Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi
Nielsen aus seinem Dienstwagen und blickte sich suchend um. Hatte der Kollege nicht gesagt, man würde am Parkplatz beim Kiosk in der Max-Schmeling-Straße auf ihn warten? Weit und breit sah er jedoch nur Jogger, Mütter mit Kinderwagen und Horden von Hundebesitzern, aber keinen Polizeibeamten.
»Verdammt«, fluchte Peer Nielsen und zog sein Handy aus der Hosentasche. »Ja, ich bin’s noch mal. Wo ist denn nun die Leiche?« Eine vorbeigehende Frau mit Pinscher drehte sich entsetzt nach ihm um, während er auf die Antwort seines Kollegen wartete. »Praktikant? Hier? Nee.« Plötzlich trat ein rothaariger Hänfling zwischen zwei Bäumen hervor.
»Kommissar Nielsen?«, rief er mit piepsiger Stimme. Peer legte ohne Verabschiedung auf.
»Haben Sie sich absichtlich versteckt?« Die Gesichtsfarbe des Praktikanten passte sich der seiner Haare an.
»N…, nein.«
»Egal, wo ist die Leiche?« Der junge Mann drehte sich um und schlug wortlos einen Waldweg ein. Es war ein Stück zu laufen, ehe sie die Wiese und den Pavillon sahen, und Peer fragte sich, ob das Opfer am Fundort umgebracht worden war. Ansonsten musste es eine ganz schöne Plackerei gewesen sein, die Leiche durch den halben Volkspark zu schleppen, um sie hier abzulegen. Reifenspuren konnte er jedenfalls keine ausmachen. Plötzlich blieb der Rothaarige stehen und wies mit ausgestrecktem Arm auf den Pavillon, um den herum rot-weißes Absperrband flatterte. Sonst war allerdings nichts zu sehen. Peer Nielsen bückte sich unter dem Band hindurch und stand plötzlich an einem Abhang. Unterhalb von ihm sah er die Kollegen von der Spurensicherung durch das Gehölz kreuchen.
»Was machen Sie denn da oben?«, rief ihm Franke zu, der mit seinen Kollegen den Tatort sicherte und über den Eindringling verärgert war.
»Nielsen, Mordkommission«, rief Peer dem Polizisten zu, während er vorsichtig die Böschung hinabkletterte.
»Und wieso stapfen Sie dann einmal durchs Gelände? Hier gibt es einen ganz regulären Weg.«
»Ihr Praktikant«, erklärte Nielsen und wies in Richtung Pavillon, aber von dem Rothaarigen war nichts zu sehen.
»Ach der«, winkte Franke ab. »Ist wirklich zu nichts zu gebrauchen. Egal, gut, dass Sie da sind. Wir haben hier einen Leichenfund und der Notarzt schließt eine Fremdeinwirkung nicht aus.«
»Wer hat den Toten gefunden?« Franke drehte sich um und zeigte auf die Frau mit den vielen Hunden, die auf dem Weg stand. Peer Nielsen nickte. Mit der Hundebesitzerin würde er sich später unterhalten, zuerst wollte er mal einen Blick auf die Leiche werfen.
»Was habt ihr?« Der Beamte der Spurensicherung, der neben dem Toten kniete, stand auf und drehte sich um. Sein Blick verriet, dass diese Frage viel zu früh kam.
»Außer, dass wir es hier mit einer männlichen Leiche zwischen 60 und 70 Jahre alt zu tun haben, kann ich noch nicht viel sagen.«
Das sehe ich selbst, fuhr es Peer Nielsen durch den Kopf. Er rollte mit den Augen. »Könnte ein Raubmord gewesen sein. Sieht nach einer Schlagverletzung aus.« Er wies auf die Wunde am Kopf des Opfers.
»Ich bin nicht der Gerichtsmediziner. Das wird eine Obduktion zeigen.« Der Leichenwagen, der das Opfer in das Rechtsmedizinische Institut bringen sollte, stand bereit.
Er sah ein, dass es besser war, auf die Ergebnisse der Sektion zu warten, und ging daher zu der Hundebesitzerin. Sofort stürmten die Hunde auf ihn zu und sprangen wild kläffend um ihn herum.
»Und Sie haben den Toten gefunden?«, versuchte er sich mit lauter Stimme gegen das Gebell durchzusetzen.
»Nein, Kasper hat die Leiche entdeckt.« Sie zeigte auf den Schäferhund, der an seinen Schuhen schnüffelte.
»Und ist Ihnen etwas aufgefallen?« Die Frau kniff die Augen zusammen. Sie verstand ganz offensichtlich nicht, was er meinte. »Andere Personen, lag irgendeine mögliche Tatwaffe oder Geldbörse herum?«
»Nee.«
Der Kommissar schaute sich um. Der Tote lag ein gutes Stück vom Weg entfernt. Der Täter musste sein Opfer dorthin geschleift haben, oder – Peer Nielsens Blick wanderte die Böschung hinauf – er hatte ihn von oben hinabgestoßen.
4. Kapitel
Dirk Thamsen war wie gewöhnlich einer der Ersten auf der Dienststelle. Seit er vor einigen Jahren die Leitung der Niebüller Polizei übernommen hatte, war er immer gegen sieben Uhr im Büro, außer er war krank oder hatte Urlaub. Ersteres war aber seit Jahren nicht mehr vorgekommen und letzteres stand erst in drei Wochen an. Dann begannen nämlich endlich die
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