich kann sie stoppen!« behauptete sie. »Kein Zombie wird sich in meine Nähe wagen. Jeder von ihnen weiß, welche Schuld er auf sich geladen hat, und sie wissen auch, dass ich zu ihnen gehöre. Sie hätten sich längst meinen toten Vater holen können, das habe ich nicht zugelassen, aber sie kommen alle hundert Jahre auf dieses Schloss, um mich um Verzeihung zu bitten. Denn ich bin ihre Herrin und führe sie in Wirklichkeit an. Ich bin die Königin der Zombies. Die Herrin dieser Burg und von Brigadoon!«
    Diese Eröffnung überraschte mich. Ich hatte gedacht, dass Angela eine Feindin der lebenden Toten wäre. Ein Irrtum, wie sich jetzt herausstellte. Sie selbst war ein Zombie, und sie hatte die Führung über die lebenden Leichen übernommen.
    Königin der Zombies, hatte sie uns gesagt. Zwar ein wenig übertrieben, aber im Prinzip hatte sie recht. In ihrem Bereich war sie die Königin.
    »Sie werden kommen, um ihr zu huldigen.« Modesty Blaine sprach die Worte. Ich dachte darüber nach und musste zugeben, dass sie recht damit gehabt hatte.
    Über ihre Mörder hatte sie die Herrschaft übernommen. Sie stand ihnen vor.
    Eine Überraschung fürwahr. Sogar eine so außergewöhnliche, dass ich nichts unternahm, als Angela uns einfach stehen ließ und zur Tür der Kapelle schritt.
    Modesty Blaine machte einen zögernden Schritt, hob den rechten Arm und zielte mit der Beretta auf ihren Rücken.
    »Nein, nicht«, sagte ich.
    »Weshalb nicht?«
    »Weil ich etwas sehen möchte. Ich will wissen, ob sie uns angelogen hat oder nicht.«
    »Und wenn?«
    »Werde ich sie mir vornehmen«, gab ich zurück.
    Wir warteten beide ab, bis Angela die kleine Kapelle verlassen hatte. Noch ungefähr eine halben Minute gab ich zu, bevor ich Modesty zunickte. Die junge Frau verstand. Mit mir zusammen setzte sie sich in Bewegung.
    »Sie allein hält den Fluch noch aufrecht«, murmelte Modesty. »Nur Angela. Sie will gar nicht, dass er aufgehoben wird, denn es ist ihre Rache.«
    »Da haben Sie genau ins Schwarze getroffen«, stellte ich fest.
    »Und was sollen wir jetzt machen?«
    Meine Hand lag bereits auf der Klinke. Nur drückte ich sie noch nicht nach unten. »Das weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall lasse ich Angela nicht aus den Augen, denn mit ihr steht und fällt Brigadoon.«
    Nach diesen Worten öffnete ich die Tür. Freie Sicht auf den Burghof. Modesty Blaine umriss mit nur zwei Worten die Situation.
    »Mein Gott!«
    Sie hatte recht. Es war schaurig, und ich hätte auch nicht anders reagiert.
    Alle Zombies hatten den Burghof erreicht. Sie standen so, dass sie zur Kapelle schauen konnten. Vor diesem Halbkreis aus untoten Leibern hielt sich Angela, ihre Königin, auf.
    Ein gespenstisches Bild. Kein Horrorfilm hätte es echter nachzeichnen können. Im grauen Licht der Stadt diese Gestalten zu sehen, war schon erschreckend. Sie standen nicht still, sondern kamen mir vor, als würde der Wind gegen ihre Rücken wehen und sie leicht nach vom drücken, so dass sie Schwierigkeiten hatten, ihr Gleichgewicht zu bewahren. Von ihren Gesichtern war nicht allzu viel zu erkennen, sie waren nicht mehr als schimmernde, weiße Flecken.
    Und sie griffen Angela nicht an. Sie gehörte tatsächlich zu ihnen, war ihre Königin. Angela führte die Brut der Verfluchten an!
    Auch ich, der ich viel gewohnt war, hatte Mühe, mein Entsetzen zu unterdrücken.
    Modesty Blaine aber begann zu zittern. Sie hatte die Zombies

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