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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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nie aufgehört, sie zu lieben, hatte sich bemüht, den Kontakt zu ihr zu halten, in ihrer Nähe zu sein. Nur dadurch war ihm überhaupt aufgefallen, wie sehr sie sich veränderte. Von Mal zu Mal, wenn er ihr begegnet war, hatte sie müder und blasser ausgesehen, war immer stiller geworden. Ein Lächeln war nur noch selten über ihr Gesicht gehuscht. Anfänglich hatte er sich gefragt, was der Auslöser für diesen Wandel war. Dass es mit ihrem Mann Kalli zusammenhing, hatte er sich an drei Fingern abzählen können, doch von den körperlichen Misshandlungen hatte er zunächst nichts bemerkt. So eng war der Kontakt dann auch wieder nicht gewesen, und die Verletzungen hatte Sophie gegenüber anderen stets gut zu verstecken gewusst.
      Bis er eines Tages Zeuge einer handgreiflichen Auseinandersetzung wurde. Er hatte beruflich im Dorf zu tun gehabt und einen Abstecher zu den Carstensens gemacht. Zu jener Zeit nichts Ungewöhnliches, schließlich hatte Martin Münsterthaler den schroffen Landwirt in Rechtsangelegenheiten vertreten – allerdings hauptsächlich, um Sophie sehen zu können. Auf die paar Kröten, die Kalli Carstensen ihm für seine anwaltlichen Tätigkeiten gezahlt hatte, war er nicht angewiesen. Zumal er wusste, mit welch schmutzigen Geschäften der Mann sein Geld verdiente. Doch um in der Nähe seiner geliebten Sosi, wie er sie zärtlich nannte, sein zu können, hatte er sich auf eine Zusammenarbeit mit Kalli Carstensen eingelassen.
      Als er jedoch an diesem Tag vor der Tür gestanden hatte und gerade anklopfen wollte, war plötzlich ein riesiger Radau aus dem Inneren des Hauses zu ihm nach draußen gedrungen, dazu Kallis laute Stimme. Von Sophie war nichts zu hören gewesen. Ein mulmiges Gefühl hatte ihn ergriffen. Was war da gerade vorgefallen? Mit festem Schlag hatte er gegen die Haustür gehämmert. »Hallo? Alles in Ordnung bei euch?«
      Urplötzlich war es still geworden. Er hatte nur noch die gedämpfte Stimme von Kalli, der in scharfem Ton irgendetwas zischte, vernommen, dann war die Tür geöffnet worden, und der Landwirt hatte sich groß und breit vor ihm im Rahmen aufgebaut.
      Was er wolle? Momentan sei ein Besuch ungünstig, hatte er Martin Münsterthaler angefaucht und dabei einen unverkennbaren Alkoholgeruch verbreitet.
      Er sei rein zufällig im Dorf und wolle den beiden einen kurzen Besuch abstatten, hatte er geantwortet und versucht, einen Blick in den Hausflur zu erhaschen, in dem Sophies Schatten zu sehen gewesen war.
      Das sei gerade schlecht. Seiner Frau ginge es nicht gut, hatte Kalli Carstensen geantwortet und ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen.
      Seit diesem Moment wusste er Bescheid, und kein Tag war mehr ohne Angst und Sorge um seine geliebte Sosi vergangen. Gebettelt, ja geradezu angefleht hatte er sie, sie solle sich von ihrem Mann trennen. Doch Sophie war bei Kalli geblieben und hatte von all dem nichts wissen wollen. Statt seine ausgestreckte Hand zu ergreifen, hatte sie sich immer mehr von ihm abgewandt.
      Schließlich war dann dieser Plan in ihm gereift; anfänglich nicht mehr als eine Art Rachegedanke gegenüber dem gewalttätigen Konkurrenten. Eine Idee, entstanden aus Angst und Sorge um die geliebte Frau. Doch je länger er über die Möglichkeit, Sophie von ihren Qualen zu befreien, nachgedacht hatte, umso größer war ihm die Chance erschienen, so auch seine Sosi für sich zurückgewinnen zu können.
      Die Vorstellung, einen Menschen umzubringen, hatte ihn allerdings abgeschreckt. Er war eigentlich der Ansicht, dass man Gewalt nicht mit Gewalt bekämpfen konnte. Aber in diesem Fall gab es nun mal keine andere Lösung. Kalli Carstensen musste sterben, wenn er den Misshandlungen ein Ende setzen und freie Bahn bei Sophie haben wollte.
      Über mehrere Monate hinweg hatte er Überlegungen angestellt, wie er den unmenschlichen Landwirt aus dem Weg räumen konnte. Vergiften? Erschießen? Erdrosseln? Keine der ihm bekannten Mordmethoden war ihm durchführbar erschienen. Wie hätte er zum Beispiel Gift in das Essen seines Opfers mischen sollen? Und den verhassten Konkurrenten zu erwürgen, sah er sich rein körperlich nicht in der Lage. Was also hätte er tun sollen?
      So war die Zeit ins Land gegangen, und er hatte untätig mit angesehen, wie es Sophie kontinuierlich schlechter ging, wie sie drohte, an den grausamen Qualen zugrunde zu gehen.
      Bis zu jenem Abend vor etwas mehr als drei Wochen. Er hatte absichtlich an diesem Tag bei Sophie

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