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Friedhofskind (German Edition)

Friedhofskind (German Edition)

Titel: Friedhofskind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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ich schon als Antwort auf Euren Brief schrieb, sind wir glücklich darüber, Euch beherbergen zu dürfen. Ihr werdet im Gästehaus neben der Klosterkirche schlafen und könnt mit mir und den Mönchen im Refektorium speisen. Ihr sollt schon heute Abend an meinem Tisch sitzen.«
    »Dafür danke ich Euch, Vater. Nun würde ich gern meine Truhe in dem Zimmer abstellen, das Ihr uns zugedacht habt. Willalme hat sie den ganzen Weg von dort, wo uns der Fährmann abgesetzt hat, hierhergeschleppt, und sie ist sehr schwer.«
    Der Abt nickte zustimmend, dann durchschritt er den Vorraum, öffnete das Portal und blickte sich draußen suchend um. »Hulco, bist du da?«, rief er und versuchte, durch den dichten grauen Vorhang des Platzregens etwas zu erkennen.
    Eine seltsame Gestalt näherte sich schwankend, gebückt unter der Last eines Bündels Brennholz auf der Schulter. Anscheinend machte dem Mann der Regen nichts aus. Er war kein Mönch, sondern sah eher aus wie ein Bauer oder besser noch wie einer der Hausknechte, denen man die handwerklichen Arbeiten des Klosters übertrug. Das musste dieser Hulco sein. Er stammelte etwas in einer unverständlichen Mundart.
    Sichtlich verärgert, dass er selbst dem Knecht Anweisungen erteilen musste, sprach Rainerio zu ihm, als wolle er einem Tier etwas beibringen: »Gut, Sohn … Nein, lass das Holz. Leg es hierhin, hier. Brav. Nimm eine Schubkarre und hilf den Herren, diese Truhe ins Gästehaus zu bringen. Ja, dorthin. Und pass auf, dass du sie nicht fallen lässt. Gut, begleite sie dorthin.« Seine Miene änderte sich schlagartig, als er sich wieder an seine Gäste wandte: »Er ist grob, aber willig. Wenn Ihr sonst nichts mehr benötigt, erwarte ich Euch dann in Kürze im Refektorium zum Abendessen.«
    Nachdem sie sich von Rainerio und Uberto verabschiedet hatten, folgten die beiden Reisegefährten Hulco, der, obwohl er das Holzbündel abgelegt hatte, immer noch gebückt und schwankend ging und dabei die Fersen tief in den Morast drückte.
    Der Regen hatte aufgehört. Die Wolken teilten sich und machten einem rötlichen Sonnenuntergang Platz. Schwärme kreischender Schwalben wirbelten durch die Luft, begleitet von einem Wind, der nach Salz und Meer roch.
    Am Gästehaus angekommen, wandte sich Hulco den beiden Reisenden zu. Die letzten Schimmer Tageslicht beleuchteten seinen ungeschlachten Körper. Unter einer abgeschabten Kappe sahen stoppelige Haare und eine Knollennase hervor. Ein dreckiger Kittel und eine an den Knien fadenscheinige Hose rundeten den erbärmlichen Anblick ab.
    »Domini illustrissimi«, nuschelte er. Darauf folgte eine Litanei in unsäglich stümperhaftem Latein, die so etwas heißen sollte wie: »Die Herrschaften wünschen, dass ich die Truhe hineinbringe?«
    Auf ein Nicken hin hob der Diener die Truhe von der Karre und schleppte sie mühsam ins Innere des Gebäudes.
    Das Gästehaus war beinahe zur Gänze aus Holz erbaut, die Wände mit Rohrgeflecht verkleidet. Am Eingang erwartete sie bereits ein eher finster wirkender Kerl mit stechenden Augen, der einen Kittel aus Flachsstoff trug. Ginesio, der Verwalter des Hauses, begrüßte die Reisenden und erklärte ihnen, dass der Abt ihm befohlen habe, er solle das bequemste Zimmer für sie bereithalten.
    »Geht hinauf, die dritte Tür rechts führt zu Eurer Unterkunft«, sagte er mit einem plump vertraulichen Lächeln und zeigte auf eine Treppe, die ins obere Stockwerk führte. »Fragt mich bitte, wenn Ihr irgendetwas braucht. Guten Aufenthalt.«
    Ignazio und Willalme folgten Ginesios Angaben. Nachdem sie die Stufen hinaufgestiegen waren, standen sie bald vor einer Holztür, die Ignazio, der daran gewöhnt war, in Gemeinschaftsräumen zu schlafen, wo die Lager nur mit Vorhängen abgetrennt waren, als wahren Luxus zu schätzen wusste.
    Erschöpft blieb Hulco hinter den Gästen stehen.
    »Danke, das genügt«, beschied ihm Ignazio. »Du kannst ruhig wieder an deine Arbeit gehen.«
    Dankbar stellte der Diener die Truhe ab, verabschiedete sich mit einer Verbeugung und entfernte sich auf seine gebückt-schwankende Art.
    Als sie allein waren, fragte Willalme: »Was tun wir jetzt?«
    »Zunächst einmal verstecken wir die Truhe«, erwiderte Ignazio. »Dann gehen wir zum Abendessen. Wir werden am Tisch des Abts erwartet.«
    »Ich glaube kaum, dass ich ihm sehr sympathisch bin, deinem Abt«, sagte der Franzose.
    Ignazio lächelte. »Wolltest du dich etwa mit ihm anfreunden?«
    Wie erwartet erhielt er keine Antwort. Willalme war kein

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