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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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besser, ihm den Weg abzuschneiden, auszusteigen, die Waffe zu ziehen und abzudrücken?
      Die Bilder in seinem Kopf liefen unweigerlich weiter. Sie zeigten, wie er die Scheinwerfer ausmachte und seinem Opfer im Schritttempo und in einigem Abstand folgte. Kalli Carstensen bemerkte nichts davon. Er war zu betrunken und musste seine volle Konzentration dafür aufwenden, einen Fuß vor den anderen zu setzen. ›Wie soll ich ihn nur töten?‹ Schweißperlen rannen in Strömen über sein Gesicht, seine Hände umklammerten so krampfhaft das Lenkrad, dass die Handknöchel weiß hervortraten. Angestrengt verfolgte er jeden Schritt seines Opfers in der Dunkelheit.
      Und dann erreichte Kalli Carstensen die Risumer Grundschule. Hier musste er die Straßenseite wechseln, um seinen Heimweg fortzusetzen. Ohne nach rechts oder links zu blicken, trat er auf die Fahrbahn.
      Martin Münsterthaler erlebte die filmartige Rückschau derart real und zuckte zusammen, als ihn ein weiteres Mal jener Geisterblitz durchzuckte, der ihn in dieser Nacht gezwungen hatte zu handeln.
      Kalli Carstensen hatte die Mitte der Herrenkoogstraße noch nicht ganz erreicht, da schaltete er ohne weiter nachzudenken das Fernlicht ein, schloss die Augen und gab Gas.

23

    »Dürfte ich bitte erfahren, was Sie dort treiben?«
      Die drei Freunde hatten ihre volle Aufmerksamkeit den Mülltonnen gewidmet, die vor einem kleinen Mauervorsprung seitlich neben der Auffahrt standen. Ein Teil des Inhalts der grünen Tonne lag weit verteilt über die gesamte gepflasterte Zufahrt, und Haie steckte kopfüber bis zur Hüfte in dem Plastikcontainer für Altpapier.
      »Wir haben gedacht, dass sich in dem Müll vielleicht irgendwelche Hinweise finden lassen, eventuell sogar ein Beweis«, gab Tom dem genervt blickenden Kommissar Auskunft über ihr ungewöhnliches Vorgehen.
      Der schüttelte nur verständnislos seinen Kopf.
      »Ich glaube, Sie haben wohl zu viel ›Tatort‹ gesehen, was?«
      »Ich hab was!«
      Haies Kopf war puterrot, als er endlich wieder aus dem Papierbehälter auftauchte. Auf seinem Gesicht lag ein triumphierendes Strahlen, in der Hand hielt er ein Blatt Papier.
      »Hier«, er reichte Thamsen den Zettel. Tom und Marlene verrenkten neugierig die Hälse, um einen Blick auf das vermeintliche Beweisstück zu erhaschen.
      »Was machen Sie auf meinem Grundstück?«
      Kommissar Thamsen und die drei Freunde fuhren erschrocken herum. Hinter ihnen in der Auffahrt stand Martin Münsterthaler und schaute sie erzürnt an. Seinen Oberkörper hatte er kerzengerade aufgerichtet, die Hände demonstrativ in die Hüften gestemmt. Er wirkte bedrohlich, zumal der schwarze Labrador zu seinen Füßen nur auf sein Kommando zu warten schien, um sich auf die Eindringlinge zu stürzen.
      »Moin, Martin.«
      Haie erholte sich als Erster von dem Schrecken und nutzte sofort die Gelegenheit, dem Kommissar zuvorzukommen.
      »Wir haben da mal ein paar Fragen an dich. Wegen Kalli und so.«
      Die Miene des Anwalts hellte sich ein wenig auf, doch seine Körperhaltung blieb nach wie vor angespannt. Er ahnte, was für ein Schriftstück der Kommissar in den Händen hielt. Er hatte das Schreiben eigentlich verbrennen wollen, doch als er danach gesucht hatte, war es spurlos verschwunden. Irgendwie war es ihm aber nicht in den Sinn gekommen, dass seine Reinmachefrau für das Verschwinden des Dokumentes verantwortlich sein könnte. Sie hatte beim Aufräumen das Altpapier entsorgt. Auch das Rechnungsschreiben der Autowerkstatt, auf dem Dr. Münsterthaler handschriftlich vermerkt hatte, die geforderte Zahlung geleis tet zu haben, und das er anscheinend achtlos auf dem Sofa hatte liegen lassen. Dort hatte sie es nämlich zwischen zwei Polsterkissen steckend gefunden, und da es als erledigtes Schreiben markiert war, zum Altpapier gezählt.
      »Aber ich habe die Fragen der Polizei doch bereits beantwortet. Mehr kann ich zu dem Erbstreit der Carstensens wirklich nicht sagen«, entgegnete er und versuchte, seine Stimme möglichst belanglos klingen zu lassen, während er den Hund in die Garage sperrte.
      »Es geht nicht um den Erbfall«, konterte Haie, dem sofort der erschrockene Ausdruck in Martin Münsterthalers Blick aufgefallen war, als dieser das Schriftstück in Thamsens Händen entdeckt hatte.
      »Sondern?«
      Der Anwalt versuchte, nach wie vor den Ahnungslosen zu spielen, obwohl ihm eigentlich bewusst sein musste, wie sinnlos das war. Das

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